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Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Titel: Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
Autoren: Tom Diesbrock
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vorgestellt habe, stellen die Möglichkeit und den Sinn von Veränderung infrage. Der mentale Selbstboykott tut dies nicht. Er lässt zwar zu, dass ich beschließe, mich auf den Weg zu machen, und mir dies auch teilweise zutraue – vielleicht gehe ich sogar den ersten Schritt –, aber dann ist Schluss, und ich gehe nicht weiter. Als würde jemand anderes über mein Tun bestimmen. Wir nennen diesen anderen vielleicht unseren »Inneren Schweinehund«. Und dann schämen wir uns oft, weil wir anscheinend so schwach sind und er so stark. Als sei dies nur eine Frage der Willenskraft und mentalen Stärke.
    Stecken wir in der Sackgasse des mentalen Selbstboykotts, fühlt es sich häufig an, als hätte uns jemand den Stecker herausgezogen. Die Motivation und der Antrieb gehen auf null. Es scheint, als hätten wir auf einmal keine Energie mehr zur Verfügung. Für Tätigkeiten, mit denen wir uns dann gern ablenken (plötzlich müssen unbedingt Fenster geputzt, Autos gewaschen oder Schreibtische aufgeräumt werden!), ist aber immer ausreichend Energie vorhanden. Folgen wir der Versuchung, meldet sich schnell die Stimme des schlechten Gewissens und ermahnt uns, dass wir uns doch viel Wichtigeres vorgenommen hatten. Und so geht es in unserem Kopf immer hin und her, nur nicht voran. So als würde ein Teil von mir aufs Gaspedal treten, um mich auf Höchstgeschwindigkeit zu beschleunigen – und ein anderer mein inneres Bremspedal, weil der genau dies
nicht
möchte. Die Konsequenz: Ich komme nicht vom Fleck, verbrauche jede Menge Energie, komme mir blöd vor, und irgendwann ist der Motor kaputt. Die Diagnose: In mir arbeitet ein innerer Konflikt, der zu einer mentalen Blockade führt. Dies ist ein ganz normaler psychischer Mechanismus, der dem Prinzip folgt: »Wenn ich meiner Sache nicht hundertprozentig sicher bin, verhindere ich sie lieber und bleibe beim Bewährten, als dass sich am Ende das Neue als falsch und schädlich erweist.« Oder etwas volkstümlicher formuliert: »Schuster, bleib bei deinem Leisten (wenn du nicht
den
tollen Businessplan hast).« Die Konsequenz sind Unzufriedenheit und irgendwann nur noch Verzweiflung.
    |45| Entscheidend ist, wie psychologisch klug wir mit unserer inneren Blockade umgehen und sie entweder konstruktiv lösen oder nur immer weiter verfestigen. Um das Letztere zu erreichen, gibt es zwei sehr effektive Werkzeuge, die da heißen: Druck und Selbstkritik. Noch effektiver: noch mehr Druck und noch mehr Selbstkritik. Wahrscheinlich ist Ihnen diese Methode nicht unbekannt, denn die meisten von uns verwenden sie oft und gern. Wenn ich nicht so funktioniere, wie ich das – in meinen Augen – müsste, kritisiere ich mich dafür und unterstelle mir zum Beispiel Dummheit oder Faulheit. Selbst-Anklagen wie »Ich müsste schon viel weiter sein – andere können es doch auch« unterstützen meine Selbstkritik. Dann kann ich noch die inneren Daumenschrauben ansetzen und mir so richtig Druck machen: »Reiß dich endlich mal zusammen!« oder »Du hast es auch nicht anders verdient!« motivieren aber auch nicht wirklich.
    Manchmal unterstützen uns auch Bekannte und Freunde darin, indem sie uns mit Unverständnis und Genervtheit begegnen, wenn wir einfach nicht tun, was wir doch so gern wollen und angekündigt haben. Gerade wenn sie selbst dieses Problem nicht haben, können sie überhaupt nicht nachvollziehen, warum jemand nicht in die Hufe kommt. Oft lautet die Selbst- oder Fremddiagose in solchen Fällen: »Dann willst Du es wahrscheinlich auch gar nicht wirklich! Bleib, wo Du bist.« Also alles heiße Luft. Nur wird auf diese Weise meine mentale Selbstblockade mit Sicherheit nicht kleiner werden. Denn ist uns erst einmal bewusst geworden, dass unser Job ein totes Pferd ist, wird unsere Unzufriedenheit ein ständiger Begleiter bleiben. Der Geist will bekanntlich nicht zurück in seine Flasche, wenn er es erst einmal ans Tageslicht geschafft hat!

    Geht es Ihnen ähnlich? Nehmen Sie sich immer wieder vor, endlich etwas für den neuen Job zu tun

und kommen dann nicht aus dem Sessel? Neigen Sie dann auch zur Selbst-Kritik? Machen Sie sich selbst gern ordentlich Druck?

    Bei dieser zehnten Strategie wird besonders deutlich, wie sehr uns innere Konflikte und Widersprüche blockieren können. Obwohl wir |46| eine große Sehnsucht nach Veränderungen haben, halten wir uns selbst davon ab, den Weg dorthin einzuschlagen. Jede der zehn vorgestellten Strategien hat im Kern so einen Konflikt, denn der
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