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Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei
Autoren: Carter Brown
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ausgezeichnete Frage«,
murmelte ich. »Aber kommen Sie herein .«
    Sie ging an mir vorbei in die
Halle, und ich schloß die Tür. Als ich mich ihr wieder zuwandte und sie meine
Ausrüstung mit Handschellen, Kette und Ringbolzen entdeckte, mauzte sie wie eine
Katze.
    »Sie werden es nicht glauben,
aber ich kann es erklären«, knurrte ich.
    »Ich bin erstaunt! Sie sehen an
sich nicht so aus, als hätten Sie in Lustgefühlen den gleichen Geschmack wie
Edward. Andererseits« — sie zuckte lässig die Schultern —, »ich kannte da mal
einen Dompteur, der sich seinen Spaß bei...«
    »Schon gut !« fauchte ich. »Warten Sie einen Augenblick, ich bin sofort wieder da .« Ich ging in den Wohnraum, nahm den Schlüssel von der
Schreibtischplatte, auf der ich ihn hatte liegenlassen, kehrte in die Halle
zurück und reichte ihn ihr. »Schließen Sie sie auf ?«
    Ein träges Lächeln zog ihren
Mund breit. »Mit so gefesselten Händen sehen Sie aus wie der ewige Büßer. Fast
meine ich, es stünde Ihnen ausgezeichnet .«
    »Machen Sie, bitte, die
verdammten Handschellen los .«
    »Tja, ich bin da gar nicht so
sicher .« Sie leckte sich ohne Eile die Lippen. »Wie
fänden Sie es, wenn Sie sich hinknieten und ein bißchen bettelten ?«
    Ich spürte, wie meine
Gesichtsmuskeln meinen Mund zu irgend etwas entstellte, und mutmaßte instinktiv, daß es in keiner Weise einem Grinsen
glich. »Wie fänden Sie es, wenn sich ein Ringbolzen in Ihren Schädel bohrte ?« flüsterte ich.
    Sie erbleichte ein wenig, dann
schloß sie flink die Handschellen auf. Frohen Herzens ließ ich die Eisenwaren
zu Boden fallen und massierte mir die Handgelenke.
    »Ich bin Amanda Peacock«, sagte
sie. »Daphne Talbot-Frith hat mir von Ihnen erzählt, Danny Boyd .«
    »Sie erzählt jedem von mir«,
stimmte ich zu. »Was machen Sie hier ?«
    »Edward hat mich heute mittag angerufen und gesagt,
er müsse mich dringend sehen. Ich versprach, um vier Uhr hier zu sein, aber ich
wurde aufgehalten, darum komme ich erst jetzt. Übrigens, wo ist Edward
überhaupt ?«
    »Keine Ahnung. Ich schätze, er
ist irgendwie meschugge. Ich war noch keine fünf Minuten im Haus, als er eine
Kanone ausgrub und behauptete, ich wollte ihm den Diebstahl der Hulsdenjuwelen anhängen. Dann zog er mir die Kanone über
den Schädel...«
    »Edward ?« fragte sie ungläubig.
    »Ja, Edward. Als ich erwachte,
saß ich im Keller, mit Handschellen, angekettet an einen Ringbolzen in der Wand .«
    »Edward hätte Sie
angekettet...«
    »Wer sonst, zum Teufel ?« bleckte ich sie an. »Irgendwie schaffte ich es nach einer
Weile, den Ringbolzen aus der Wand zu reißen, und ich kam hier nach oben. Er
muß inzwischen weggegangen sein, denn das Haus ist leer. Ich fand den Schlüssel
in seinem Schreibtisch und überlegte gerade, wie ich ihn benutzen könnte, als
Sie klopften .«
    »Ich begreife das nicht .« Ihre Stimme klang zweifelnd. »Warum sollte Edward
fortgehen, wenn er mich dringend zu sehen wünschte ?«
    »Vielleicht machte er sich
Sorgen, als Sie nicht kamen, und ging fort, um Sie zu suchen ?« stegreifte ich.
    »Das könnte sein .« Sie nickte. »Ich rufe sofort im Hotel an, ob er dort ist .«
    »Das lassen Sie lieber. Ich
riskiere nicht noch einmal, mit ihm zusammenzurasseln. Ich ziehe es vor, aus
diesem Haus zu verschwinden .«
    »Ich werde Sie gar nicht
erwähnen, wenn ich mit ihm rede«, versprach sie.
    »Das glaube ich Ihnen gern,
aber ich gehe kein Risiko ein .«
    Ich öffnete die Haustür,
schnappte mir ihren Ellbogen und steuerte sie behutsam auf die Straße. »Wir
sehen uns noch, Amanda .«
    »Auf Daphnes Hausparty am
Wochenende?« Ihre Augen waren kalt, als sie mich anblickte. »Ich glaube nicht,
daß ich Sie mag, Danny Boyd .«
    »Das darf doch nicht wahr sein !« Mitleidvoll lächelte ich sie an und machte die Tür vor
der Nase zu.
    Ich trug die Eisenwaren wieder
in den Keller, legte Kette und Handschellen in den Zedernholzschrank zu dem
Rest der abwegigen Kollektion und warf den Ringbolzen auf den Boden unter den
beiden ausgefransten Löchern in der Wand. Dann lief ich zwei Treppen hoch und
fand Warings Schlafzimmer. Auf seiner Ankleidekommode lag eine Kleiderbürste.
Ich nahm sie mit ins Badezimmer, um mir den Staub abzubürsten. Dann zog ich
schnell meine Sachen aus und duschte, um auch den Rest des Staubes abzuwaschen.
Ich zog mich wieder an, und ein schneller Blick in den Spiegel bestätigte mir:
Der gute alte D. Boyd, mit vollkommenem Profil, war zu gewohntem
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