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Ich will doch nur normal sein!

Ich will doch nur normal sein!

Titel: Ich will doch nur normal sein!
Autoren: Tina J.
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schlecht war, ich war nur nicht in der Lage, mich gegen ihn zu wehren, aber ich war dazu in der Lage, mich dagegen zu wehren, dass er mich öffentlich schlecht machte. Ich wehrte mich dagegen, dass er meine Fassade zerstörte. Das ich mich schlecht, dreckig und für jeden zu haben fühlte, das schaffte er schon, nur keiner sollte das merken, wie ich mich fühlte – ich musste nach außen hin „normal“ sein. Es war schlimm, nachts immer aus dem Bett geholt zu werden, um Besoffene zu bewirten und aufzupassen, dass mir keiner zu nahe kommt und morgens dann auf Arbeit erscheinen und frisch und munter meine Arbeit machen. Ich wusste auch, die Chefs auf Arbeit kennen meinen Vater, saufen manchmal mit ihm, halten nicht viel von ihm und tun doch so, als gehöre er dazu, weil er ja selbständiger Handwerker war und deshalb wurde er akzeptiert, egal, wie er sich benahm. Ich hatte deswegen auch Angst, die halten nicht viel von mir und ich muss besonders gut aufpassen, dass ich keinen Fehler mache und keiner etwas merkt, wenn ich müde bin. Und ich war müde, hatte Kopfschmerzen, hatte Angst irgendjemand erzählt von den Nächten, die er bei uns zubringt und prahlt, irgendetwas mit mir zu haben. Ich habe mich für diese Nächte, die ich mit den Besoffenen zubringen musste geschämt und immer gehofft, es erfährt niemand, schon gar nicht auf Arbeit. Ob es je ein Kollege erfahren hat, ich weiß es nicht – es wurde jedenfalls nie etwas gesagt oder angesprochen.
    Es ging mir mit der Zeit immer schlechter, weil ich zuwenig Schlaf bekam und auch Angst hatte, entdeckt zu werden. Ich war so kaputt und habe es vor Kopfschmerzen nicht mehr ausgehalten, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Es hieß ganz einfach, die Nerven und ein bisschen Ruhe und dann wird es schon wieder werden. Ich war erst ein dreiviertel Jahr aus der Psychiatrie entlassen und nun schon wieder am Ende meiner Kräfte, ich konnte nicht mehr!
    Während dieser Zeit lernte ich meinen zukünftigen ersten Ehemann, der als Monteur zeitweise in unserem Betrieb arbeitete, kennen. Wir sprachen in den Pausen ab und zu miteinander und es passierte, dass wir uns „rein zufällig“ immer öfter in den Pausen trafen und uns unterhielten. Ich hatte keine Erfahrung mit Männern oder Jungen in meinem Alter und fand, es war nichts dabei, sich zu unterhalten und mehr war es auch nie. Es war nichts zwischen uns und das fand ich schön.
    Da war jemand, der ganz normal mit mir redete und nichts von mir wollte! Es tat gut, mit ihm zu reden und sich so zu fühlen, als sei man ein Mädchen, wie jedes Andere – eben normal. Ich hatte schon die ganze Zeit über Angst, er merkt, was für Eine ich bin und es ist aus und er schaut mich nicht mehr an und redet nicht mehr mit mir.
    Ich dachte sowieso, wenn er erfährt, wer mein Vater ist, dann will er von mir nichts mehr wissen. Na ja, die Sorgen brauchte ich mir nicht lange zu machen. Es ging mir ja wieder so schlecht, dass ich nicht mehr arbeiten konnte und ihn somit auch nicht mehr traf. War auch nicht wichtig. Ich war also wieder krankgeschrieben und wurde dann nach einiger Zeit auch wieder in die Psychiatrie eingewiesen, weil ich nicht mehr leben wollte. Es war ja auch kein Leben, ich fühlte mich so kaputt, so leer, so tot und wollte tot sein. Therapie gab es keine, nur wieder Tabletten (Faustan) bis zum Umfallen. Keine Kraft, nur müde, Kopfschmerzen und ein Gefühl, als wäre ich lebendig tot.
    Wegen der ständigen Kopfschmerzen wurde auch eine Untersuchung wegen Tumorverdacht durchgeführt „Lumbalpunktion“ so nannten es die Schwestern. Ich sollte also morgen dran kommen mit dieser Untersuchung. Die Liquorflüssigkeit, welche das Gehirn schützt, wurde über die Lendenwirbelsäule mit einer Spritze abgezogen, damit ohne die Liquorflüssigkeit eine bessere Röntgenaufnahme des Gehirns möglich ist. Diese Untersuchung war einfach nur grauenhaft und die Schmerzen unbeschreiblich. Ich musste mich rittlings auf einen Stuhl setzen, den Oberkörper über die Stuhllehne beugen und den Rücken so krumm, wie möglich machen, damit der Arzt gut zwischen die Wirbel einstechen konnte und die Flüssigkeit mit der Spritze abziehen konnte. Es gab keine Narkose und ich spürte ganz deutlich, wie weit die Flüssigkeit abgezogen war, denn genauso machte sich der Schmerz breit. Es war einfach nur schlimm, ich habe dann nur noch geschrieen und bin irgendwann ohnmächtig geworden.
    Dann war es vorbei. Jetzt musste ich nur noch 48 Stunden auf dem
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