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Ich hatte sie alle

Ich hatte sie alle

Titel: Ich hatte sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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weitaus größer zu sein als das von Gil. Chuck sprach zu seinem Publikum wie zu ein paar mehrfach behinderten Achtjährigen, und sogar ich bekam mit, dass ich bei der amerikanischen Version von Herzblatt gelandet war.
    Die Kandidaten für die Sendung schien Mr.   Wooleys Crew aus den gleichen Winkeln der Stadt zu beziehen wie Nicolas das Publikum. Damit es nicht zu eventuellen Rassenunruhen kam, durfte die schwarze Schönheit ihr Date aus drei Brüdern wählen, der Weiße hatte die Wahl zwischen zwei Frauenzimmern seines Blutes und einer blondierten Latina. Gut mitgedacht, Leute.
    Der erste Teil der Show hatte zwei unbestrittene Höhepunkte, die leider später der Zensur zum Opfer fielen. Auf die Frage der Lady an Kandidat 1: »Was würdest du mir bei unserem ersten Date kochen?«, erging sich dieser in einem fünfminütigen Monolog darüber, wie er aus den Säften ihrer heißen Muschi ein feines Süppchen zubereiten würde. Der Kandidat wurde daraufhin ausgewechselt. Schade.
    Das zweite Highlight bescherte uns Gil, der mitten in die Abmoderation von Chuck hineinbrüllte: »Ey, ihr Wichser, in dem Scheiß-Walkman sind ja nicht mal Batterien drin!«
    Mr.   Wooley Schlongo nutzte diesen Zwischenruf für eine Erfrischungspause, und wir alle wollten aufstehen und gehen. Nicolas fuchtelte mit den Armen in der Luft herum:
    »Noch zwei Shows, noch zwei Shows, es ist Aufzeichnung!«
    Wir wollten natürlich trotzdem gehen und die erbarmungslose kalifornische Sonne nutzen, um unsere eingefrorenen Gliedmaßen wieder aufzutauen, aber Nicolas schrie durch den Zuschauerraum: »Wer geht, kein Geld!«
    Das überzeugte die Unterprivilegierten, aber die japanischen Touristen schlossen sich in einem ungewöhnlichen Anflug von Revolte zusammen und wollten den Raum verlassen. Nicolas realisierte verhältnismäßig schnell, dass er sie nicht mit Geld würde ködern können, und rief: »Aber jetzt wird es doch erst lustig. Jetzt fangen die Pausenspielchen an, oder, George?«
    Der Ziegenbart war wieder auf die Bühne gesprungen und zeigte wahre Profi-Qualitäten: »Genau, mein kleiner griechischer Freund, jetzt gibt es hier noch einmal tolle Preise zu gewinnen. Wer ist dabei?«
    »Warum mache ich nicht einfach mit und gucke, was passiert? Ich habe gute Chancen, einen hochwertigen Walkman zu gewinnen.«
    Ich möchte die Nachwelt an dieser Stelle bitten, diesen Satz in meinen Grabstein zu meißeln. Falls noch etwas Geld übrig ist, soll auch noch eine Statue daneben gestellt werden: eine Frau mit erhobener Hand, die Pose meiner Todesstunde.
    »Ja großartig, die Lady mit dem roten Kleid und der blauen Strumpfhose … oh, mein Gott, das ist gar keine Strumpfhose, das sind ihre Beine!«
    George zog mich von meinem Sitz und flüsterte mir auf dem Weg zur Bühne zu: »Hey, ich finde dich ziemlich süß, wie wäre es, wenn wir mal zusammen ausgingen? Am besten gleich nach der Show, falls deine Beine dann noch nicht abgefroren sind!«
    Er grinste dämlich, ich grinste noch dämlicher.
    »Meinst du das ernst, Süßer?«, fragte ich so unschuldig wie möglich. George versuchte, möglichst cooldreinzublicken, bekam aber rote Ohren dabei. So ermuntert, sagte ich etwas sehr Dummes: »Ich gehe nicht mit Männern aus, die ihr Schamhaar im Gesicht tragen!«
    George wurde bleich, dann wieder sehr rot, aber dann bemerkte er leider wieder, dass er im Vorteil war: Er konnte sich ein blödes Partyspielchen aussuchen, und ich musste es mitmachen. Einhundertzwanzig Augenpaare warteten genau darauf.
    »Okay, wer macht noch mit?«, rief George ins Publikum und streifte mich mit einem Seitenblick, der offenen Krieg verhieß. Drei-Finger-Eddie meldete sich. Ein diabolisches Grinsen glitt über Georges Gesicht:
    »Warum nicht? Unser afroamerikanischer Freund vom Sägewerk, bitte nach unten zu mir!«
    Eddie kam unter lautem Applaus zu uns auf die Bühne, und wir begrüßten uns mit einem High-Five beziehungsweise High-Three. George war kurz verunsichert. Wie hätte er auch vermuten können, dass wir uns kannten? Er versuchte, seine Chancen auszuloten: »Mein Freund, warum hast du dich für dieses Spiel gemeldet, obwohl du noch nicht einmal weißt, worum es geht?«
    Eddie grinste. »Ich brauchte schon lange einen neuen Walkman, Mann!«
    George lächelte. Der Kampf der Gladiatoren konnte beginnen. Tod oder Walkman.
    George dehnte jedes einzelne Wort, als er das Spiel seiner Wahl verkündete: »Und nuuun heißt es: Eimer her füüüür Chuuuubbby Bunnieees!«
    Eddie

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