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Ich sehe was, was du nicht siehst

Ich sehe was, was du nicht siehst

Titel: Ich sehe was, was du nicht siehst
Autoren: Lena Diaz
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Schlafzimmer und schloss die Verbindungstür.
    Bewaffnet mit den zwei Pistolen, die sie sich aus ihrem Haus geholt hatte, ehe sie zur Bank gefahren war, trat sie fünf Minuten später in den Flur.
    Das Haus in der East Gaston Street war dunkel und Madison war sich nicht sicher, wo Damon auf sie warten würde. Beobachtete er sie bereits? Hatte er gesehen, wie sie sich um die Häuserecke in die Straße geschlichen hatte? Sie trug die unauffälligste Kleidung, die sie besaß – dunkle Jeans und eine dunkelblaue Bluse zum Zuknöpfen. Braune Lederhalbschuhe waren zwar nicht ganz nach ihrem Geschmack, aber ihre weißen Turnschuhe hätten in dem dürftigen Licht der Straßenlaterne zu sehr reflektiert.
    Sie versteckte sich hinter einigen hochgewachsenen Büschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und beobachtete die Fenster an der Vorderseite des Hauses. Nach einer halben Stunde wurde ihre Geduld belohnt. Ein Schatten, der nur wenig dunkler war als seine Umgebung, stand am Panoramafenster in ihrem Wohnzimmer. Die hauchdünnen Gardinen wurden ein paar Zentimeter zur Seite geschoben, als die Person, die dort stand, nach draußen spähte.
    Sie verharrte so regungslos wie möglich, wagte kaum Luft zu holen, um sich nicht zu verraten, und wartete. Schließlich wurden die Vorhänge zugezogen, und sie atmete zitternd aus. Sie nahm all ihren Mut zusammen und wappnete sich für das Treffen, das ihr bevorstand.
    Pierce wusste nicht genau, wie lange er versteinert dagestanden und über Madison nachgedacht hatte. Am liebsten hätte er sich für seinen erbärmlichen Auftritt einen Tritt verpasst. Er hatte ihr seinen Verlobungsring, seinen Namen und sein Herz auf einem Silbertablett präsentiert, und sie hatte ihm eine Abfuhr erteilt.
    Mal wieder.
    Die Leuchtziffern der Nachttischuhr zeigten ihm, wie spät es war. Normalerweise hätte er um diese Zeit bereits geschlafen, allerdings bezweifelte er stark, dass er in dieser Nacht ein Auge zubekommen würde. Er lauschte auf Geräusche aus dem Nebenzimmer, die ihm verrieten, ob Madison bereits zu Bett gegangen war, aber dort herrschte völlige Stille.
    Stille? Madison war nicht der stille Typ. Egal, was sie tat, sie war immer mit vollem Herzen dabei. Auf Zehenspitzen herumzuschleichen entsprach nicht ihrem Temperament. Und wenn sie schlief, dann schnarchte sie. Eigentlich hätte er sie hören müssen, stattdessen hörte er … nichts.
    Es war, als wäre sie gar nicht da.
    Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Er lief durch den Raum und riss die Tür zu ihrem Zimmer auf. Er brauchte nur eine Sekunde, um festzustellen, dass es leer war.
    Madison war verschwunden.
    Er schnappte sich seine Neun-Millimeter-Pistole und schob sie in sein Schulterholster, das er noch nicht abgelegt hatte. Dann zog er Schuhe an und rannte die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer plärrte der Fernseher, doch der Pensionswirt saß nicht wie üblich in seinem Lieblingsfernsehsessel. Pierce warf noch einen Blick in die Küche und rief leise nach Madison. Sie war nicht da.
    Wo konnte sie sonst sein? Er eilte aus der Pension und rannte den Block hinunter zu der Stelle, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Er stieg ein und versuchte, Madison auf ihrem Handy zu erreichen. Nach zwei vergeblichen Anrufen wählte er eine andere Nummer.
    »Wenn du mich um diese Zeit anrufst, solltest du mindestens einen Mord in petto haben«, knurrte eine schläfrige Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
    »Würdest du für mich ein Handy orten?«
    »Ich freue mich auch, von dir zu hören.«
    »Tess …«
    »Ja, ja, schon gut. Erklär’s mir einfach später. Gib mir eine Sekunde, um wach zu werden.« Einen Augenblick später sagte sie: »Wie lautet die Nummer?«
    Er ratterte Madisons Handynummer herunter, startete den Motor und wartete ungeduldig, während er darauf lauschte, wie Tessa auf ihrer Computertastatur tippte.
    »Tess …«
    »Sekunde noch. Schon geschafft, Mr Ungeduld. Das Signal rührt sich nicht von der Stelle. Es sieht so aus, als befände es sich in Abercorn, in der Nähe der Kreuzung Abercorn/East Taylor.«
    »Calhoun Square. Dank dir, Tessa. Du hast was gut bei mir.«
    Madison wusste, dass sie ein Feigling war. Pierce verdiente es, die Wahrheit von ihr zu hören. Er hatte das Recht zu erfahren, dass sie ihn liebte. Aber lieber verletzte sie ihn durch eine Lüge, als dass sie Damon davonkommen ließ und dadurch Pierce’ Leben aufs Spiel setzte.
    Geduckt schlich sie zur Hintertür in der Hoffnung, Damon zu überraschen.
    »Ich
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