Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich lebe lieber hier und jetzt

Ich lebe lieber hier und jetzt

Titel: Ich lebe lieber hier und jetzt
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
sich sofort
wieder mit Partygästen, die sich, vom Wahnwitz des Moments gepackt, die Klamotten
vom Leib rissen und entfesselt Pogo tanzten.
    Dan zerrte sich sein T-Shirt
über den Kopf. Drauf geschissen! Er streckte dem Publikum den Mittelfinger entgegen. »Willst du mehr? Dann hol
es dir! Stirb, Pupser, stirb!«
    Okay, vielleicht war er voll
wie eine Haubitze, aber was er hier veranstaltete, war um Längen besser, als
sich irgendwo in der Zimmerecke in Selbstmitleid und Staubmäusen zu wälzen.
    Und zumindest hatte er nach all
den Jahren endlich begriffen, dass er verquere, morbide Songs schrieb und keine Gedichte.

 
    v
wird wieder sie selbst
    »Yo, ist da drin vielleicht
irgendeine Vanessa?«, brüllte jemand durch die Badezimmertür.
    Vanessa öffnete die Tür einen
Spalt weit. »Ja?« Sie stand schon seit einer halben Stunde über das Waschbecken
gebeugt und hielt ihre Oberlippe unters kalte Wasser, aber sie hörte einfach
nicht auf zu bluten.
    Ein Typ reichte ihr das Telefon
herein. Er war obenrum nackt und hatte ein Schlangen-Tattoo auf der Brust. »Die
Alte hat's schon ungefähr fünfhundertmal versucht. Kapiert die nicht, dass wir
hier einer Band zuhören wollen?«
    Vanessa klemmte sich das
Telefon zwischen Kinn und Schulter, während Tiphany ihr einen Eiswürfel an die
Lippe drückte. »Hallo?«
    »Hey, hier ist deine Schwester.
Erinnerst du dich noch an mich?«, brüllte ihr Rubys Stimme entgegen. »Was ist
denn bei euch los?«
    »Ich mach eine Party«, erklärte
Vanessa, obwohl das wohl kaum etwas erklärte. Ruby wusste genau, dass Vanessa
außer Dan genau null Komma null weitere Freunde hatte.
    »Was du nicht sagst,
Geburtstagsmädchen. Darf man fragen, wer alles da ist?«
    Vanessa sah Tiphany an. »Deine
Schwester?«, fragte sie tonlos. Als Vanessa nickte, drückte ihr Tiphany die
restlichen Eiswürfel in die Hand. »Bis nachher.« Sie kickte die blutgetränkten
Handtücher auf dem Boden zur Seite und ließ die Tür offen, nachdem sie
hinausgestürmt war. Die ohrenbetäubende Kakofonie aus Musik und Gebrüll und die
wabernde Wolke aus Zigarettenrauch und Wodkadünsten warf Vanessa fast um.
    »Sag mal, sind das etwa die
Raves? Live?? Wie... hast du einen Auftrag von MTV bekommen, ein Video für die zu drehen,
oder was?«, fragte Ruby entgeistert.
    »Ich versteh es selbst nicht so
ganz«, antwortete Vanessawahrheitsgemäß. Sie wusste zwar, dass die Party erheblich
größer geworden war, seit sie ins Bad verschwunden war, aber sie hatte nicht
geahnt, wie groß.
»Tiphany wohnt ja zurzeit auch hier.«
    »Wer? Welche Tiphany?«
    »Na, Tiphany. Du hast ihr den
Schlüssel gegeben. Sie hat gesagt, du hättest ihr erlaubt, hier zu wohnen, solang
sie will. Sie schläft auf deinem Futon.«
    Ruby schwieg. Dann sagte sie:
»Oh-oh, ich glaub, ich weiß, wen du meinst. Sie hat ein Frettchen, stimmt's?
Und hat dir erzählt, dass sie in der Welt rumreist und jetzt für 'ne Zeit einen
Platz zum Schlafen braucht?«
    Korrekt.
    »Nicht zu fassen, dass sie den
Schlüssel immer noch hat. Erinnerst du dich nicht, wie ich dir mal von dieser
Hausbesetzerin erzählt hab, die sich in der Wohnung breit gemacht hatte, als
ich eingezogen bin? Irgendwann hatte ich den Vermieter so weit, dass er sie
rausgeschmissen hat. Und die ganze Zeit über hat sie so getan, als wären wir
beste Freundinnen.«
    Das hörte sich alles ziemlich
nach Tiphany an. »Aber sie ist wirklich nicht aus New York«, stammelte Vanessa.
»Ich glaub, sie zieht einfach so herum. Sie ist eine g itana ame- ricana.« So bezeichnete sich Tiphany
gern, aber aus Vanessas Mund klang es jetzt völlig bescheuert.
    »Sie ist eine abgefuckte
Psychopathin«, stellte Ruby klar. »Und eine Schmarotzerin. Ich wette, sie hat
keinen Cent zur Miete dazugegeben oder mal was zu essen eingekauft, seit sie
bei dir wohnt. Außer vielleicht Alkohol.«
    Vanessa wusste nicht, was sie
darauf sagen sollte. Es stimmte. Sie und Dan fütterten Tiphany quasi seit einer
Woche durch.
    »Außerdem sind in unserer
Wohnung keine Haustiere erlaubt. Kann sein, dass der Vermieter uns
rausschmeißt, wenn jemand das Frettchen sieht. Setz sie an die Luft, Süße,
okay?«
    Vanessa war den Tränen nahe.
Wie hatte sie nur so dämlich sein können, diese völlig Unbekannte ihr Leben
umkrempeln zu lassen? Es war wie in diesem »Poison Ivy«-Film mit Drew
Barrymore, den sie sich peinlicherweise mal ausgeliehen hatte. Darin nistet
sich die böse Drew bei einem netten, unschuldigen Mädchen ein und macht ihr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher