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Ich knall euch ab!

Ich knall euch ab!

Titel: Ich knall euch ab!
Autoren: Ravensburger
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du eine und weißt es gar nicht.
    Das ist wie eine Folter. Kennen Sie diesen dummen Spruch? »Stock und Stein brechen mir das Bein, aber Worte fühl ich nie als Pein.« So ein Schwachsinn. Ein Stockschlag tut nach ein paar Minuten nicht mehr weh. Aber Worte, die bleiben hängen, die lassen einen lange nicht los.
    Ryan Clancy
    Ich stehe auf dem Flur und spreche mit Brendan, und Sam Flach kommt vorbei und stößt ihn ganz leicht an. Eigentlich eine völlig harmlose Sache, wie sie an einer so überfüllten Schule wie unserer tausendmal am Tag passiert. Zuerst halte ich Brendans Reaktion für übertrieben. Er ballt die Faust und flucht vor sich hin. Ich sage, wohl ziemlich naiv: »Ach komm, Brendan, das war doch nichts, nur ein kleiner Schubser.« Brendan sieht mich total entgeistert an. »Nein, Ms Bender«, sagt er, »das war nicht nur ein kleiner Schubser, das macht er nämlich jeden Tag.« Auch da habe ich das noch nicht ernst genommen. Aber jetzt glaube ich es zu verstehen. Wenn das nun wirklich eine ständige, unablässige Quälerei war? Ein bisschen Salz auf der Haut schadet nicht. Aber streut man die gleiche Menge in eine offene Wunde, kann das sehr schmerzhaft sein.
    Beth Bender
    Es war ja nicht nur auf dem Flur. Sondern überall. Einmal waren wir in Sport draußen auf dem Platz; zwei Tage zuvor hatte es stark geregnet. Das Gras war schon wieder ziemlich trocken, aber ein paar Pfützen waren noch da. Jedenfalls kommen plötzlich Sam Flach und Paul Burns und stoßen mich um, packen mich an den Beinen und schleifen mich durch die Pfützen. Ich bin von oben bis unten nass und verdreckt, und als dann Bosco kommt, ich schwör’s, kann er sich kaum das Grinsen verkneifen. Er sagt zu Flach und Burns, sie sollen mich loslassen, und zu mir sagt er, ich soll gehen und mich sauber machen. Und das war’s. Also ehrlich, genauso gut hätte er den beiden doch gleich offiziell erlauben können, das noch einmal zu tun, wann immer sie wollen, so oft es ihnen Spaß macht.
    Ryan Clancy
    Alle Teenager denken irgendwann einmal an Selbstmord. Jedenfalls fast alle, die ich kenne. Man erlebt irgendwelche ganz schlimmen Sachen und man hat ganz schreckliche Schmerzen und fragt sich, was das eigentlich alles soll. Einer von Garys Lieblingssongs war der von Queen, aus dem Film Wayne’s World , den sie da im Auto gesungen haben. Da erzählt der Sänger, dass er irgendwem in den Kopf geschossen hat und dass jetzt sein ganzes Leben ruiniert ist, aber das wäre ja eigentlich sowieso alles egal. Nothing really matters. Aber verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, da ist überhaupt nichts Sensationelles dabei. Gary hat das, was er getan hat, nicht wegen irgendeinem blöden Song getan.
    Allison Findley
    Viele Jugendliche sagen irgendwann einmal, dass sie sich umbringen wollen, aber Gary ist da richtig ins Detail gegangen. Einmal, da kann ich mich noch genau daran erinnern, hat er in allen Einzelheiten erzählt, wie er sich am Fahnenmast vor der Schule aufhängen würde. Und wenn die anderen am nächsten Morgen in die Schule kämen, würde da statt der Fahne dann eben Gary Searle hängen. Er wusste bloß nicht so genau, wie er das machen sollte. Wie er da raufkommen sollte. Er dachte, vielleicht ginge es mit einer langen Schiebeleiter. Für mich war das typisch Gary, dieses ganze Gerede, aber als wir ein paar Tage später aus der Schule kommen, nimmt er tatsächlich den Rucksack ab und versucht die Fahnenstange hochzuklettern. Natürlich ist er nicht raufgekommen. Aber es hat mich schon irgendwie überrascht, dass er nach zwei Tagen immer noch daran gedacht hat.
    Ryan Clancy
    Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich samstags um die Mittagszeit bei Gary angeklopft habe und er noch im Bett gelegen hat, eingemümmelt in seine dicke Steppdecke, aber hellwach. Wenn ich ihm dann vorschlug, doch rauszugehen und irgendwen zu suchen, mit dem er was unternehmen könnte, sagte er immer nur »Ja, ja, gleich.« Aber manchmal ist er erst gegen drei oder vier Uhr aus dem Bett gekommen. Ich hatte immer das Gefühl, dass er irgendetwas mit sich herumschleppte, das ihn daran hinderte, aktiv und fröhlich zu sein wie die anderen Jungen. Eine bleierne Traurigkeit, die er einfach nicht abschütteln konnte. Natürlich hatte das auch mit der Scheidung zu tun. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oft ich, wenn ich ihn so erlebt habe, in mein Zimmer gegangen bin und nur noch geweint habe.
    Cynthia Searle
    An diesem einen Abend bin ich ziemlich spät nach Hause gekommen.
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