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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen
Autoren: Charles Foster
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Problemen und - weit
    wichtiger ihren Lösungen.

    „Wie soll ich das bloß sagen?”

    Kein Problem wurde öfter erwähnt: Man will jemandem etwas
    sagen und macht sich Sorgen, wie man es bewerkstelligen soll und nachdem man es gesagt hat, muß man fast immer ein Chaos klären. Die Wahrheit, um die es ging, war nicht immer
    besonders schwerwiegend und nicht notwendigerweise eine
    psychologische Last, sondern oft eine ganz gewöhnliche.
    Dennoch war sie so zwingend, daß nahezu jeder sich an
    irgendeinem Punkt fragte: „Soll ich sie überhaupt erzählen? Und wie stelle ich das wohl am besten an?”

    Die nackte Wahrheit macht frei

    Zunächst war ich meinen Klienten in dieser Hinsicht wohl keine große Hilfe, wie ich zugeben muß. Ich glaubte, was die meisten glauben, wenn sie jung sind, daß man nämlich nur die
    ungeschminkte Wahrheit sagen muß und sonst nichts. Und wie die meisten Leute in meinem Beruf war ich davon überzeugt, daß nackte Wahrheit und geistige Gesundheit unabdingbar
    zusammengehören. Von einigen wenigen Ausnahmen
    abgesehen, lautete daher mein Rat immer: „Sie müssen es
    erzählen, und am besten sagen Sie es ungeschminkt, so wie es ist.”
    Natürlich hörte ich dann in der nächsten Sitzung, was
    geschieht, wenn man eine brisante Wahrheit in das sensible Beziehungsgeflecht zweier Menschen wirft, die jeweils eine
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    eigene Vergangenheit, eigene Ängste und Verletzungen haben.
    Freundschaften gingen in die Brüche, Ehen gerieten in die Krise, Familien fielen auseinander, Arbeitsplätze verwandelten sich in eine Quelle von Strapazen und Verwirrung.
    Das tiefe Bedürfnis, zu sagen, was zu sagen ist, wird begleitet von der profunden Furcht, es auch tatsächlich auszusprechen.
    Jeder weiß, wieviel leichter es ist, es heute nicht zu sagen und morgen auch nicht - und dann schließlich nie ein Wort darüber zu verlieren. Einigen Menschen fällt es nunmal schwerer als anderen, ein Desaster zu verursachen.

    Der Name unserer Angst

    Wir platzen vor allem deshalb nicht mit jeder Wahrheit heraus, die uns gerade einfällt, weil harte Erfahrung uns furchtsam gemacht hat. Aber der erste Schritt, eine Angst zu überwinden, ist, ihr einen Namen zu geben. Algolalophobie lautet der Name der Angst, etwas Unangenehmes auszusprechen.
    Genaugenommen bedeutet das Wort „Angst vor schmerzhaften
    Äußerungen”.
    Wenn Sie Konflikte und Konfrontationen verabscheuen und
    alles tun, um sie zu vermeiden, dann leiden Sie unter
    Algolalophobie. Allerdings ist eine gewaltige Konfrontation, bei der man angeschrien und in die Enge getrieben wird, nur ein Aspekt, den algolalophobische Menschen fürchten. Es kann
    ihnen auch angst machen, daß der andere zu weinen beginnt
    oder sie mit Verachtung straft. Auch die Angst, das Gegenüber könne die Beziehung abbrechen oder einen auslachen, gehört dazu.
    Meist weiß man jedoch nur, daß man den Mund aufmachen
    und die Wahrheit äußern will, doch Angst davor hat. Es ist wichtig, seine Algolalophobie zu überwinden, denn oft führen gerade die Ängste dazu, daß alles nur noch schlimmer wird.
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    Hier ein Beispiel:

    Ronalds Geschichte
    Ronald, 38 Jahre alt, arbeitete seit elf Jahren für eine große Firma. Kurz nach Neujahr wurden Beförderungen angekündigt, aber die von Ronald erhoffte, nämlich zum Abteilungsleiter, war nicht dabei. Er wartete bis fünf Uhr und kam dann wie zufällig im Büro des Chefs vorbei. Nachdem sie über dieses und jenes geplaudert hatten, erwähnte Ronald quasi nebenbei, daß er
    diesmal wohl nicht befördert würde. Der Chef gab ihm zu
    verstehen, daß er wohl überhaupt nicht mehr befördert werden würde und meinte nur: „Für Sie ist dies leider das Ende der Fahnenstange.” Man wolle sein Fachwissen als Anwalt zwar
    gerne in der Firma halten, aber nicht in der Position des
    Abteilungsleiters.
    Es war Ronald klar, daß er seiner Frau Tracey davon erzählen mußte. Aber das fiel ihm schwer, denn schließlich sah seine Zukunft nicht mehr so rosig aus, und dies würde sich natürlich auf ihre gemeinsame Zukunft auswirken. Wie sagt man seiner Frau etwas von solcher Tragweite?
    Hätte Ronald sich nicht so stark vor Traceys Reaktion
    gefürchtet, wäre er wahrscheinlich nach Hause gegangen und hätte es ihr sofort berichtet. Aber Ronald war ziemlich
    konfliktscheu, und er wußte, wie sehr es Tracey aufregte, wenn ihr etwas Unangenehmes zu Ohren kam. Entweder löste sie sich in einem Meer von Tränen auf oder warf mit Vorwürfen um sich und
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