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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
Autoren: J Karnick
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beste Freundin. Es nervt mich, dass er immer wieder kommen, dass ich mir andauernd freinehmen und ihm Kaffee kochen muss und er nicht den geringsten Sinn hat für die Ironie, mit der ich das Absurde unserer Schicksalsgemeinschaft zu meistern versuche. Ich bin dazu gezwungen, ihn trotzdem ein bisschen nett zu finden – nett genug jedenfalls, um ab und zu mit ihm eine zu rauchen und ein Schwätzchen zu halten. Sonst würde seine permanente Anwesenheit in meinem Leben mich in tiefste Verzweiflung stürzen.
    »Na dann, bis zum nächsten Mal«, sage ich, als er mit dem Heizungsherstellermenschen das Haus verlässt.
    »Bis zum nächsten Mal«, sagt Herr Krummwinkel. »Aber – wieso eigentlich?«
    »Ach, ich bin sicher, wir finden noch etwas, weshalb Sie wiederkommen müssen«, sage ich. »Da mache ich mir gar keine Sorgen.«
    Herr Krummwinkel lacht. Zwei Wochen später ist er wieder da. Die Heizkörper knattern, wenn man die Ventile aufdreht.
    »Kann sein, da haben die Kollegen bei den Rohren was vertauscht, aber das kriege ich hin, da muss ich nur die Ventile von der einen auf die andere Seite setzen«, sagt Herr Krummwinkel.
    »Sie haben wirklich den schlimmsten Job der Welt«, sage ich. »Haben Sie nicht allmählich die Nase voll davon, ausbaden zu müssen, was Ihre Kollegen vermasselt haben?«
    »Och«, sagt Herr Krummwinkel, »nö. Ich mein, ist doch so: Wir machen alle mal einen Fehler, oder?«

    Baunebenkosten inkl. MwSt.:
    Übertrag 72.906,72 €
    Schornsteinfeger, Schlussabnahme Gasbrennwertheizung, Schornstein und Kamin 255,65 €
    Zwischensumme 73.162,37 €

Hausalltag
    An einem Dezembernachmittag, gut zwei Jahre nach dem Kauf des alten Hauses, schneit es erstmals in diesem Winter. Und ich zünde das allererste Mal ein Feuer in unserem Kamin an. Heute Morgen war der Schornsteinfeger da und hat nach der Heizung auch den Kamin abgenommen, den er beim letzten Mal nicht abnehmen konnte, weil der Schornstein nicht abgedichtet war und die Feuerschutzvorlage fehlte.
    Die Feuerschutzvorlage fehlt immer noch. Mein Mann und ich haben noch keine Zeit gefunden, zusammen zum Schlosser zu fahren, um auszusuchen, aus welchem Material die Vorlage sein soll. Pulverbeschichteter Edelstahl oder Gusseisen? Die fehlende Vorlage ist im Abnahmeprotokoll des Schornsteinfegers als Mangel vermerkt. Wenn er in einem halben Jahr wiederkommt, um den Schornstein zu fegen, muss dieser Mangel behoben sein. Den Kamin benutzen dürfen wir trotzdem schon.
    Wir haben jetzt auch einen Schuppen, in dem wir das Kaminholz trocken lagern können. Der Schuppenbauer hat Wochen gebraucht, um den Schuppen zu bauen. Nachdem er einmal wieder tagelang nicht weitergebaut hatte, habe ich ihn angerufen und ihm auf die Mobilbox gesprochen: »Ich hoffe, es gibt einen sehr guten Grund dafür, warum Sie diese Woche nicht gekommen sind.«
    Am nächsten Tag hat der Schuppenbauer zurückgerufen und einen Grund genannt. Er hat gesagt, er habe einen Sport unfall gehabt und sei im Krankenhaus gewesen und habe vergessen, sein Handy dorthin mitzunehmen. Das letzte Mal war es sein Sohn, der krank gewesen war. Als der Fensterbauer irgendwann mal nicht kommen konnte, lag es daran, dass er vom Gerüst gestürzt war. Bei der neuen Reinemachefrau meiner großen Schwester war es der Ehemann, der morgens in der Badewanne ausgerutscht war, weshalb sie zum allerersten verabredeten Termin leider nicht erscheinen konnte. Der Vater jenes Fensterputzers, den wir noch in der alten Wohnung engagiert hatten und der sein Handy ausstellte und nicht kam, ohne vorher abzusagen oder sich nachher dafür zu entschuldigen, war sogar ganz gestorben.
    Mir scheint, es steht nicht gut um die Gesundheit deutscher Handwerker und ihrer Angehörigen. Wenigstens steht es bestens um ihre Auftragslage, das hat jedenfalls der sehr pünktliche Schornsteinfeger gesagt: »Die Handwerker, die ich kenne, haben alle Hände voll zu tun – viel zu viel, um es deutlich zu sagen. In der Krise stecken die Leute ihr Geld lieber in ein Haus als in die Bank. Und wenn sie schon eins haben, dann modernisieren oder verschönern sie es, das dient ja auch der Wertsteigerung.«
    Der Schuppenbauer ist ein netter, jungenhafter Typ, dem ich nicht richtig böse sein kann, obwohl er, wie Sarah sagt, »kein Anhänger der klassisch-nordeuropäischen Arbeitsmoral ist. Aber dafür baut er wunderschöne Sachen«.
    Stimmt, der Schuppen ist sehr schön geworden. Schön wäre es außerdem, wenn der Schuppenbauer den Regenwasserablauf des
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