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Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Ich liebe dich, aber nicht heute: Roman (Piper Taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Gaby Hauptmann
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legte seinen Arm um ihre Schulter. »Schön hier«, sagte er, und sie blieben wie ein frisch verliebtes Pärchen eine Zeit lang am Wasser stehen, beobachteten die Enten und die Schwäne, und Liane zeigte Jochen die markanten Vulkankegel der Hegauberge, dann die sanften Bergrücken der Höri, eines idyllischen Landstrichs, den schon Hermann Hesse und Otto Dix geliebt hatten, und klärte ihn über das Weltkulturerbe der Insel Reichenau auf.
    Als sie wieder zurückkamen, war der Tisch für sie gedeckt, und Christine brachte mit der Karte auch gleich den Vorschlag für einen sommerlichen Aperitif: Sekt mit einem Spritzer Holunder.
    Es war schön mit Jochen, stellte Liane fest. Völlig unaufgeregt, sehr relaxed und dabei fröhlich. Ibiza rückte in weite Ferne. Auch ihr Zorn auf Marius, der sich erlaubt hatte, ihr einen Callboy zu schicken, war verraucht. Ohne ihn säßen sie jetzt nicht zusammen, würden nicht den wunderbaren Fisch essen und den spritzigen Rotling aus dem eigenen Weinanbau genießen.
    Nach einem grandiosen Sonnenuntergang über dem Wasser war es dunkel geworden. Auf den Tischen brannten Kerzen, die Luft war mild, und erst als Jochen auf die Uhr schaute und zum Aufbruch mahnte, fiel Liane auf, dass sie stundenlang miteinander geredet hatten. Vielleicht waren sie sich so nahegekommen, dass der Sex einer Freundschaft wich, mutmaßte sie, und Jochen lachte darüber. »Werden wir sehen, ich befürchte aber, dass Marius alte Rechte anmeldet.«
    »Na ja«, erklärte sie. »Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden.«
    »Werden wir sehen«, sagte er noch einmal.
    Sie nahmen den Zug zurück, Liane stieg in Konstanz aus, und Jochen fuhr direkt weiter nach Zürich. Komisch, dachte sie, als sie am Bahnsteig stand und dem abfahrenden Zug hinterhersah. Sie empfand fast so etwas wie Trauer. Ob sie ihn wohl wiedersehen würde?
    23.10 Uhr zeigte ihr der Blick auf die Bahnhofsuhr. Sie hing ihren Gedanken nach, bummelte über die noch immer belebte Marktstätte, schaute in ein paar Schaufenster und schlug schließlich den Weg nach Hause ein. Sie war sich so unsicher geworden in ihrem Leben. War wirklich alles so, wie sie es sich früher für ihre Zukunft gewünscht hatte? Wie waren ihre Vorstellungen gewesen, als sie zwanzig war? Welche Wünsche hatte sie gehabt, welche Ziele? Und was davon hatte sie verwirklicht?
    Ich werde mir ein großes Glas Mineralwasser einschenken, dachte sie, mich damit auf den Balkon setzen und meine Gedanken noch ein bisschen schweifen lassen. Es tat gut, einfach mal Zeit für sich zu haben, in sich hineinzuspüren und alles andere auszublenden.
    Sie schloss die Haustür auf und ging die Treppen hinauf zu ihrer Wohnung. Auf der letzten Stufe saß jemand.
    Liane blieb auf dem Treppenabsatz stehen, dann erkannte sie ihn. »Riley!«
    »Ich habe schon gedacht, du kommst gar nicht mehr«, sagte er und stand auf.
    »Wie kommst du denn hierher?« Sie war völlig perplex.
    »Ich schulde dir noch was.«
    »Ja, eine Erklärung. Das denke ich auch.«
    »Und nicht nur das.«
    Liane ging zu ihm, und sie nahmen sich zur Begrüßung kurz in die Arme. Mit einem ungläubigen Kopfschütteln schloss Liane die Wohnungstür auf. »Komm herein«, sagte sie, »hier ist heute sowieso Tag der offenen Tür.«
    Er hob seine Reisetasche vom Boden auf und ging an ihr vorbei. Willst du bei mir einziehen?, lag ihr auf der Zunge, aber sie fragte, woher er denn gerade komme.
    »Aus London«, sagte er. »War ein bisschen kompliziert.«
    »Seit ich dich kenne, ist so einiges kompliziert«, sagte sie und ging in die Küche. »Was magst du trinken?«
    »Ein kaltes Bier?«
    Sie öffnete den Kühlschrank, nahm Bier und Mineralwasser heraus, drückte Riley die Flaschen in die Hand, nahm zwei Gläser und ging voraus auf den Balkon. Endlich haben meine Nachbarn mal was zum Staunen, dachte sie, ständig wechselndes Programm.
    Sie setzten sich, und Liane betrachtete ihn. Von seinem Mund stieg ein Lächeln in seine Augen auf, das sie schon kannte.
    »Du lächelst mit den Augen«, sagte sie.
    »Ich lächele, weil ich dich sehe. Welcher Mann lächelt da nicht?«
    Jetzt musste sie auch lächeln.
    »Eigentlich ist es mir nicht nach Lachen«, sagte sie. »Heute Morgen war die Polizei da, weil meine Putzfrau den Einbruch gemeldet hat. Ich weiß nicht, ob ich die Polizei wieder so einfach loskriege, und heute Nachmittag haben wir stundenlang aufgeräumt. Selbst die Matratze hing halb aus dem Bett.« Sie dachte an Jochen und schenkte
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