Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Autoren: Herfried Loose
Vom Netzwerk:
Kommt hier rein und quatscht mich an, als ob wir uns schon jahrelang kennen würden und dann noch solche blöden Bemerkungen... Da stehe ich ja drauf! »Na, hör mal!«, fauchte ich zurück »Was geht dich das an? Ja, ich bin Hausfrau. Meine jüngste Tochter ist jetzt erst von zu Hause ausgezogen, und nun gönne ich mir mal eine Kur!« Demonstrativ schloss ich die Augen, sollte sie sich jemand anderen zum Quatschen suchen. Ich wollte meine Ruhe haben.
       »Dann haste 'nen Reichen abgekriegt, oder?«
       »Wie bitte?«, entfuhr es mir. Der Ton war doch die Höhe!
       »Na, ich habe dich gefragt, ob du einen reichen Mann abbekommen hast, sonst würde das ja wohl nicht gehen, so mit Kinder großziehen und nicht arbeiten müssen.«
       »Sag mal«, ärgerte ich mich, »du hast keine Kinder, stimmt's? Da bin ich mir jetzt aber ziemlich sicher. Du kannst dir wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit das macht, sich um Kinder, Haus und Mann zu kümmern?«
       Sich um Kinder, Haus und Mann zu kümmern , echote es in meinem Kopf.
       Wie das klang! Ich hatte das Gefühl, ich hörte mich nicht selber sprechen, sondern meine Großmutter.
       »Nee, hab ich tatsächlich nicht. Hätte ich auch keinen Bock drauf. Mein Freund hat 'ne Tochter, die ist jetzt vierzehn, und die reicht mir schon. Du kannst dir nicht vorstellen, wie hohl die ist. Wie viel dummes Zeug die so von sich gibt, wenn sie jedes zweite Wochenende bei Jürgen ist. Jürgen ist mein Freund, weißt du?« Kam es als Erklärung hinterher.
    Irgendwie musste ich jetzt doch innerlich schmunzeln. Wie hohl die ist, wiederholte ich in Gedanken; ob Angelika wohl bewusst war, wie hohl sie für mich jetzt gerade klang?
       »Tut mir leid, wollte dich nicht verletzen. Ich bin manchmal etwas rotzig im Ton, ich weiß. Deshalb habe ich auch schon oft Ärger bekommen. T'schuldigung, wieder Freunde?« Mit hochgezogenen Brauen und unschuldigen Augen blickte sie zu mir herüber und machte wieder diese komische Schnute von vorhin.
       Das kam überraschend, gerade wollte ich ebenfalls etwas Zynisches vom Stapel lassen, überlegte es mir jedoch anders und sagte nur gönnerhaft: »Na, du bist ja noch jung, da wollen wir dir das mal nachsehen.«
       »Jung ist gut! Danke für das Kompliment, aber ich bin auch schon über vierzig.« Jetzt lügt die auch noch, ärgerte ich mich bereits erneut und konterte mit einem: »Was du nicht sagst.« Ich glaubte ihr kein Wort!
       »Du glaubst mir nicht, oder? Ich kann dir nachher meinen Perso zeigen; ich bin zweiundvierzig Jahre alt. Ich könnte schon Großmutter sein. Die meisten glauben mir das nicht. Ich kann nichts dafür, ich sah schon immer so kindlich aus. Mit achtundzwanzig musste ich mich manchmal noch in der Disco ausweisen, weil die glaubten, ich sei noch keine sechzehn. Früher hat es mich geärgert. Heute freut es mich natürlich, noch für so jung gehalten zu werden. Andererseits: Jugend ist kein Verdienst und Alter keine Schande, stimmt's?«
       Hallo? Diese Worte hörten sich schon vernünftiger an, und ich beschloss, Angie, wie ich sie bereits im Geiste nannte, noch eine zweite Chance zu geben. »Nein, lass gut sein, ich glaube dir ja. Du hast dich wirklich gut gehalten. Naja, du hast ja auch keine Kinder zur Welt gebracht.«
       Der Gong der Zeituhr neben mir riss uns aus unserer Unterhaltung. Die Zeit war um, und ich entstieg dem Moorbad. Die Helferin kam herein und sagte: »Folgen Sie mir bitte, Frau Hartmann. Jetzt wollen wir den Moorschlamm abspritzen. Stellen Sie sich bitte dort in die Ecke!« Sie hatte bereits einen dicken Schlauch in der Hand und der Wasserstrahl züngelte auf mich zu. Das Wasser war ziemlich kalt und aus der Schlammhülle kam langsam mein ätherischer Schwanenkörper wieder zum Vorschein.
       »Bis später!«, rief ich Angie durch die geöffnete Tür zu und folgte der Helferin in das nächste Zimmer, wo bereits eine Massage auf mich wartete.
     
    Beim Mittagessen saß Hannelore wieder an meinem Tisch. Angie stieß wenig später zu uns. »Hi, darf ich mich zu euch setzen?«, fragte sie und setzte sich, ohne eine Antwort abzuwarten. Hannelore sah mich verdutzt an. Ich wies auf sie und sagte: »Das ist Hannelore Tannhaus, und das ist Angelika... « »Braun«, ergänzte Angie prompt, »aber hier sagen alle du zueinander. Also ich bin Angelika. Hallo Hanne, hallo Brina, wir kennen uns ja schon«, nickte sie erst Hannelore und dann mir ernsthaft zu.
       Ich war sprachlos.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher