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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Autoren: Herfried Loose
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seufzte genervt. Von Erholung keine Spur. Die Tagesspalten waren ausgefüllt mit Anwendungen, deren Bedeutung ich nicht verstand und ich sah, dass ich nur wenig Freizeit haben würde. Allerdings waren täglich nach dem Essen zweistündige Mittagsruhen vorgesehen. Na, wenigstens etwas! Während ich noch auf den Plan schaute, prallte Hannelore Tannhaus fast mit mir zusammen. »Oh, entschuldigen Sie bitte, ich laufe hier völlig kopflos umher und finde meinen nächsten Behandlungsraum nicht«, stöhnte sie.
       »Lassen Sie mal sehen, Frau Tannhaus. U12 das wird im Untergeschoss sein, da sind die meisten Anwendungsräume.«
       »Hat man Sie auch in eine Arbeitsgruppe gesteckt? Mich hat man doch tatsächlich in die Gruppe Lebenslagen - Lebenslügen gesteckt. Unverschämtheit, was die sich einbilden. Und da heißt es erst, man könne mitreden. Ich bin nicht einmal zu Wort gekommen, da war ich schon wieder raus aus dem Arztgespräch.«
       »Mir ging es nicht besser. Ich bin auch in derselben Gruppe wie Sie gelandet und weiß auch nicht, was ich da soll.«
       »Willkommen im Club, ich bin übrigens Hannelore, wollen wir nicht du zueinander sagen, wo wir doch demnächst gemeinsam beim Seelenstriptease sind?«
       »Sabrina«, entgegnete ich fast automatisch. Ich hatte nicht die Absicht, an irgendeinem Seelenstriptease teilzunehmen. Was soll der Blödsinn, dachte ich, die sollen mir Massagen und Moorbäder geben und gut ist. Was soll schon mit meiner Seelenlage sein? Wir hatten keine Sorgen, und Stress hatte ich auch keinen. Nur weil die Weißkittel zu blöd sind etwas zu finden, schicken Sie einen gleich auf die Couch . Das konnte ja lustig werden.
       »Lass dich nicht unterkriegen!«, wedelte mir Hannelore noch mit ihrem Kurplan hinterher, »wir sehen uns zu Mittag.« Schon war sie auf der Treppe verschwunden und ich musste noch schnell auf mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich schlüpfte in meinen neuen Bademantel und die neuen Pantoffeln. Leider hatte ich im Bad nur einen kleinen Spiegel, so dass ich nur ahnen konnte, wie gut ich darin aussah. Er trug sich fantastisch und war kuschelweich. Vielleicht war der tolle Bademantel hier in dieser Klinik doch ein wenig unpassend?
       Na, egal, man muss ja nicht wie Aschenputtel herumgeistern, dachte ich noch und machte mich auf den Weg.
     
     
     

Kapitel 3
     
     
    »Hi, ich bin Angelika«, riss es mich aus meinen umherschweifenden Gedanken. Ich tauchte auf aus wohliger dunkler, mooriger Geborgenheit und öffnete die Augen. Vor mir stand splitternackt und einen Kaugummi kauend, eine wohlproportionierte Kindfrau, Marke kleine Seenixe . Sie hatte ein weißes Handtuch wie einen Turban um den Kopf geschlungen und schickte sich an, in das mit heißem Moor gefüllte Wannenbad neben mir zu steigen.
       »Vorsicht, heiß!«, rief ich noch, aber es kam zu spät.
       »Aaaaah!«  Sie fuhr kerzengerade aus der Hocke hoch, gewann mit beträchtlichem Tempo wieder an Höhe und rieb sich den Po.
       »Sag mal, wollen die uns hier wie die Hummer lebend kochen?« Ich musste prustend lachen. Sie sah mich mit einer leicht beleidigten Schnute an, doch dann stimmte sie in mein Lachen mit ein.
       »Hallo, ich bin Sabrina, aber die meisten sagen nur Brina«, stellte ich mich ebenfalls vor.
       Sie antwortete nicht und es dauerte Minuten, bis sie endlich bis zum Hals im Moorbad lag, sich entspannt zurücklehnte und die Augen schloss.
       »Weißt du, was ich mir gerade vorstelle?«, setzte sie unsere begonnene Kurzvorstellung fort, als würden wir uns schon ewig kennen.
       »Nein«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
       »Ich stelle mir vor, wie meine Kolleginnen im Büro schuften. Cooler Gedanke, gefällt mir. Ich liege hier, und die müssen schuften. Kann ich mich glatt dran gewöhnen!«
       »Was machst du?«
       »Bürokauffrau«, kam es knapp zurück, »ist ein Scheiß-Job, wenn du mich fragst, aber irgendwie muss der Schornstein ja rauchen.«
       »Und du?«
       »Hausfrau«
       Ich überlegte kurz und fragte mich, warum mir die Antwort unangenehm war? Als hätte sie mein Unbehagen gespürt, kam auch prompt: »Nee nicht? Du verarscht mich gerade, oder?« Sie war schon wieder halb aus der Wanne hochgekommen und sah mich mit ihren blauen Kinderaugen ungläubig an. »Was ist denn das für ein ausgestorbener Job, Hausfrau?« Sie zog das Hausfrau spöttisch in die Höhe.
       Ich spürte, wie Ärger in mir aufstieg. Was bildete die sich eigentlich ein?
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