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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten
Autoren: Katherine Hannigan
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nicht. Er stand jetzt einfach bloß da so wie zuvor schon die Apfelbäume.
    »Willst du mir sagen, Paulie T. hat Recht? Steht mir tatsächlich Schlimmes bevor?«
    Doch ich wusste, ich würde keine Antwort hören. Und an einem Tag wie diesem, an dem die Sonne schien, es noch vier Stunden bis zum Abendbrot waren und es noch sieben weitere Punkte auf meiner Spaß-Liste gab, tat ich das einzig Vernünftige. Ich entschied, dass der alte Baum
vielleicht nicht mehr so klar denken konnte wie noch vor ein paar Jahren. Dass er Paulie T. zustimmte, war ja ein sicheres Zeichen, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte. Aber ich wollte ihn wenigstens respektvoll behandeln und nichts Beleidigendes sagen.
    »Ja, dann danke für deine Hilfe«, rief ich, als ich loslief - den Berg hinunter, über den Bach, durch die Apfelplantage und weiter den ganzen Weg bis nach Hause. Ich zeichnete die Bilder in meinem Zimmer zu Ende, wo ich in Sicherheit war und niemandem im Weg, falls doch noch ein Sturm angefegt käme.
    Aber außer dem Abendessen, das leider Limabohnen und Rosenkohl enthielt, passierte nichts Schlimmes mehr an diesem Tag und auch nicht am nächsten. Einen Sturm mit Blitz und Donner hatten wir erst ein paar Tage später. Draußen tobte es gewaltig, Blätter und Zweige wirbelten durch die Luft, und Lulu versteckte sich unterm Bett, wo sie so tat, als hätte sie keine Angst, sondern wäre nur an den Staubflocken interessiert.
    Und ich dachte, das sei es wohl gewesen, wovon alle Bäume gesprochen hatten. Kein Grund also, glaubte ich, meinen Kopf noch weiter damit zu belasten.

3. KAPITEL

    »Eidabee.« So sprechen Mama, Daddy und alle, die mich ganz besonders gut kennen, meinen Namen aus. Meine Mama heißt Ida, doch auch wenn unsere Namen fast gleich sind, spricht sie mein Vater völlig unterschiedlich aus.
    Meistens, wenn er »Ida B« sagt, spricht er es schnell, es klingt ein Lächeln durch, und seine Stimme springt auf und ab, so wie wenn du zu einer fröhlichen Musik mit dem Fuß klopfst.
    Wenn er aber »Ida« sagt, dehnt sich der Name länger und immer länger, ohne spitze Ecken oder scharfe Wechsel. »Eihhh-dah«, sagt er dann, und sein Atem wandert durchs Zimmer, gleitet über Mamas Schultern, danach an ihrer Taille vorbei, und bewegt sich immer weiter, sodass jeder von der warmen Sanftheit eingelullt wird. Du hörst den Namen auch dann noch, wenn der Laut schon längst verklungen ist, und du musst einfach lächeln, nur deshalb, weil jemand das Wort »Ida« gesagt hat, und das, obwohl
es ja nun nicht gerade der schönste Name der Welt ist.
    Nur wenn es Ärger gibt, bin ich zu Hause nicht »Ida B«. Wenn das der Fall ist - und es ist ein- oder zweimal vorgekommen -, und meine Leute schreien nach mir, dann heißt es »IDA B APPLEWOOD«. Jedes einzelne Wort abgetrennt, geradezu wie herausgehämmert: »IDA … B … APPLEWOOD… Wo steckst du? Komm sofort nach Hause!«
    Dann sage ich, egal ob ich gerade in dem alten Baum auf dem Berg sitze oder im Bach einen Damm baue: »Tja, das bin ich. Ich glaube, ich geh dann jetzt besser.«
    Wenn ich in der Obstplantage bin, sagen die älteren Bäume zu mir: »Beeil dich lieber, Ida B«, oder: »Nun lauf schon und schau, was dein Vater will.«
    Nur der Bach jammert und versucht, mich herumzukriegen: »Geh nicht, Ida B, geh nicht. Es ruft überhaupt niemand, außerdem können sie doch warten. Bleib da, Ida B. Bleib da und spiel weiter.«

    Ärger kriege ich eigentlich nicht wegen großer Geschichten. Meistens sind es eher Kleinigkeiten: Ich war mal wieder dran mit Tellerwegstellen und hab’s vergessen oder ich hab den Rest des Mais-und-Limabohnen-Eintopfs an die armen hungernden Wildtiere in der Nachbarschaft verfüttert.
    Einmal habe ich für Lulu aus einem Haufen Bücher und Schachteln ein Haus gebaut. Ich fing in der Mitte des Wohnzimmers an, und die größte Schachtel, die ich hatte, sollte Lulus Privatgemach werden. Es hatte ein
Schnurrhaar als Fernsehantenne, ein Kissen aus dem Sofa als Bett und mit einem großen, scharfen Messer schnitt ich die Fenster aus. Dann baute ich aus ein paar anderen Schachteln eine Bibliothek, ein Spiel- und ein Esszimmer. Aus Laken und Decken, die wie Zelte über den Stühlen und Tischen in unserem Wohnzimmer hingen, baute ich Ferienwohnungen, damit all ihre Freunde - die sie vielleicht einmal haben wird, wenn sie an ihrem Verhalten noch arbeitet - kommen und sie besuchen konnten. Das Ganze wurde so groß, dass es fast das komplette Zimmer einnahm und sich
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