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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen
Autoren: Fritz Mertens
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verspürte ich das dringende Gefühl nach menschlichen Bedürfnissen, und sagte es meiner Mutter. Ich war mir also echt nicht im klaren, wie ich die erledigen sollte, und war überrascht, als meine Mutter mit einem Topf (Bettpfanne) und einer Flasche zu mir hereinkam. Sie erzählte mir, sie habe das alles schon im voraus gekauft und daß es in der Beziehung keine Schwierigkeiten gäbe. Sie schob mir die Pfanne untern Hintern und hängte meinen Fimmel in diese komische Flasche, dabei genierte ich mich, und lief rot an im Gesicht. Das erkannte meine Mutter sofort und meinte, ich brauchte mich nicht zu schämen, und ließ mich allein, damit ich mein Geschäft erledigen konnte. Als ich fertig war, mußte ich sie wieder rufen, denn ich konnte ja nicht ewig auf dem Topf liegen bleiben, denn es fing langsam an zu stinken, und selber saubermachen, also den Hintern abwischen, konnte ich nun ja auch nicht. Als sie fertig war mit mir, und ich jetzt so total vergipst in meinem Bett lag, überkam mich eine hundsgemeine Müdigkeit, und ich schlief in wenigen Minuten fest ein.
    Als ich wieder erwachte, saßen meine beiden kleinen Brüder neben mir und fragten mich, warum mich der Onkel Doktor einbetoniert hätte, worauf ich ihnen keine Antwort geben konnte. Als sie dann meinen Gips bewundert hatten, widmeten sie sich wieder ihrem Spiel, und ihre Neugier war befriedigt.
    Am Abend kam dann der Vater von der Arbeit. Er kam zu mir ins Zimmer, und als ihm Mutter alles erklärt hatte, sagte er, wieso so eine verdammte Scheiße gerade unsere Familie treffen müsse. Er schaute meinen Gips an, und nach einer Weile fragte er, ob ich Fernsehen schauen wolle; ich bejahte seine Frage, und er trug mich ins Wohnzimmer vor den Fernsehapparat. Ich wartete die ganze Zeit, daß er sich für die Ohrfeigen entschuldigte, aber er tat es nicht, und so breitete sich in mir eine große Enttäuschung aus, denn ich konnte doch nichts dafür, daß ich krank wurde. Ich sagte auch nichts mehr, und stierte auf die Glotze, wie meine Mutter das Fernsehen nannte, und ich es mittlerweile von ihr übernommen hatte.
    Meine Mutter sagte dann zu mir, daß ich in diesem Gips fast zwei Monate liegen müsse und dann fahren wir wieder zum Arzt, und er macht mir den Gips ab. So vergingen dann diese verdammten zwei Monate mit dauerndem auf dem Rücken Liegen, da ich mich ja nur ein kleines Stück aufsetzen konnte.
    Mein Freund kam fast jeden Tag vorbei und brachte mir die Hausaufgaben aus der Schule mit, damit ich nicht verblöden täte, hat er gemeint. Ich versuchte sie so gut wie möglich zu erfüllen, und freute mich täglich darauf, daß mein Freund wieder kommen würde, aber nach drei Wochen kam er nicht mehr regelmäßig, und nach fünf Wochen kam er überhaupt nicht mehr.
    So vergingen fast zwei Monate, eines Tages kamen dann wieder zwei Sanitäter, und es war wirklich eine Freude als ich sie sah, denn ich dachte, daß ich heute meinen Gips loswerde.
    Der Krankenwagen brachte mich wieder zu dem Knochen-spezialisten, und sie legten mich wieder bei ihm auf seine elegante Werkbank, wie ich es immer nannte. Er kam zu mir, also der Arzt, und gab mir freundlich die Hand, und sagte zu mir, daß er mich jetzt aus dem Gipsbett sägen wolle. Als ich das Wort raussägen hörte, bekam ich einen wahnsinnigen Bammel, und mir lief gleich der Schweiß die Stirn runter. Der Arzt kam auch gleich mit der Säge, es war ein kleines Ding.
    Als er die Säge ansetzte, da dachte ich nur noch, daß er mir jetzt den Fuß absägen wird, aber das geschah nicht. Innerhalb kurzer Zeit hatte er die Gipsschale so sorgfältig ausgesägt, daß er sie nur noch wie eine Dose öffnen brauchte. Als er die Gipsschale öffnete, war ich fast zu Tode erschrocken, denn mein linkes Bein war viel dünner als mein rechtes, und als ich es anwinkeln wollte, durchzuckte mich ein wahnsinniger Schmerz, und der Arzt drückte mich gleich wieder in die Horizontallage. Er sagte nur, daß das Bein sich erst wieder daran gewöhnen müsse, und außerdem müsse er mich erst röntgen und nachschauen, ob meine Hüfte in Ordnung ist. Also wurde ich wieder auf den Fototisch verfrachtet und ließ mich mal wieder von neuem fotografieren, was mir auch nichts ausmachte, da es ja nicht weh tat. Nach einer Weile trugen mich seine Arztgehilfen wieder auf die noble Werkbank, und der Arzt kam zu mir herein und sagte in einem traurigen Ton zu mir, daß er mich nochmal eingipsen müsse, da die Hüfte noch nicht in Ordnung sei. In mir brach
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