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Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten

Titel: Ida B ... und ihre Pläne, so viel Spaß wie möglich zu haben, Unheil zu vermeiden und (eventuell) die Welt zu retten
Autoren: Katherine Hannigan
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schaute nach unten und holte Luft, um sich selbst neu aufzutanken. Danach wandte sie sich wieder mir zu. »Würdest du das tun, mir irgendwann die Geschichte vorlesen, Kleines?«
    Und dann entstand eine Stille zwischen uns.
    Also, ich wusste natürlich, dass diese Stille von mir überwunden werden musste. Aber obwohl Mama ganz nahe war, schien der Abstand zwischen uns schrecklich weit, und ihn zu überwinden wirkte wie ein gefährliches Unterfangen. Ich überlegte, ob ich nicht vielleicht gern etwas Zeit hätte, um einen Plan zu entwickeln, wie ich hinüberkäme, ohne dabei verletzt zu werden.
    Aber mein neu-alt-großes und angefülltes Herz erklärte
mir, dass ich, wenn ich einfach einen Schritt machte, ohne zu viel drüber nachzudenken, im Nu drüben wäre. Also tat ich es.
    »Einverstanden, Mama«, sagte ich.
    Mama lächelte, dann drehte sie sich um und wusch weiter ab. Und ich trug den Teller weg und stellte mich für den nächsten hin.
    Und der Glanz wanderte durch den Raum und hüllte uns ein, erst jeden einzeln und dann uns beide zusammen.

    Gerade als wir fast fertig waren, kam Daddy herein. Er nahm einen Schluck Wasser, schaute aus dem Fenster über dem Spülbecken, ging um den Küchentisch, schaute wieder hinaus, dann räusperte er sich und sagte: »Es ist ein schöner Abend draußen.«
    »Hmmm«, gab Mama zurück und berührte, während sie an ihm vorbei zu dem großen Sessel ging, seinen Arm.
    Daddy starrte weiter stur aus dem Fenster, als suchte er dort irgendetwas von äußerster Wichtigkeit. Dann räusperte er sich wieder und meinte: »Komm, Ida B, lass uns ein Stück spazieren gehen.«
    Also, ich war schon seit einer Ewigkeit nicht mehr mit Daddy allein gewesen. Und die Idee machte mich etwas nervös, denn das letzte Mal, als wir ein bisschen Zeit für uns hatten, war er damit herausgerückt, dass sie das Land verkaufen würden und ich wieder zur Schule müsste, und von da an war alles nicht sonderlich toll gelaufen. Doch ich spürte immer noch die wohltuende Sicherheit, die
von meinem Zusammensein eben mit Mama ausging, deshalb sagte ich: »Einverstanden, Daddy.«
    Ich sah zu ihr hinüber und fragte: »Mama, willst du nicht mitkommen?«, weil ich dachte, sie würde vielleicht die Belastung unseres Zusammenseins lindern.
    Aber Mama lächelte von dort, wo sie saß. »Ich bin müde, Kleines. Geht ihr beiden mal allein.«
    Also nahmen wir den König von Schlabberstadt mit und machten uns auf. Und wir liefen eine ganze Weile, wobei Rufus’ Keuchen und Speichelschlürfen die einzigen Geräusche waren, die aus einem der Münder kamen.
    Und als wir ans äußerste Ende der Plantage gelangten, schaute da Daddy nicht hoch zu den Sternen, holte tief Luft und sagte: »Wir sind die Hüter der Erde, Ida B.«?
    Na ja, ich gebe zu, nach all den schrecklichen Dingen, die sich in dem Jahr ereignet hatten und getan worden waren, überraschte es mich schon ein wenig, als Daddy das wieder zu mir sagte. Ich war so perplex, dass selbst meine Füße ganz durcheinander kamen und der eine über den andern stolperte. Es fehlte nicht viel und ich wär durch die Luft geflogen, unterwegs zu einer nicht sonderlich freundlichen Begegnung mit dem Erdboden und einigen ziemlich großen, scharfkantigen Steinen.
    Aber bevor ich kopfüber im Dreck landete, fasste mich Daddy hinten am T-Shirt, zog mich wieder hoch und stellte mich auf die Füße. Dann hockte er sich vor mich hin, schaute mir in die Augen und sagte: »Alles in Ordnung?«
    Daddy und ich hatten uns schon eine ganze Weile nicht mehr die Zeit genommen, einander in die Augen zu
sehen, und ich glaube, den Augen des andern zu begegnen, war für uns beide ein bisschen schockierend und auch beeindruckend. Deshalb starrten wir ungefähr eine Minute lang etwas verlegen und irgendwie hypnotisiert.
    Und keiner von uns sagte ein Wort, aber ich schwöre, ich hörte meinen Daddy trotzdem sprechen. So wie der alte Baum spricht. Nicht in Worten, aber durch ein Gefühl, das direkt in mein Herz drang. Doch wenn ich das Gefühl in Worte kleiden sollte, dann hieß das, was es ausdrückte, glaube ich, so viel wie: Es tut mir Leid.
    Tja, es war gerade so, als ob Daddy vor Überraschungen platzte. Und die hier war solch ein Schock, dass ich dachte, ich würde gleich noch mal hinfallen, bloß diesmal rückwärts. Aber die Traurigkeit und Wahrhaftigkeit in seinen Augen ließen mich gerade und still stehen, direkt dort, mit ihm.
    Und dann sandte ich Daddy eine Botschaft zurück. Nicht mit Worten,
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