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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Jesse Andrews
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Aber man muss sein eigenes Leben leben. Man muss sich erst um seinen eigenen Scheiß kümmern, bevor man anfangen kann, was für andere zu tun.«
    Ich schwieg, denn so einen Ausbruch hatte ich bei ihm noch nie erlebt. Besonders, weil er so persönlich war. Oder vielleicht trifft es das auch nicht. Ich weiß nicht. Jedenfalls bewirkte sein Monolog, dass ich verstummte, woraufhin er weiterredete.
    »Ich will meine Mama ja nicht im Stich lassen«, sagte er im selben Tonfall wie vorher. »In diesem Haus . Wo sie von morgens bis abends säuft und im Internet unterwegs ist und solche Scheiße macht. Ich will Derrick und Devin nicht im Stich lassen. Die beiden Idioten. Die sind so was von saublöd, Mann. Wo ich auch hingucke, ich sehe nirgendwo eine Familie, die so schlimm ist wie meine. Keiner wohnt in so einem beschissenen Dreckloch von Haus wie ich. Aber ich muss mich um meinen eigenen Scheiß kümmern«, sagte er. Ich glaube, er sprach schon mehr mit sich selbst als mit mir. Er erklärte sich, er verteidigte sich irgendwie. »Die müssen erst mal was auf die Reihe kriegen, bevor ich ihnen helfen kann. Ich liebe meine Mama, aber sie hat Probleme, bei denen ich ihr nicht helfen kann. Ich liebe meine Brüder, aber sie müssen erst mal ihren eigenen Scheiß kapieren, bevor ich ihnen helfen kann. Sonst ziehen sie mich nur runter.«
    Es kam vor, dass ich über Monate hinweg vergaß, dass Earl eine Mutter hatte. Aus irgendeinem Grund erschütterte es mich richtig, von ihr zu hören. Ich hatte nicht einmal ein Bild von ihr in meinem Kopf. Sie war eine von diesen kleinen, müde aussehenden Frauen mit großen Augen und einem irgendwie permanent verträumten Lächeln.
    Jedenfalls schien es Earl jetzt besser zu gehen, nachdem er das alles gesagt hatte. Dann bemerkte er mich, als hätte er vergessen, dass ich noch da war.
    »Das ist das Gleiche wie mit dir und Rachel, außer dass sie tot ist, darum spielt es nicht mal eine Rolle, was du für sie tust. Du musst das tun, was das Beste für dich ist. Du musst deinen Abschluss machen, mein Sohn. Deinen Abschluss machen, ans College gehen, einen Job kriegen. Wir können das nicht weitermachen.«
    Es war großartig und deprimierend zugleich. Jedenfalls schien Earl jetzt tatsächlich gute Laune zu haben.
    »Was für eine Scheiße schmeißen diese Vietnamesen eigentlich in ihre Suppe?«, sagte er. »Guck dir das Ding hier an. Sieht aus wie ein Hodensack.«
    Die Stunde des Ekel-Trips hatte ohne Vorwarnung geschlagen. Ich fühlte mich nicht in der Stimmung, gab aber mein Bestes.
    »Das soll ein Hodensack sein? Nicht eher ein Arschloch?«
    »Diese runzlige Kacke? Das ist ein Sack. Glaube ich. Guck mal auf die Speisekarte.«
    »Und was ist das Ding da mit den Fransen?«
    » Das könnte ein Arschloch sein. Hast du die große Portion bestellt? In der großen ist Arschloch, Hodensack, äh, sautierter Eselpimmel und äh, wahrscheinlich schwimmen auch noch irgendwelche haarigen Ziegentitten da drin rum.«
    »Ja, ich hab die große.«
    »Ziegentitten haben einen hohen Anteil an Antioxidantien.«
    »Ich suche noch den Eselpimmel. Ich seh hier keinen.«
    »Sieht ganz so aus, als hättest du keinen abgekriegt.«
    »Das ist ein Skandal. In meiner Suppe ist kein Eselpimmel. Das kotzt mich dermaßen an.«
    »Ich hatte jedenfalls ein paar fette Brocken zart sautierter Eselspimmel in meiner.«
    Mein Ideenvorrat war irgendwie aufgebraucht und nach einer Weile fiel mir nichts Neues mehr ein.
    »Mach dir nichts draus, mein Sohn«, tröstete mich Earl. »Ich hab schon bessere gegessen.«

Epilog
    Jetzt ist es Juni, und ich bin gerade damit fertig geworden, das alles aufzuschreiben. Zuerst einmal: Gott sei Dank ist dieses Buch vorbei. Außerdem kann ich hier auf dieser Seite schreiben, wozu ich Lust habe, denn ihr habt unmöglich bis zum Schluss durchgehalten, weil dieses Buch eine Schande für die englische und deutsche Sprache ist. Für alle Sprachen. Man sollte mir meine Sprach-Rechte entziehen. Aber bis dahin kann ich schreiben, was ich will. Zum Beispiel: Will Carruthers’ Penis ist so winzig, dass er wie eine Muschi nach innen wächst. Leck mich am Arsch, Will Carruthers. Es ist mir egal, ob ich dein Freund bin oder nicht.
    Also, wie ihr sicherlich wisst, wurde ich an der Pitt angenommen, aber dann hat man meine Zulassung suspendiert, als ich im ersten Semester in Englisch 12, Analysis I, Biologie II und Sport durchfiel. Und Dad meinte, dass ich daran vielleicht noch was ändern könnte, wenn ich den
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