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Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)

Titel: Ich liebe mich... Sabrina (German Edition)
Autoren: Herfried Loose
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Park. Als ich aufschloss, war ich sehr überrascht. Wie geschmackvoll das Zimmer eingerichtet war: Es war in zarten Terrakottatönen gehalten, und es wirkte alles sehr modern und funktionell, aber dennoch gut geeignet zum Wohlfühlen. Sozusagen die Reduzierung auf das Wesentliche. Ich atmete tief durch - hier würde ich es aushalten können, keine Frage. Was Zimmer und Wohnräume anging, war ich sehr empfindlich. Es gab Orte und Räume, wo ich es keine Stunde aushalten konnte und wiederum andere, wo ich sofort wusste, ja, hier fühle ich mich wohl. Dieses Zimmer umfing mich mit wohliger Stimmung und meine Laune steigerte sich noch nach der Inspektion des pieksauberen Badezimmers. Es gab eine gläserne Runddusche mit seitlichen Strahldüsen. Auf dem Kopfkissen des frisch bezogenen Bettes lag ein Betthupferl, wie nett!
       Nachdem ich den Inhalt des Beautycase im Bad verteilt hatte und auch die Reisetasche bereits geleert war, ging ich los, um meine beiden Koffer aus dem Aufbewahrungsraum zu holen. Noch anderthalb Stunden bis zum Abendessen. Da blieb noch genügend Zeit, die Koffer auszupacken und anschließend noch einen kleinen Rundgang über das Klinikgelände zu machen.
       Ich freute mich über den Willkommensgruß auf dem Tisch meines Zimmers. Dort stand eine Flasche Wellness-Wasser Marke Apfelessig-Holunder , ein Glas und ein Begrüßungs-Kärtchen, das mich über die Speisezeiten im Haus informierte und darüber, dass heute, nach dem Abendessen, eine Begrüßungsveranstaltung im großen Leseraum neben der Eingangshalle angesetzt war.
     
    Pünktlich ging ich zum Abendessen hinunter in den Speisesaal. Der Raum füllte sich nach und nach. Ich ließ immer wieder meinen Blick über meine Mitbewohnerinnen und Mitbewohner schweifen. Mir kam die Situation seltsam bekannt vor. Irgendwie erinnerte mich das Ganze an meine Schulzeit, als wir auf den Klassenfahrten in Schullandheimen untergebracht waren. Es stellte sich bei mir eine seltsame Stimmung ein, die sich am Besten mit freudig aufgeregt beschreiben ließ.
       Auf wen würde ich hier treffen, was würde ich erleben? Als ich mich heute früh von Peter verabschiedet hatte, fühlte ich mich unglücklich. Am liebsten hätte ich diese ganze Kur noch kurzfristig abgesagt. Bei uns war es Anfang Mai immer so richtig schön im Garten und ich wäre viel lieber zu Hause geblieben. Peter hatte mich mit den Worten getröstet, »Schau Liebes, mir fällt es doch auch schwer. Aber die Kur wird dir gut tun. Denk daran, was Dr. Timm sagte: du musst gegen deine Beschwerden etwas tun und einmal Abstand gewinnen. Drei Wochen gehen schnell vorbei. Wenn du es einrichten kannst, dann lass uns abends vor dem Zubettgehen telefonieren, ja?«
       Ich hatte dazu genickt. Wir umarmten uns noch einmal ganz fest und versprachen uns gegenseitig, gut auf uns aufpassen zu wollen. Nachdem der Zug angefahren war, winkten wir uns noch lange zu. Es war ein beängstigend gewesen, meinen Mann immer kleiner werden zu sehen und ihn schließlich in der Ferne ganz zu verlieren...
       Die Abschiedsszene ging mir nahe, fröstelnd zog ich meine Strickjacke fester um die Schultern.
       Im Laufe der Zugfahrt besserte sich meine Stimmung jedoch wieder. Es war lange her, dass ich das letzte Mal mit der Bahn gefahren war. Ich genoss die Fahrt durch Wiesen, Wälder und an Seen vorbei. Wie gut, dass ich mein schweres Gepäck hatte vorausschicken lassen, so dass ich mich damit nicht abschleppen musste.
     
    Ich wählte einen Platz am Fenster, stellte Teller und Besteck dort ab und holte mir noch ein Getränk. Als ich zurückkam, saß an meinem Tisch bereits eine andere Dame. Sie stand auf, reichte mir die Hand und stellte sich vor: »Guten Abend, ich bin Hannelore Tannhaus. Ich komme aus Essen. Ist es Ihnen recht, wenn ich an Ihrem Tisch Platz nehme?«
       »Sabrina Hartmann. Ich freue mich über ihre Gesellschaft.«
       Sie hatte eine rauchig-herbe Stimme und ein sehr weißes Gesicht, in dem der dunkle Lippenstift fast ein wenig zu dominant wirkte. Die dunklen Augen waren von grauen Tränensäcken unterlegt und ihre mollige, etwas untersetzte Statur, hatte sie mit ihrem dunkelroten Kostüm nur mäßig gekonnt in Szene gesetzt. 
       Sie war älter als ich, bestimmt schon Mitte fünfzig. Etwas an ihrer Art wirkte bieder, irgendwie altbacken. Na ja, wer weiß, vielleicht war sie sogar noch älter als ich sie im ersten Moment geschätzt hatte.
       »Und wie ist ihr erster Eindruck hier?«, riss sie
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