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Ich schenk dir was von Tiffany's

Ich schenk dir was von Tiffany's

Titel: Ich schenk dir was von Tiffany's
Autoren: Holly Greene
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Manhattan wie ein großer Weihnachtsbaum. Damit hat sie recht gehabt.»
    «Du kannst dich wirklich noch daran erinnern, wie oft deine Mutter von New York erzählt hat, oder?»
    Daisy lächelte ein wenig. «Ich weiß ja, dass ich noch klein war, aber ich hab es immer so gern gehört.»
    Ethan nickte. «Und klar hatte sie recht damit, dass Manhattan wie ein großer Weihnachtsbaum aussieht. Deine Mutter hatte ganz oft recht.»
    Plötzlich wurde Ethan bewusst, was es bedeutete, dass er mit seiner Tochter hier saß, in der Stadt, die ihre Mutter so geliebt hatte. Es nahm ihm fast den Atem. Er schluckte und bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen.
    «Weißt du, womit sie auch noch recht hatte?», fragte er dann. Daisy schaute ihn sehr aufmerksam an, wie immer, wenn er etwas von ihrer Mutter erzählte. Manchmal kam sie ihm wie eine Archivarin vor, die die einzelnen Teile eines großen Vermächtnisses sammelte, ordnete und zusammenfügte. Mit einem Lächeln fuhr er fort: «Sie hat recht gehabt, als sie sagte, du würdest zu einem blitzgescheiten und bildschönen jungen Mädchen heranwachsen.»
    Daisy grinste und wandte sich wieder dem Fenster zu, um weiter das hektische Treiben auf der Fifth Avenue am Heiligen Abend zu beobachten.
    Ethans erster Besuch in dieser Stadt war neun Jahre her. Jane, Daisys Mutter, hatte ihn zu einer Reise nach New York überredet, und sie waren von London, wo sie lebten, hergeflogen und hatten die Stadt besichtigt.
    Jane war in New York geboren und aufgewachsen und hatte einfach kein weiteres Frühjahr mehr durchstehen können, ohne – wie sie sagte – einen Spaziergang durch den Central Park zu machen, wenn die Blätter zu sprießen beginnen. Hin und wieder gab sie aus heiterem Himmel solche dramatischen Äußerungen von sich, und Ethan fragte dann immer, wer eigentlich der Englischdozent sei, sie oder er. «Du, Herr Professor», antwortete Jane stets mit einem Augenzwinkern. «Du bist hier der kluge und kreative Kopf, während ich bloß eine geborene Romantikerin bin.»
    Janes Eltern waren mittlerweile Rentner und nach Florida gezogen, sodass sie ihre Geburtsstadt nicht mehr so oft besucht hatte, wie sie gern gewollt hätte.
    Auf dieser Reise war Daisy entstanden. Jane und Ethan witzelten immer – und Jane erzählte es auch ohne Hemmungen ihren Freundinnen und ihrer Familie –, ihre Tochter sei gezeugt worden, weil sie beide den Ausdruck «die Stadt, die niemals schläft» etwas zu wörtlich genommen hätten.
    Als Ernährungsberaterin und Fitness-Trainerin hatte Jane ihr Bestes getan, um Ethan in Topform zu halten. Umso paradoxer schien es, dass sie selbst an Eierstockkrebs erkrankte und feststellen musste, dass sie nur noch wenige Monate zu leben hatte, wenn die Chemotherapie nicht Wunder wirkte.
    Daisy war damals fünf gewesen. Ethan und Jane liebten sich sehr, waren aber nie dazu gekommen, sich offiziell das Jawort zu geben. Nach der Diagnose jedoch wollte Ethan sie unbedingt heiraten.
    «Aber das ist doch lächerlich, Schatz. Wir sind so glücklich. Warum also etwas ändern?», hatte Jane abgewehrt. «Außerdem», hatte sie scherzend hinzugefügt, «habe ich bald nicht mehr genug Haare, um einen Schleier festzustecken.»
    Zu dem Zeitpunkt hätte Ethan ihr jeden Wunsch erfüllt, und Jane hatte mehrere letzte Wünsche.
    Einer war, dass er mit ihrer Tochter zu Weihnachten nach New York reisen würde, sobald sie alt genug war. Stundenlang hatte Jane Daisy Geschichten über den Zauber Manhattans und die Weihnachtsfeste ihrer Kindheit dort erzählt.
    Als Daisy dann vor einigen Monaten angefangen hatte, von dieser Reise zu sprechen, war Ethan klar gewesen, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war.
    Eines Abends beim Essen hatte er seiner Freundin Vanessa von der Idee berichtet, in der Hoffnung, dass sie Lust haben würde, sich ihnen anzuschließen. Für Daisy und ihn hatte die Reise in Janes Heimatstadt natürlich eine ganz besondere Bedeutung, aber Ethan fand es wichtig, Vanessa mit einzubeziehen. Ihre Beziehung war in den letzten sechs Monaten immer ernsthafter geworden, und vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass sie zu dritt nach New York flogen. Vielleicht sollte dieser Trip für ihn und seine Tochter der Übergang in eine neue Lebensphase werden? Janes Tod lag nun drei Jahre zurück, und Ethan war sich sicher, dass sie ihren Segen hatten, wenn sie nun den nächsten Schritt machten. Ein anderer letzter Wunsch von Jane war nämlich gewesen, dass er nicht allein bleiben
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