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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen
Autoren: Charles Foster
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wieviel Schaden ich damit angerichtet habe, als ich der wichtigsten Person in meinem Leben vor langer Zeit etwas gestehen mußte.
    Das Ganze liegt etwa 18 Jahre zurück. Ich war bereits
    diplomierter Psychotherapeut, und man hätte meinen können, ich müßte es besser wissen. Aber als es darauf ankam, mit dem explosiven Material meiner eigenen Seele umzugehen, habe ich alle Fehler gemacht, die man nur machen kann. Zuerst bewahrte ich viel zu lange Stillschweigen darüber, und dann platzte ich im schlechtmöglichsten Moment damit heraus. Die anschließende Reaktion behandelte ich unglaublich leichtfertig und dumm.
    Diese Geschichte ist fast schon ein Handbuch für sämtliche denkbaren Fehler. Aber anhand meiner Fehler lassen sich auch jene Lösungen herausarbeiten, die anderen weiterhelfen können.

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    Ein Geständnis

    Es gibt viele unangenehme Wahrheiten. Bei meiner handelte es sich um eine geheime Verstrickung. Wie die meisten
    Wahrheiten, die einem Schwierigkeiten bereiten, war meine
    sicherlich auch keine Schlagzeile wert - außer für meine Frau und mich.
    Es geschah in einer Zeit, als unsere vielseitigen
    Beschäftigungen uns auseinanderdriften ließen. Ich arbeitete damals an einer Universität und befreundete mich mit einer Frau, die mir gut gefiel. Wir führten lange und tiefe Gespräche, und ich schätzte sie sehr.
    Das war schon das ganze Geheimnis, das ich vor meiner Frau verborgen hielt: Ich war gut befreundet und fühlte mich zu einer Arbeitskollegin hingezogen. Wir hatten zwar kein Verhältnis -
    es lief nichts Sexuelles oder Romantisches -, aber wir
    empfanden dennoch sehr viel füreinander.
    Es war also keine klassische Verstrickung, aber die Art, wie ich meiner Frau mein Geheimnis gestand, verursachte fast
    genausoviel Schaden wie eine regelrechte Affäre. Auch wenn man die Sache für eine Kleinigkeit halten kann, verstehen Sie sicherlich, was sie für jemanden bedeutet, mit dem man
    verheiratet ist - vor allem, wenn man so dumm damit umgeht, wie ich es tat.
    Nun zu der Geschichte und wie ich einen
    Informationsaustausch, der sich heilend auf unsere Ehe hätte auswirken können, fast in eine Katastrophe verwandelte.

    Still und heimlich
    Monatelang sagte ich nichts - es ist immer verlockend,
    unangenehme Wahrheiten zu verschweigen. So machen es fast
    alle, die, wie ich damals, Konflikte scheuen wie der Teufel das
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    Weihwasser. Man fühlt sich der Wahrheit zwar verpflichtet, wenn man aber an den Aufschrei, die Tränen und den Kampf
    denkt, die meist darauf folgen, behält man das Ganze lieber für sich. Ich hoffte einfach, daß mein Geheimnis sich irgendwie in Luft auflösen werde. Man handelt, als enthalte das
    Verschweigen ein magisches Lösungsmittel, das unangenehme
    Wahrheiten nach einiger Zeit in Wohlgefallen verwandelt.
    Aber natürlich geschah genau das Gegenteil: Weil ich Woche um Woche verstreichen ließ, ehe ich die Wahrheit auf den Tisch packte, sah es nach einer riesigen Sache aus, und so wurde aus einer relativ kleinen Angelegenheit ein Desaster. Meine Frau betrachtete all die Zeit, in der ich geschwiegen hatte, als Beweis für einen großen Betrug. Warum so lange warten, fragte sie, nachdem ich endlich damit rausgerückt war, wenn man sich
    nicht wirklich schuldig gemacht hat? Bedeutete denn mein
    Schweigen nicht, daß etwas weit Schlimmeres geschehen war, als ich behauptete?
    Es muß mir bewußt gewesen sein, daß ich ihr letzten Endes
    alles erzählen würde, denn wir hatten und haben eine
    Beziehung, in der wir beide völlig offen und ehrlich zueinander sein wollen. Aber während ich mir selber schon dafür auf die Schulter klopfte, daß ich mein Geheimnis irgendwann sicher einmal preisgeben würde, schob ich es immer weiter hinaus, weil ich einfach zu feige war. Menschen, die etwas
    Unangenehmes erzählen müssen, sagen sich oft: Morgen ist
    auch noch ein Tag.

    Heldenhaft
    Ich bereitete mich nicht darauf vor, meiner Frau die Wahrheit zu erzählen. Dieses Buch handelt auch davon, wie man das
    macht, aber vor 18 Jahren wußte ich es noch nicht. Also erzählte ich es ihr eher zufällig - wie die meisten, die auf einer heißen Sache sitzen und war von meinem Bekenntnis eigentlich
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    genauso überrascht wie sie.
    Meist bringt uns etwas Unvorhergesehenes dazu, mit der
    Wahrheit herauszuplatzen. In meinem Fall war es der Film
    Kramer gegen Kramer. Vielleicht erinnern Sie sich: Dustin Hoffman und Meryl Streep bekämpfen sich in einer äußerst
    bitteren Ehescheidung und
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