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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei
Autoren: Carter Brown
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später .«
    »Wer hat dann die notwendigen
Maßnahmen in die Hand genommen — wer rief die Polizei an, zum Beispiel ?«
    »Edward, ich erinnere mich ganz
genau. Ross lief ins Tal, um nach Charlies Leiche zu suchen. Wir wußten alle,
daß er einen solchen Sturz nicht überlebt haben konnte, aber man hofft ja
trotzdem, auch wenn man weiß, daß es keine Hoffnung gibt .«
    »Sicher«, sagte ich. »War einer
von euch ein Fotofan ?«
    »Die drei Männer hatten jeder
eine Kamera und benutzten sie ziemlich häufig .«
    »Die Frauen nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
»Welche Frau braucht eine Kamera, wenn sie einen Spiegel hat ?«
    »Wie groß waren die Zimmer ?«
    »Sie hatten komischerweise alle
die gleiche Größe. Ross hat mal eines ausgemessen, erinnere ich mich, wegen
einer Wette mit Marvin. Fünf mal fünf Meter, sagte er .«
    »Das war also Mexiko .« Ich zündete endlich die Zigarette an, die ich bereits
seit fünf Minuten in den Fingern hielt. Meine nächste Frage stellte ich rein
auf Verdacht. »Du wußtest doch, daß ich auf dem Weg nach London war und wo ich
wohnen würde, oder ?« fragte ich. »Woher wußtest
du es ?«
    »Sorcha hat mich angerufen und
es mir gesagt. Sie erklärte mir die ganze Geschichte und meinte, ich sei die
einzige von uns fünfen, der sie vertraue. Ich mußte ihr versprechen, es weder
den anderen noch dir zu sagen .«
    »Dann hat sie wahrscheinlich
auch die anderen angerufen und ihnen genau dasselbe erzählt«, sagte ich.
    »Welch ein niederträchtiger,
gemeiner Trick!«
    »So ist nun mal das Leben .« Ich sah auf die Uhr. Es war fast halb zwei morgens.
    »Meines nicht«, knirschte
Daphne.
    »Da hast du recht .« Ich küßte sie zart aufs Ohrläppchen. »Ich gehe jetzt ins
Bett .«
    »Du kommst ins Bett, meinst du !« Das Lächeln gefror ihr auf dem Gesicht, als sie mich zur
Tür gehen sah.
    »Ich gehe ins Bett, in
mein eigenes«, korrigierte ich sie. »Gute Nacht, Liebling. Wir sehen uns morgen
früh .«
    »Nicht, wenn ich dich zuerst
entdecke !« Sie rollte sich wieder auf den Bauch und
barg den Kopf im Kissen.
    Ich schloß leise die Tür und
ging über den Flur in mein Zimmer. Im Bett liegend, gingen mir tausend Dinge
durch den Kopf. Ich hatte nichts als Mutmaßungen und Möglichkeiten, nicht den
geringsten Beweis. Ich hatte mir so viel von der Einladung Reiners an Waring
versprochen, weil sie den Briefkopf des Wodu-Clubs trug. Und was hatte
sie letztlich bewiesen? Daß ein mysteriöser Wirtschaftsbonze in Wahrheit
Bordellbesitzer war. Herr im Himmel! Ich machte entschlossen die Augen zu und
versuchte krampfhaft, nicht an die Boydschen Fingerabdrücke zu denken, mit denen Warings Haus gepflastert war.
     
    Daphne saß allein am
Frühstückstisch, als ich frisch und munter gegen neun auftauchte. Sie nickte
kalt und konzentrierte sich auf Tee und Toast und englische Orangenmarmelade.
    »Gut geschlafen ?« fragte ich höflich.
    »Wunderbar — bei so viel Platz
im Bett.«
    »Wir treffen uns alle hier um
elf, statt erst heute abend «, teilte ich ihr mit.
    »Sollten noch Fragen
übrigbleiben, die du beantwortet haben möchtest, kannst du sie mir heute nachmittag am Bett servieren .« Sie runzelte finster die Stirn. »Weil ich dann nicht dabeisein werde .«
    »Daphne!« Ich dämpfte
instinktiv die Stimme. »Zwei Bitten — und ich meine es vollkommen ernst, wenn
ich sage, daß sie wichtig sind .«
    Sie wollte eben hohnlächeln,
als sie an meinem Gesicht ablas, wie ernst es mir war. »Na gut.«
    »Erstens, sollten Amanda und
Sorcha nicht spätestens um halb elf hier unten sein, kannst du sie dann aus dem
Bett holen und herbeischaffen ?«
    »Mit Vergnügen!«
    »Zweitens: Von jetzt an
behandle mich genauso wie gestern, als du kein Hehl daraus machtest, daß du
mich verabscheust und verachtest .«
    »Warum sollte ich ?«
    »Weil es wichtig ist .«
    Dann tauchte Ross Sheppard auf,
womit mein Schwatz mit Daphne ein Ende fand. Ich wartete, bis das reichliche
Frühstück aus ihm einen ansprechbaren Menschen gemacht hatte, und unterrichtete
ihn von unserer für elf Uhr geplanten Zusammenkunft.
    Er nickte. »Okay, was mich
angeht .«
    »Erinnern Sie sich an unser
Gespräch gestern abend ?« fragte ich. »Das bleibt der einzige Geistesblitz, den ich auftischen könnte .«
    »Was hätten wir zu verlieren ?« Er zuckte die Schultern.
    »Entschuldigt mich«, Daphne
erhob sich vom Tisch. »Ich schätze, daß ich mir von diesem Blödsinn um elf Uhr
noch genug anhören muß .« Sie schnüffelte laut
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