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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
Autoren: Francesco Gungui
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wirklich entschieden?«, fragt sie mich und gibt vorübergehend auf, mich davon überzeugen zu wollen, dass »Fernbeziehungen das Schönste auf der Welt sind«.
    »Ja, heute will er mit seinem Vater darüber reden. Ich kapier einfach nicht, warum er seine Meinung so grundlegend geändert hat. Da muss doch was passiert sein.«
    »Aber man kann doch auch seine Meinung ändern, ohne dass groß was passiert sein muss, oder nicht?«
    »Ja, klar kann man das, aber wenn jemand von einem Tag auf den anderen beschließt, genau das Gegenteil von dem zu tun, was er bis dahin vorgehabt hat, dann darf man doch wohl ein wenig misstrauisch werden, oder?«
    »Süße, ihr zwei seid aber auch schwierig.«
    Wir schweigen ein wenig vor uns hin, während zwei Männer in Anzug und Krawatte die Bar betreten und zur Theke eilen. Sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen, dunkelgrauer Einreiher, braune Schuhe, beide leicht übergewichtig. Als sie beide gleichzeitig ihre schwarzen Miniknirpse schließen, komme ich mir vor wie beim Synchronschwimmen. Ich versuche mir Luca, meinen Luca, vorzustellen, mit ein paar Kilos mehr auf den Rippen und ein paar Haaren weniger auf dem Kopf, und natürlich in Anzug und Krawatte. Nein, das geht gar nicht.
    »Was hast du?«, fragt mich Mary. Ich muss wohl das Gesicht verzogen haben.
    »Ich will nicht, dass Luca so wird«, sage ich und deute mit dem Kopf in Richtung der beiden Geschäftsmänner.
    Mary dreht sich zu ihnen um, aber sie starren bereits in unsere Richtung. So aus dem Augenwinkel, während sie sich weiter unterhalten, als ob nichts wäre … Nun ja, man muss zugeben, dass Mary eigentlich immer auffällt. Heute trägt sie ein weißes T-Shirt mit einem tiefen Ausschnitt, der auch noch durch eine Perlenkette betont wird, während ihre schlanken Beine unter dem Tisch in schwarzglänzenden Seidenstrümpfen stecken. Theoretisch wäre dazwischen noch ein Minirock, aber der ist praktisch nicht vorhanden. Wenn sie nur ein Mal mit den Wimpern klimpert, drehen sich zehn Jungs um. Wenn ich möchte, dass sich zehn Jungs nach mir umdrehen, dann muss ich mich schon kopfüber vom Tresen stürzen.
    »Und außerdem bin ich nicht der Typ für Fernbeziehungen!«, sage ich laut, um die Situation zu verdeutlichen.
    »Ich schon …«, meint Mary mit einem anzüglichen Grinsen. »Hmm, eine Beziehung über die Webcam … Weißt du, was sich damit so alles anstellen lässt?«
    »Was denn zum Beispiel?«
    Mary antwortet nicht, sie zwinkert mir nur vielsagend zu.
    »Du denkst doch nicht etwa, was ich denke, dass du denkst …«, wage ich einzuwenden, obwohl ich weiß, dass es haargenau so ist.
    »Oh Mann, Alice, du bist wirklich eine prüde Betschwester«, zieht sie mich auf.
    »Also, deiner Meinung nach soll ich vor der Webcam strippen?«
    »Warum denn nicht?«
    »Warum nicht? Ich bin doch nicht du! Wenn ich du wäre, würde ich so was tun, aber da ich nun mal ich bin …«
    »… wirst du ihm einfach immer wieder sagen, wie sehr er dir fehlt und wie sehr du ihn liebst …«
    »Oh ja, super, und ab und zu breche ich schluchzend vor dem Bildschirm zusammen oder lege gelegentlich eine Eifersuchtsszene hin.«
    Mary trinkt den letzten Schluck Cappuccino. Dann schaut sie mich ganz ruhig an, und das ist bei ihr immer sehr besorgniserregend.
    »Wovor hast du eigentlich Angst?«, fragt sie mich.
    Richtig, wovor eigentlich?
    Ich habe Angst, dass Luca eine wunderschöne fremde Frau trifft und mit ihr ins Bett steigt, ich habe Angst, dass er ein anderes Leben entdeckt, das ihm wesentlich amüsanter und aufregender erscheint, sodass er sein altes Leben in Mailand bloß noch als langweilig und lästig empfindet. Ich habe Angst, dass er mich vergisst, dass die Vertrautheit zwischen uns verfliegt, dass unsere Wege sich trennen. Ich habe Angst, dass wir uns durch diesen Schritt für immer voneinander entfremden.
    »Ich habe Angst, ihn zu verlieren«, gebe ich zu.
    »Ali, Luca ist in dich verliebt, wie lange seid ihr jetzt schon zusammen?«
    »Zwei Jahre.«
    »Zwei Jahre?«, wiederholt sie fast ungläubig.
    »Wir sind vorletzten Sommer zusammengekommen, also ja, etwas mehr als zwei Jahre.«
    »Und da hast du noch Zweifel?«
    »Ich zweifele nicht an uns, aber ich habe Angst, dass irgendetwas passiert, dass das Ganze so nicht funktioniert. Und außerdem weißt du doch, dass unsere Beziehung immer reichlich chaotisch war …«
    »Weil ihr beide chaotisch seid! Genau deswegen liebt ihr euch ja …«

3  Luca
    Als ich am Restaurant
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