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Ich knall euch ab!

Ich knall euch ab!

Titel: Ich knall euch ab!
Autoren: Ravensburger
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menschlicher Austausch statt. Seine Lehrerinnen und Lehrer konnten ihn nicht erreichen. Doch der Verweis von der Schule war ganz offensichtlich der letzte Schlag, der ihn endgültig in eine irreale Welt hineintrieb und zum Rächer und Mörder werden ließ.
    Nachrichten über Aggression und Gewalt von Schülerinnen und Schülern untereinander und von Schülern gegenüber Lehrern häufen sich in den letzten Jahren. In den Medien gibt es immer wieder Berichte über Prügeleien und Schlägereien, Belästigungen und Erpressungen. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben den Eindruck, die Kinder schon in der Grundschule, besonders aber in der Mittelstufe, seien heute unruhiger, nervöser und unkonzentrierter, in vielen Fällen auch aggressiver, rücksichtsloser und gewalttätiger als noch vor zehn oder 15 Jahren. Auch von Übergriffen auf Lehrerinnen und Lehrer wird berichtet, wobei offenbar an Hauptschulen und Berufsschulen in sozialen Krisengebieten besonders viele Probleme wahrgenommen werden. Hin und wieder hört man auch von Hilfeersuchen an die Polizei, wenn es zu besonders brutalen und folgenreichen Gewaltanwendungen in Schulen gekommen ist.
    Inzwischen liegen zahlreiche wissenschaftliche Studien vor, die diesen Eindruck stützen. Es ist leider ganz eindeutig: Das Ausmaß von sozial nicht akzeptabler und unzivilisierter Aggression ist bei Schülerinnen und Schülern in den letzten 20 Jahren gewachsen. Das gilt besonders für die körperliche Gewalt, also die Schädigung und Verletzung eines anderen durch physische Kraft. Diese immer noch typisch männliche Form, bei der Gewalt als vorsätzliches Mittel zur Sicherung und Behauptung der eigenen Position eingesetzt wird, hat an einigen Schulen erschreckende Ausmaße angenommen. Prügeleien, Schlägereien und ein roher Umgangsstil werden vor allem aus Schulen berichtet, in denen Kinder aus schwierigen Elternhäusern zusammenkommen. Über alle Schulformen hinweg müssen wir in der Mittelstufe bei etwa zehn Prozent der Jungen mit nicht akzeptablen Formen der körperlichen Gewalt rechnen, bei Mädchen liegt dieser Wert bei fünf Prozent. Vergleichende Studien zeigen, dass die Verbreitung von körperlicher Gewalt seit den 1980er-Jahren spürbar zugenommen hat, vor allem bei den extremen Taten, bei denen die Opfer selbst dann noch gequält werden, wenn sie unterlegen sind und bereits am Boden liegen.
    Auch die psychische und verbale Gewalt haben zugenommen, die Schädigung und Verletzung eines anderen durch emotionale Abwertung, Erpressung, Beleidigung, Erniedrigung und entwürdigende Beschimpfung. Hier liegen die beiden Geschlechter fast gleich auf, bei Jungen und Mädchen sind jeweils etwa fünf Prozent krass auffällig, sie stören die Klassengemeinschaft und sorgen für erhebliche Unruhe.
    In den letzten Jahren schleicht sich auch eine weitere Ausprägung von Gewalt in den schulischen Alltag, nämlich rassistische und fremdenfeindliche Übergriffe. Sie stellen meist eine Mischung aus körperlichen, psychischen und verbalen Angriffen dar und werden meist von Jungen ausgeübt.
    Wie kommt es zu dieser Verrohung der Sitten an den Schulen? Wie kommt es dazu, dass sich Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer an manchen städtischen Brennpunktschulen unsicher fühlen, weil ständig Auseinandersetzungen und Konflikte zu registrieren sind und die unterschwellige Angst um sich greift, man könne vielleicht auch selbst angegriffen werden?
    Die wissenschaftlichen Studien zeigen: Die Ausgangsbedingungen für die Entstehung von Aggressivität bei Schülerinnen und Schülern liegen zunächst außerhalb, Gewalt wird in die Schule gewissermaßen importiert. Viele Familien sind heute in einer schwierigen Situation, wirtschaftlich und sozial, und produzieren psychisch und nervlich gestörte, sozial oft irritierte und verwahrloste, teilweise auch vernachlässigte und misshandelte Kinder, die in die Grundschulen und die weiterführenden Schulen kommen. Diese Kinder werden in der Schule besonders häufig auffällig, weil ihnen die Voraussetzungen fehlen, um Gruppenregeln einzuhalten und die sozialen und leistungsmäßigen Anforderungen des Schulbetriebs zu erfüllen. Das Aggressionspotenzial ist dann besonders hoch, wenn der soziale Halt in der Familie fehlt und wenn dort körperliche und psychische Gewalt praktiziert wird.
    Auch der Freizeitbereich ist für viele Schülerinnen und Schüler zu einem anspannenden und aggressionsfördernden sozialen Sektor geworden. Hier zeigt
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