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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder
Autoren: Cecilia Ahern
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kurzerhand in den Mülleimer. Dann nahm sie das Mädchen auf den Arm, trug es zurück ins Bett und ging schließlich nach Hause.
    In dieser Nacht brach im Schloss das große Feuer aus. Rosaleen wusste nicht, ob der Brief im Mülleimer schuld daran war. Obwohl man feststellte, dass der Brand in der Küche angefangen hatte, machte ihr nie jemand Vorwürfe. Laurie rettete das Kind, doch als er dann noch einmal zurückging, um ein paar Wertsachen zu holen, wurde er selbst Opfer der Flammen – und kam, so dachte Jennifer, im Feuer ums Leben. Laurie seinerseits glaubte, dass George Goodwin ihr Herz gewonnen hatte und ihr außerdem ein schönes Leben garantieren konnte, und wollte um keinen Preis, dass sie ihn aus Pflichtgefühl oder gar aus Mitleid zurücknahm. Zwar war es seine eigene Entscheidung, aber ein paar bohrende Fragen von Rosaleen besiegelten seinen Entschluss. Er hatte Jennifer und Tamara nichts mehr zu bieten, das Schloss war nur noch eine Ruine, das Land verkauft, und er selbst war durch die Verbrennungen zur Unkenntlichkeit verstümmelt: hässlich, als wäre er verwest, das linke Bein und der linke Arm so gut wie unbrauchbar.
    Artie war nicht einverstanden, aber es gelang ihm nicht, seinem Bruder den Plan, Jennifer zu belügen, auszureden. Von diesem Tag an wechselten die beiden Brüder kein Wort mehr miteinander, obwohl sie direkt gegenüber voneinander wohnten.
    Jennifer trauerte monatelang, weigerte sich, das Haus zu verlassen, weigerte sich, ohne Laurie weiterzuleben. Aber irgendwann gab sie nach, nicht zuletzt, weil ständig ein attraktiver, erfolgreicher junger Mann an ihre Tür klopfte und ihr immer wieder von Neuem anbot, sie mitzunehmen und ihr und ihrer Tochter von nun an ein sorgenfreies Leben zu garantieren. Und wieder war es Rosaleen, die den Gang der Dinge entscheidend beeinflusste. Sie hatte alles so gut arrangiert. Natürlich hatte sie den Brand nicht absichtlich gelegt, sie hatte nicht gewollt, dass Laurie verletzt würde. Aber es war nun einmal passiert, und die Dinge entwickelten sich immer mehr zu ihrem Vorteil. Artie zog zu Paddy, und sie arbeiteten zusammen auf dem Grundstück. Laurie wohnte inzwischen im Bungalow, wo Rosaleen sich problemlos um ihn und um ihre Mutter kümmern konnte. Jeden Tag dankte er ihr für ihre Mühe, auch wenn er ihr immer noch nicht das geben konnte, was sie sich von ihm wünschte. Er liebte sie nicht, aber er war auf sie angewiesen. Ohne sie konnte er nicht überleben. Allmählich begriff sie, dass sie nie das mit ihm haben würde, was sie sich ersehnte. Sie würde nie eine Kilsaney werden.
    Als Paddy starb und Arthur nun allein im Torhaus lebte, wandte Rosaleen sich ihm zu – oder besser ausgedrückt, sie erwiderte die Aufmerksamkeit, die er ihr geschenkt hatte, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war. So wurde Rosaleen nun doch eine Kilsaney, obwohl weder sie noch Arthur ihren Titel je benutzten. Laurie war Teil ihres Lebens und brauchte sie. Mit den anderen Dorfbewohnern hatte Rosaleen nie viel zu tun gehabt, sie ging auch nicht gern in den Ort, weil sie fand, dass die meisten Leute dort dummes Zeug redeten. Sie zeigte sich fast nur zur Messe und um ihr Gemüse zu verkaufen. Ihre Einkäufe erledigte sie in der nächsten Stadt, wo niemand sie kannte und niemand sie zur Rede stellen konnte.
    Das war vor siebzehn Jahren gewesen, und das Leben war vielleicht nicht perfekt, doch zumindest einigermaßen zufriedenstellend verlaufen – bis George Goodwin, der Kilsaney bis zum bitteren Ende beschützt und verteidigt hatte, Rosaleens Pläne durchkreuzte und dieses schreckliche Kind, das seinem Vater so ähnlich sah und das eigentlich Rosaleen hätte gehören sollen, in ihr Leben zurückkehrte und alles wieder durcheinanderbrachte. Alles wäre in Ordnung gewesen, wenn Jennifer aufgehört hätte, Fragen zu stellen, wenn sie einfach über die Sache hinweggekommen und zusammen mit ihrer Tamara wieder nach Dublin verschwunden wäre. Aber sie war in die Zeit zurückgefallen, als sie um Laurie getrauert hatte, und legte wieder genau das gleiche Verhalten an den Tag. Verwirrt, wie sie war, fing sie an, um den falschen Mann zu trauern. Rosaleens Hoffnung, dass es sich nur um ein kurzes Zwischenspiel handeln würde, erfüllte sich nicht. Nein, es kam ganz anders.
    Mit einem weiteren Verlust konnte sie sich nicht abfinden. Sie liebte Laurie mehr als alles andere in ihrem Leben, aber die Lüge, zu der er sie gezwungen hatte, hatte so viele andere Menschen ins Unglück
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