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Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen

Titel: Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegen
Autoren: J Rautenberg
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geworden!
    » Und deswegen möchte ich dich fragen, ob du Lust hättest, mich nicht zu heiraten, aber trotzdem den ganzen Quatsch mit einer größeren Wohnung, einer gemeinsamen Hausratsversicherung und irgendwann vielleicht mal einem Rudel ungezogener Kinder zu machen.«
    Ich bin gerührt. Ehrlich wahr, in meinem Inneren blubbert und zischelt und brodelt es, denn Konrad, mein Konrad, schlägt mir genau das vor, was ich mir wünsche. Kein Brimborium. Nur das pure, echte Leben.
    » Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    » Schön.« Dann, nach einem Zögern: » Schade trotzdem um das schöne Geld.«
    » Welches Geld?« Meint er die Aussteuer?
    » Ich habe, bevor ich dir den Antrag gemacht habe, ausgerechnet, wie viel wir sparen würden, wenn wir verheiratet wären.«
    » Wie romantisch!«
    » Na ja, du bist ja auch kein Mädchen für Romantik.«
    Nein, das bin ich nicht, da hat er recht. Mir ist ein Candle-Light-Döner lieber als ein Candle-Light-Dinner. Aber nicht nur unromantisch bin ich, ich bin auch neugierig. » Wie viel wär’s denn?«
    » Fünftausend Euro.«
    Jetzt dreh ich mich doch um. » Fünftausend Euro?! «, rufe ich laut, und aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sich aus der Partygesellschaft der eine oder andere Kopf nach oben reckt.
    Dann sehe ich Konrad. Scheiße, dem tut Liebeskummer gut! Viel besser als mir.
    » Mann, siehst du gut aus!«, sage ich.
    » Nicht besser als du«, erwidert Konrad, und ich finde zwar, dass er ein Schleimer und offensichtlich auch ein Lügner ist, lasse ihm das aber ausnahmsweise durchgehen.
    » Fünftausend Euro? Im Jahr?« Das ist ein Viertel von meinem regulären Einkommen– die letzten ertraglosen Wochen mal rausgerechnet. » Also… das hättest du gerne mal früher sagen können!«
    » Hättest du dann etwa Ja gesagt?« Konrad ist ein bisschen entgeistert.
    » Nein. Also, ja. Vielleicht. Es soll ja Leute geben, die heiraten aus schlechteren Gründen.« Mein Blick fällt auf Mona, die ihren nicht mehr ganz so flachen Bauch stolz nach vorne streckt. Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen.
    » Stimmt. Und wenn man weiß, dass man sowieso zusammenbleiben will…«
    » Sowieso«, sage ich.
    » Also hätte ein formloser Antrag mit dem voraussichtlichen Nettoeinkommen deine Reaktion, sagen wir, positiv beeinflussen können?« Konrad grinst.
    » Ich weiß nicht…« Ich sollte jetzt besser sagen, dass ich nicht käuflich bin. » Für fünftausend Euro müsste ich ja eigentlich nicht mehr arbeiten gehen. Ich könnte mich quasi von dir bezahlen lassen. Dafür, dass wir verheiratet sind, meine ich.«
    Konrad lacht. Endlich, sein Lachen, Gott, was hat mir das gefehlt.
    » Ich würde sagen, wir vertagen diese Diskussion«, schlägt Konrad vor.
    Ich nicke.
    » Wieso hattest du es überhaupt plötzlich so eilig? Mit dem Heiraten, meine ich?«
    Konrad zögert. » Das wird dir jetzt vielleicht nicht gefallen, aber das hat was mit Nadine zu tun. Die hat mir immer vorgeworfen, ich sei zu zögerlich.«
    Nadine. Das alte Schrapnell. Hat sie es am Ende doch fast geschafft, meine Beziehung zu torpedieren. Wenn auch anders als beabsichtigt.
    » Und dann wurde mir klar, dass du ja zum Glück nicht Nadine bist. Du hättest mich ja gerne etwas zögerlicher.«
    » Na ja«, sage ich und senke den Kopf, » außer vielleicht jetzt.«
    Und endlich– endlich!– beugt Konrad sich vor und gibt mir einen vorsichtigen Kuss auf die Wange.
    » Du riechst nach Schlammbowle«, flüstert er und greift nach meiner Hand.
    Und dann bringt mich Konrad nach Hause.

Epilog
    Es tutet.
    » Hallo, kleines Rumpelradieschen!«, flötet Konrad, als er abnimmt.
    » Spar dir dein Rumpelradieschen«, gifte ich zurück. Konrad hat vor Wochen endlich einen Kosenamen für mich gefunden. Toll. » Gerade kam eine Spedition vorbei und hat ein sauhässliches Sofa in unsere Wohnung gestellt.«
    » Cool– hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht.«
    Ich bin entsetzt. » Was soll das heißen? Wusstest du davon?«
    Konrad gluckst. » Natürlich, ich hab es bestellt.«
    » Was? Wieso? Und überhaupt! Ohne mich zu fragen?«
    Mein Freund wiegelt ab. » Ach komm, Juli, wir hatten doch vereinbart: ein altes Teil, ein neues Teil.«
    » Ja, aber, aber…« Wer wird denn gleich in die Luft gehen? » Doch nicht SO ein Teil!«
    » Wieso denn nicht? Im Möbelhaus fandest du es doch noch okay.«
    Da schweigt des Sängers Höflichkeit. » Aber das habe ich doch nur gesagt, damit ich die alte Anrichte vom Flohmarkt kaufen darf!«
    Jetzt
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