Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
und
steuerte auf die Tür zu.
    Ross blickte ihr nach. Der
Ausdruck auf seinem Gesicht schien zu gleichen Teilen aus Ärger und Hunger
zusammengebraut. »Nettes Kind«, sagte er weich. »Alles, was sie braucht, um
vernünftig zu werden, sind ein paar hinter die Ohren. Plus vielleicht ein paar
Zusammenkünfte im Bett — mit einem Experten.«
    Ich knurrte unverfänglich und
sagte nichts.
    Um elf Uhr hatte ich meine
Tischordnung fertig. Ich plazierte Ross an ein Ende,
mit Reiner links und Amanda rechts von sich. Ich saß am andern Ende Ross
gegenüber, mit Daphne zu meiner Linken und Sorcha zu meiner Rechten.
    »Es sollte nicht allzu lange
dauern«, sagte ich als Eröffnung.
    »Gott sei Dank!« Amanda blitzte
mich durch verschwollene, fast geschlossene Augen an.
    »Ein paar Fragen von gestern
sind noch offengeblieben .« sagte ich. »Zum Beispiel:
Warum sind Sie, Amanda, am Nachmittag, als Waring ermordet wurde, zu ihm
gekommen ?«
    »Er rief mich an und fragte, ob
ich um vier bei ihm sein könnte, er wolle mich sprechen. Ich sagte zu, wurde
aber aufgehalten und verspätete mich .«
    »Es war nicht zufällig Ihr
zweiter Besuch bei ihm an diesem Nachmittag ?«
    »Natürlich nicht!« Ihre Stimme
klang gereizt.
    » Wieviel Zeit verbrachten Sie durchschnittlich pro Woche mit Edward im Keller ?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, zum
Teufel ?« An ihrem Hals traten die Adern hervor. »Wenn
Sie wagen sollten zu behaupten, ich sei sexuell genauso abwegig wie er, werde
ich...«
    »Vergessen Sie’s.« Ich
wechselte schnell das Thema. »Erinnern Sie sich an die Lage Ihres Schlafzimmers
in dem Haus in Mexiko? Von der Treppe aus gesehen ?«
    »Natürlich. Erstes Zimmer
links.«
    »Und wer wohnte Ihnen gegenüber ?«
    »Sorcha. Was soll eigentlich
der Unsinn, Boyd? Ist das eine Art Gedächtnistest ?«
    »So etwa«, sagte ich kalt. »Wie
waren die restlichen Schlafzimmer aufgeteilt ?«
    »Daphne wohnte neben Sorcha,
Charlie hatte das letzte Zimmer vor der kahlen Wand. Auf der andern Seite lag
neben meinem Zimmer das von Ross, Edward bewohnte das Zimmer gegenüber von
Charlie. Jetzt noch so eine gottverdammte Frage, und ich fange an, mit
Gegenständen zu schmeißen, Boyd .«
    »Stimmt das, Ross ?« fragte ich.
    »Einwandfrei.«
    »Sie kamen an Charlies Zimmer
vorbei und sahen ihn auf das Fenster zutaumeln, richtig ?« wandte ich mich an Sorcha.
    »Das ist richtig«, sagte sie
vage.
    Sie trug einen Chiffonschal um
den Hals, vermutlich um die blauen Flecken zu verdecken; ihre Augen hatten
schwere Lider. Ich fragte mich, ob sie wohl am Abend vorher ein paar
Schmerztöter geschluckt hatte, um Schlaf zu finden.
    »Wo wollten Sie hin ?« fragte ich sanft.
    »Wie?« Sie rutschte auf ihrem
Stuhl. »Na, ich kam eben zufällig vorbei — die Tür stand offen, und ich sah...«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Also gingen Sie nicht irgend wohin, sondern kamen irgend woher !«
    Sie blinzelte. »Tja, ich
schätze, ich kam aus...«
    »Warings Zimmer?«
    Sie lachte freudlos. »Ganz
gewiß nicht! Das dürften Sie doch wissen, Danny. Wie Amanda schon sagte, keiner
von uns ist so absonderlich wie er mit dieser gruseligen Einrichtung in seinem
Keller .« Sie zitterte ein wenig zu absichtsvoll. »Ich
wäre nie in Warings Zimmer gegangen. Ich hätte Angst gehabt, er hätte ein paar
seiner widerlichen Peitschen und Ketten mit in die Ferien genommen .«
    »Erhärtet unsere Vermutung,
nicht wahr ?« Ross hob die Augenbrauen gegen mich.
    »Ja, ganz klar .« Ich drehte mich zur Seite und starrte Sorcha ein paar
Sekunden unbewegt an. »Sie haben uns gerade mitgeteilt, daß Sie entweder von
einer nackten Wand kamen oder auf eine nackte Wand zugingen .«
    Ihre Augen flackerten
sekundenlang. »Sie haben mich ganz durcheinandergebracht«, murmelte sie. »Ich
weiß nicht, was ich sage .«
    »Aber Sie wußten, was Sie
taten, als Sie Charlie aus dem Fenster stießen, oder ?« zischte ich.
    Sie stieß einen dünnen Schrei
aus, vergrub den Kopf in den Händen und begann, mit den Schultern zu zittern.
    »Ist das Ihr Ernst, Danny ?« fragte Ross bestürzt.
    »Ich glaube, er ist
wahnsinnig«, höhnte Amanda. »Er hat seinen winzigen Privatdetektivverstand
verloren !«
    »Ich biete Ihnen meine
Hypothese an«, sagte ich. »Dann werden wir sehen, was davon bewiesen werden
kann. Sorcha war mit Charlie auf seinem Zimmer, und er war wie üblich
betrunken. Ich glaube nicht, daß sie es vorsätzlich tat. Vielleicht torkelte er
wirklich zum Fenster, und Sorcha begriff
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher