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Ihr stolzer Sklave

Ihr stolzer Sklave

Titel: Ihr stolzer Sklave
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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bescheidenes Mahl einnehmen? Meine Frau könnte dir etwas Gemüse anbieten oder …“
      Kieran schüttelte den Kopf. „Danke, aber ich glaube, ich sollte jetzt meine Familie begrüßen.“
      „Dein Vater wird dich sehen wollen.“ Steafán blickte mit einem Mal düster drein. „In den vergangenen Wochen ging es ihm nicht gut.“ Kieran wollte keine weiteren Einzelheiten hören, weshalb er zu seinem Cousin sagte: „Wir werden sofort zu meiner Familie gehen.“ Er straffte die Schultern, denn er wusste nicht, welch ein Willkommen ihn erwartete, wenn es denn überhaupt ein Willkommen geben würde.
      Als er die Hütte seiner Eltern erreichte, stand die Tür offen, um das Tageslicht hereinzulassen. Er entdeckte seine Mutter Eithne, die in einem großen Topf rührte. Sie wirkte, als sei sie, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, um zehn Jahre gealtert. Graue Strähnen durchzogen ihr tiefbraunes Haar, und Falten umrahmten Mund und Augen.
      „ Dia dhuit , Mutter“, grüßte er sie. Eithne wirbelte herum. Der Mund stand ihr offen. Sekunden später füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie öffnete die Arme und weinte leise, als er zuließ, dass sie seinen Kopf an ihre Schulter zog. „Du bist zu Hause. Allen Heiligen sei Dank, du bist zu Hause.“
      „Ich habe dich vermisst“, sagte er leise und erwiderte die ungestüme Umarmung seiner Mutter. Sie küsste ihn auf die Wange und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Danach stellte er ihr Iseult und die Kinder vor.
      Eithne strahlte. „Marcas, komm und schau. Es ist unser Kieran. Er lebt.“ Marcas saß an einem niedrigen Tisch und rührte sich nicht. Anders als Eithne schien er noch genau derselbe zu sein. Eine Haut wie Leder spannte sich über sein Kinn mit dem schwarzen Bart, sein Haar war immer noch schwarz, die Silbersträhnen, die es durchzogen, waren nicht mehr geworden.
      Jeder Muskel seines Körpers war angespannt, als Kieran sich seinem Vater näherte. Er machte sich auf dessen Zorn gefasst – oder auf ein eisiges Schweigen.
      Auf den Kummer in seinem Gesicht war er jedoch nicht vorbereitet. Als er sich ihm gegenüber an den Tisch setzte, schoss die Hand seines Vaters vor und packte ihn mit bemerkenswerter Kraft am Handgelenk, bevor er ihn in die Arme zog.
      „Mein Sohn“, keuchte Marcas.
      Ihm wurde vergeben, und Kieran fühlte sich wieder wie der Junge, der sich so sehr danach gesehnt hatte zu gefallen. „Es tut mir leid.“ Marcas weinte nur. „Gott sei gedankt, dass du zurückgekehrt bist. Ich wollte nicht euch beide verlieren.“
      „Ich gab mir die Schuld an Egans Tod“, gestand Kieran. „Ich hatte Angst, zurückzukehren.“
      „Aber du bist es.“ Marcas erhob sich und stützte sich dabei Halt suchend auf den Tisch. „In den letzten Monaten hätte der Stamm deine Stärke gebraucht. Es gibt viel für dich zu tun.“
      „Das gibt es“, stimmte Kieran ihm zu. „Und es ist Zeit für einen Neuanfang.“
      Ein weiterer Mond kam und ging. Iseults Bauch wurde runder und runder.
      Die Tage wurden jetzt langsam wärmer, und am Morgen lag kein Reif mehr auf den Gräsern. Aidan war alt genug, zu Pflegeeltern gegeben zu werden, doch sie brachte es nicht über sich, sich von ihm zu trennen. Nicht jetzt schon. Sie wollte noch oft sehen, wie Kieran Aidan auf seine Schultern hob, ihm vom Fischen und den Plänen für den Ringwall auf Ennisleigh erzählte, als könnte der Junge jedes Wort verstehen.
      Kieran hatte als Erstes mit der Einfassung des Palisadenzauns begonnen, und längst war noch nicht alles fertig. Im Innern der Umfriedung standen sechs Steinhütten, eine davon etwas abseits. Sie sollte ihnen gehören, wenn der rath erst einmal vollkommen befestigt war.
      „Einige meiner Stammesbrüder haben mir versprochen, sich zu uns zu gesellen“, sagte er. „Vielleicht haben wir eines Tages genug Leute, um einen eigenen Clan zu bilden.“
      „Was ist mit deinem Vater?“
      „Er zieht die alte Art vor. Marcas und ich werden uns sicher wegen einer Entscheidung streiten, die ich getroffen habe.“
      „Und um was geht es dabei?“
      „Ich habe für uns einen anderen Namen ausgewählt, in Erinnerung an meinen Bruder.“
      „An deinen Bruder, der getötet wurde?“
      Er nickte. „Wir werden die Söhne sein, die mein Bruder Egan nie haben konnte. Wir sind von nun an der Mac Egan-Clan.“
      Iseult umarmte ihn. „Ich glaube, er würde sich darüber freuen.“ Kieran führte sie ins Innere der
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