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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten
Autoren: Katherine Hannigan
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dass er nicht fortfahren würde, wenn ich nicht auch spräche. Wie in der Kirche, wenn der Pastor wartet, dass du »Amen« sagst, ehe er mit seiner Predigt fortfährt.
    »Aber ich möchte, dass du dich immer daran erinnerst: Wir besitzen die Erde nicht. Wir sind die Hüter der Erde, Ida B.« An dieser Stelle atmete er wieder so durch wie vorher. »Ich bin dankbar, dass wir dieses Land haben, und auch, dass du es einmal haben wirst. Doch wir besitzen
es nicht. Wir hüten das Land und alles, was darauf ist. Und wenn wir es geschafft haben, sollte es in einem besseren Zustand sein, als wir es vorgefunden haben.«
    Also, dazu musst du wissen, dass mein Daddy sehr klug ist. Meistens gibt es nicht viel, worüber wir anderer Meinung sind, höchstens wenn es drum geht, wann ich ins Bett muss oder ob Kinder gezwungen werden sollten, bestimmte Dinge zu essen. Während ich also dem meisten, was er sagte, vollkommen zustimmte, dachte ich doch, dass er vielleicht diese eine Idee besser noch mal überdenken sollte. Und ich war genau die richtige Person, um ihm dabei zu helfen.
    Wenn aber Daddy so spricht, sage ich nicht sofort etwas. Er wirkte so ernst, als er sagte: »Wir sind die Hüter der Erde«, und - sich dabei über die Stirn wischend und mit dem Kopf nickend - in die Weite des Himmels starrte, dass mir klar war, ich musste ein bisschen warten, ehe ich Ida Bs »äußerst gewichtigen Goldklumpen der reinen Weisheit« mit ihm teilte. Also liefen wir eine Weile weiter.
    Doch als wir auf dem Weg nach Hause waren und wieder die Obstplantage erreichten, sagte ich: »Daddy?«
    »Ja, Ida B?«
    »Ich glaube, es wachsen genügend Äpfel auf der Plantage, dass wir jeden Tag Kuchen essen und sogar noch der Königin von England ein paar schicken könnten.«
    »Hmmm«, sagte Daddy.
    Ich ließ ihm ein paar Minuten Zeit, über diesen Gedanken nachzusinnen.
    Erst als wir am Bach vorbeikamen, sagte ich: »Daddy?«

    »Ja, Ida B?«
    »Manchmal im Sommer fange ich an, so schlimm zu schwitzen und zu stinken, dass Lulu mich anfaucht, wenn ich in ihre Nähe komme, und sogar Rufus läuft davon. Dann komme ich hierher und lege mich mit allem, was ich anhabe, in den Bach. Ich lasse seine Kühle über mich hinwegströmen und spüre, wie auch der Gestank mit fortströmt. Und das ist wunderbar, Daddy.«
    Daddy lächelte nur.
    Ich gab ihm einige Augenblicke Zeit, um den Gedanken ganz einsinken zu lassen.
    Als wir schließlich an das Ende des Feldes kamen, schien der Mond so hell, dass der Weg aussah, als würde er leuchten. So als würde uns der Mond den Weg nach Hause weisen.
    Deshalb zeigte ich nur hin. Und Daddy nickte mit dem Kopf, als wüsste er, was ich meinte.
    Als wir dann auf dem Weg durch die Felder waren, sagte ich ganz leise: »Daddy?«
    »Ja, Ida B?«
    Ich blieb stehen.
    Als Daddy sah, was ich tat, blieb auch er stehen und wartete.
    »Ich glaube, die Erde behütet auch uns .«
    Na ja, Daddy sah mich schon irgendwie überrascht an. Er stand eine Weile da, rieb sich das Kinn und wog ab.
    Aber am Ende lächelte er, nickte und ging wieder weiter und ich ging mit ihm. Dann sagte er: »Ich glaube, du hast Recht, Ida B.«

    Und während des restlichen Wegs bis nach Hause waren wir still und freuten uns an dem Wind, der zwischen den Sternen hindurchblies.

5. KAPITEL

    Das esse ich jeden Morgen zum Frühstück: warme Haferflocken mit Rosinen und Milch, aber ohne Zucker. Auch im Sommer. Doch vor allem im Winter.
    Ab und zu fragt mich Mama: »Willst du nicht mal eine kleine Abwechslung, Ida B?«
    Also, wenn wir aufstehen, ist es draußen meistens noch dunkel. Beim Frühstück bin ich manchmal so müde, dass ich meinen Kopf nur mit den Armen auf dem Tisch oben halten kann. Und ich öffne auch die Augen bloß, um sicher zu sein, dass die Haferflocken auf meinem Löffel sind und den Weg in meinen Mund finden, aber beim Kauen schließe ich sie wieder. Ich bin noch nicht bereit für tief schürfende Gedanken oder Überraschungen.
    Wenn mich meine Mutter also fragt, antworte ich: »Es ist zu früh für eine Abwechslung, Mama.«
    Das gibt es bei mir jeden Tag zum Mittagessen: eine Scheibe Brot mit Erdnussbutter, Milch und einen Apfel,
am liebsten einen der Sorte McIntosh, denn die duften ganz stark und haben eine dünne Schale, von der Daddy manchmal behauptet, sie ähnelt meiner Haut.
    »Willst du nicht mal was anderes ausprobieren, Ida B?«, fragt mich Daddy.
    Also, mittags bin ich natürlich hellwach und schon flei ßig gewesen, habe meine Arbeiten im
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