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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
Autoren: J Karnick
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bisschen die Arschbacken zusammenkneifen müssen.«
    Ich fröstele.
    »Nächste Woche gehen wir mal zusammen zur Bank …«
    »Nee!«, sage ich. »Wir gehen nicht zusammen zur Bank, ich hasse Banktermine, ich will meine kostbare Freizeit nicht damit verbringen, mich mit graugesichtigen Bankangestellten über Exceltabellen zu beugen und über Kredite und Zinslast zu reden, das macht mich krank. Wenn du meinst, wir können es uns leisten, uns bis über beide Ohren zu verschulden, dann tu das, in Gottes Namen, aber lass mich damit in Ruhe. Ich habe, wie du weißt, eine Verschuldungsphobie. Wenn du nicht willst, dass deine Frau dir die nächsten zwanzig Jahre morgens um sieben ins Gesicht kotzt, musst du mich aus der Sache raushalten.«
    »O.k.«, sagt mein Mann, »du musst dich um gar nichts kümmern, überlass das alles mir, ich regele das schon.«

    Dieser psychologische Schachzug meines Mannes trifft mich völlig unvorbereitet.
    Seit wir zusammen zwei Kinder und darum gefühlte zwei Millionen alltägliche Pflichten zu erledigen haben, bin ich es gewohnt, die Frage »Wer von uns macht was wie oft und wie viel?« in immer wiederkehrenden, mal lauter, mal leiser geführten, zähen Diskussionen zu verhandeln. Mein Selbstbild ist das einer emanzipierten, modernen Frau. Obwohl mein Mann seit jeher Vollzeit arbeitet und darum mehr verdient als ich, wollte ich immer sicher sein können, dass ich mich und die Kinder zur Not auch ohne ihn über Wasser halten kann. Ich habe hart gearbeitet für diese finanzielle Unabhängigkeit. Ich brauche keinen Mann, an den ich mich anlehnen kann – höchstens abends, auf dem Sofa, beim Fernsehgucken. Ansonsten brauche ich einen, der aufräumt, einkauft, kocht, Wäsche wäscht, Kinder hütet, Vokabeln abfragt, den Hund ausführt und Geburtstagsgeschenke besorgt.
    Fragt man meinen Mann, so sagt er: »Aber das mache ich doch alles, du ständig an mir herumnörgelnde Teilzeit-Xanthippe!«
    Fragt man mich, sage ich: »Aber du kümmerst dich viel seltener als ich, also viel zu selten!«
    Wie auch immer. Ich lebe wie viele berufstätige Mütter, zu Recht oder Unrecht, mit dem Grundgefühl, mich ständig um alles kümmern zu müssen. Ich wäre überglücklich, wenn ich einmal den Eindruck hätte, ich müsste mich nur um die Hälfte kümmern. Dass mein Mann sagt »Du musst dich um gar nichts kümmern, ich regele das!«, übersteigt alle meine – aus jahrelanger, praktischer Erfahrung genährten – Erwartungen. Von diesem Satz träume ich seit der Geburt unseres ersten Kindes, seit über zwölf Jahren also. Ich bin überrumpelt. Etwas bröckelt in mir.
    Ich gucke meinen Mann an, den Mann, der alles regeln will. Dem Mann scheinen plötzlich sehr breite Schultern gewachsen zu sein, diese breiten Schultern wecken eine bislang tief und sorgsam in mir vergrabene Sehnsucht. Es ist mir unangenehm, aber: Ich möchte mich an diese Schultern anlehnen. Mein Mann will mir ein Haus kaufen.
    »Nun gut«, hauche ich, »wenn du dich wirklich kümmerst.«

    Baunebenkosten inkl. MwSt.:
    Übertrag 4,03 €
    1 Flasche Rotwein (Tempranillo) 5,49 €
    Zwischensumme 9,52 €

Das Kind im Mietvertrag
    Wochen vergehen. Mein Mann hat einen ersten Termin bei der Bank absolviert und sich bestätigen lassen, dass die Bank uns für kreditwürdig hält. Ich bin längst nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee ist, sich an meinen Mann anlehnen zu wollen. Auf Männerschultern ist kein Verlass, das weiß man doch.
    Mal wieder kaufe ich ein, obwohl ich schon die letzten drei Mal eingekauft habe. Ich komme mit dem Auto vom Supermarkt zurück, ich parke vor dem Haus, in dem sich unsere Wohnung befindet, vor dem Haus steht das Auto unserer netten Vermieter. Unser Vermieter steht mit einer Blumenschere in der Hand auf einer Leiter vor der Kletterrose neben dem Tor zum Garten und schneidet verblühte Kletterrosenblüten ab. Schnipp. Schnapp. Schnipp. Das macht er öfter. Mich macht das fertig.
    Nicht dass ich kein Verständnis dafür habe, dass der nette Vermieter die Kletterrose beschneidet. Unser Vermieter und seine Frau, ein nicht mehr junges Ehepaar, haben viele Jahre in der unteren Wohnung ihres Dreiparteienhauses gewohnt, bevor sie aus der Stadt aufs Land gezogen sind und die Wohnung an uns vermietet und uns damit in letzter Sekunde vor dem Schrebergarten gerettet haben. Sie haben, nachdem sie das Haus gekauft hatten, einen Garten angelegt, den sie mit viel Zeit und maximalem Aufwand pflegten. Der Garten gehört laut Mietvertrag
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