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Ich lebe lieber hier und jetzt

Ich lebe lieber hier und jetzt

Titel: Ich lebe lieber hier und jetzt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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finden«, sagte er.
    Vanessa hörte nicht auf zu
weinen. Verzweifelt umklammerte sie seine Hand und versuchte, ihren Gedanken
zu Ende zu bringen. Dan zu sagen, wie sie sein Gedicht verstand und dass er
damit die Wahrheit genau getroffen hatte. »Wir müssen nicht an derselben Uni
studieren, wir müssen auch nicht zusammen wohnen. Wir können einfach sein.« Sie wischte sich
mit der anderen Hand über die Nase. Auf ihrer Zebrahose waren kleine Blutspritzer.
Sie rubbelte wütend daran herum. »Egal was passiert, irgendwie bleiben wir doch
immer zusammen, stimmt's?«
    Dan nickte. »Stimmt«,
antwortete er roboterhaft. Nicht dass er ihren Schmerz nicht nachempfinden
konnte, nur war er jetzt gerade nicht in der Verfassung, ein so tief
schürfendes Gespräch zu führen.
    Vanessas Schultern wurden von
stummen Schluchzern geschüttelt. Sie wischte sich noch einmal über die Nase,
beugte sich dann vor und küsste Dan auf den Mund. Dan versuchte, den Kuss zu
erwidern, dachte dann aber an das Piercing und hatte Angst, ihr wehzutun.
    »Okay.« Sie ließ seine Hand los
und versuchte zu lächeln. »Dann geh. Werde Rockstar oder was du eben werden
willst.«
    Dan starrte sie an. Ließ sie
ihn gehen?
    Sieht ganz so aus.
    »Na los, geh schon.« Vanessa
stupste ihn sanft mit dem Zeigefinger in die Brust, während sie gleichzeitig
versuchte, ihren nächsten Schluchzanfall zu unterdrücken.
    Dan rappelte sich auf. Der
Boden war mit Kippen, leeren Flaschen, vergessenen Klamotten und Müll übersät.
»Ich kann ja morgen wiederkommen und dir beim Aufräumen helfen«, bot er ihr
halbherzig an, während er durch das Chaos davonschlurfte.
    Ja klar. Als würde er morgen
mit blitzblanken Augen in Topform auf der Matte stehen und sich die Gummihandschuhe
überziehen, um dem Reinigungsteam von Mr Clean unter die Arme zu greifen.

 
    und b und n tun es real
    »Ach, den hast du noch?« Blair
zog den moosgrünen Kaschmirpulli mit V-Ausschnitt, den sie Nate vor über einem
Jahr geschenkt hatte, von der Rückenlehne des Stuhls, über den er ihn gestern
Abend beim Umziehen geworfen hatte. Sie sah schnell nach, ob das winzige goldene
Herz noch da war, das sie heimlich hineingenäht hatte. Ja, war es.
    Nate war mitten im Zimmer
stehen geblieben und sah ihr zu. Er hätte sich am liebsten die Kleider vom Leib
gerissen und Blair gepackt und aufs Bett geworfen, wusste aber aus Erfahrung,
dass sie gern selbst das Tempo vorgab, also musste er sich zusammennehmen und
abwarten.
    Blair legte den Pulli wieder
hin und strich mit den Fingerspitzen über das Segelbootmodell auf Nates
Schreibtisch. Daneben stand ein gerahmtes Foto, das ihn und seine Kumpels von
der St.-Jude-Schule zeigte. Stolz präsentierten sie die beiden gigantischen
Fische, die sie bei einem Angelausflug in Maine gefangen hatten. Mit seinen
muskulösen, gebräunten Armen, dem breiten, strahlenden Lächeln, den
honigbraunen Haaren und den glitzernden grünen Augen war Nate bei weitem der
Allersüßeste. Nicht dass das etwas Neues wäre.
    Es war übrigens nicht so, als
würde sie es absichtlich hinauszögern, sie wusste selbst nicht, worauf sie
noch wartete. Vielleicht wollte sie einfach nur auskosten, dass sie nach so
langer Zeit endlich wieder vollkommen vertraut und entspannt mit Nate zusammen
war. All die anderen Male (und es waren nicht wenige gewesen), als sie
geglaubt hatte, gleich würde es passieren, war sie vor Nervosität so zappelig
gewesen, dass sie wie ein Wasserfall geredet hatte. Diesmal war es anders.
    »Soll ich Musik machen... oder
einen Film einlegen?«, fragte Nate. Sollte er für mehr Stimmung sorgen? Blöd,
dass er keine Räucherstäbchen oder Kerzen dahatte. Massageöl? Handschellen?
    Okay, man muss es ja nicht
übertreiben.
    Blair ging zum Regal und
knipste den lächerlichen Leuchtglobus an, der bei Nate im Zimmer stand, seit er
fünf war. Dann schaltete sie das Deckenlicht aus. Der Globus und das
Mondlicht, das durchs Oberlicht strömte, tauchten den Raum in ein sanftes Blau.
    »Besser.« Sie schleuderte ihre
schwarzen Kate-Spade- Ballerinas von den Füßen. Ihre Zehennägel waren dunkelrot
lackiert, was sie selbst ziemlich erotisch fand. Sie sah Nate an und lächelte.
»Komm her.«
    Er gehorchte. Als er vor ihr
stand, schob er beide Hände unter ihr Top, um ihr zu helfen, es abzustreifen,
während sie ihm bei dem Versuch, sein T-Shirt auszuziehen, fast den Kopf
abriss. Sie hatte einen hauchzarten weißen bügellosen BH an, der wie
Seidenpapier zu Boden flatterte, nachdem
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