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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich
Autoren: Jenny Downham
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dass sie ihn so einfach abservierte.
    »Kommen Sie zur Party wieder. Alle Freunde von Tom sind willkommen.« Das Klemmbrett fest in beiden Händen, zog sie eilig ab, fast ohne den knochigen Hintern zu bewegen. Kein Fleisch auf den Knochen, kein Hüftschwung.
    Er blieb kurz stehen und fragte sich, ob das alles ein Witz war.
    Dann sah er zur Auffahrt rüber, zu den Bäumen am Zaun, dem elektrischen Tor – so ganz anders als die Sozialsiedlung mit ihrem Lärm von Leuten, die dicht an dicht wohnten. Wo waren die Autos, das Geschrei, die knallenden Türen, wo die Geräuschkulisse aus dem Leben anderer Leute?
    In seiner Jackentasche stieß der Schraubenschlüssel gegen seine Rippen. Lächelnd ging er zweimal um den Jaguar rum. Karyn hatte gesagt, der Mistkerl hätte ein todschickes Auto. Hier war es – gelb wie ein Kanarienvogel und so sauber, dass sich der Himmel in den Fenstern spiegelte.
    Es ging ganz leicht, wie einen Stift über Papier ziehen, und es war so eine Genugtuung zu wissen, wie teuer die Reparatur sein würde. Er ließ den Schraubenschlüssel seinen eigenen Weg suchen, sich im Zickzack über die Tür winden und einen welligen Pfad über die Radkappen und die Motorhaube kratzen – wie eine Dose, die man aufbekam, indem man einmal ganz rum schnitt und den Deckel abriss. Fehlte nur noch Blut.
    Das würde er sich später holen.

DREI
    E s gibt eine Methode, Orangen zu schälen, bei der nichts von dem bitteren weißen Zeug an der Frucht hängenbleibt. Früher hatte Mikey sie nicht gekannt. Dex hatte es ihm beigebracht. Es hatte was Hypnotisches aufzupassen, ob er das ganze Teil geschält bekam, ohne dass die Schale ein einziges Mal abriss, während sich die leuchtend orangenen Spiralen bis zum Boden ringelten. Er mochte, wie klebrig seine Finger dabei wurden. Und zu wissen, dass Dex ihm zeigen würde, wie man eine Brandyglasur machte, wenn er den ganzen Haufen geschält hatte.
    Im Pub war es friedlich. Alles wie immer. Jacko schüttete Erbsen und Maiskörner in Töpfe mit heißem Wasser. Dex schrubbte Kartoffeln an der Hintertür, mit den bloßen Füßen im Regen. Mikey hatte wie jeden Morgen die Salatbar aufgefüllt – Krabbencocktail, russische Eier, Krautsalat. Alle drei waren sie in Ordnung. Alles war, wie es sein sollte. Die Welt draußen konnte man leicht vergessen.
    »Ihr beiden Jungs seid heute ja so ruhig«, sagte Dex. »Habt ihr mal wieder Ärger mit den Mädels?«
    Mikey schüttelte den Kopf. »Nicht, was du denkst.«
    »Ich schon«, sagte Jacko. »Ich krieg keine ab.«
    »Sienna hat 'ne Schwester«, sagte Mikey.
    »Und wie ist die so?«
    »Keine Ahnung, bin ihr nie begegnet.«
    »Wie lange bist du schon mit Sienna zusammen?«
    »Zwei Wochen.«
    Jacko lachte. »Na, dann stell mich schnell ihrer Schwester vor, denn das ist für dich Weltrekord.«
    Dex wedelte mit dem Kartoffelschäler in seine Richtung. »Wenn ich Töchter hätte, hätt ich eine Heidenangst vor euch beiden.«
    »Vor Mikey musst du dich fürchten«, sagte Jacko. »Ich schwör's, der kriegt jede rum. Hey, Mikey, erzähl Dex von deinem ersten Mal.«
    »Mit Sienna?«
    »Nein, dein allererstes Mal.«
    Mikey grinste. »Das erzähl ich ihm nicht.«
    »Sie hat ihm einen geblasen«, sagte Jacko. »Er hat sie in Vier Kneipe kennengelernt, wusste nicht mal ihren Namen, und sie hat ihm einen geblasen.«
    Dex machte, »ts, ts«. »Das geht keinen was an. Über so was solltet ihr nicht reden.«
    »Unglaublich, oder?«, wunderte sich Jacko. »Dass irgendeine so was macht?«
    »Ich find mindestens die Hälfte von dem unglaublich, was ihr beide so anstellt«, sagte Dex.
    Mikey fragte sich, was Dex wohl davon halten würde, wenn er wüsste, wie Sienna am Abend zuvor ins Kissen geheult hatte. Wie er keine Lust gehabt hatte, sie zu küssen, sich nicht erst damit abgeben wollte, sie auszuziehen, wie er beinahe einen Rückzieher gemacht hätte und sich dann mitten in der Nacht nach Hause geschlichen hatte.
    Eine Zeitlang starrte er Dex an, versuchte, aus ihm schlau zu werden. Er hatte einen rasierten Schädel und einen irren französischen Akzent und sah aus, als würde er einen verdreschen, wenn man ihn nur schief ansah, aber Mikey hatte nie gehört, dass Dex laut wurde, oder gesehen, dass er die Beherrschung verlor. Auf den Handrücken hatte er Tätowierungen, die er sich mit einer Nadel und einem Fläschchen Tinte selbst stach – I LOVE SUE war auf seinen Knöcheln zu lesen. Er machte alles Mögliche für sie – superleckeres Essen nach Feierabend,
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