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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich
Autoren: Jenny Downham
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jetzt gehen.«
    »Das war's? Du gehst einfach weg?«
    Seufzend stand er auf. Sie versuchte sich alles an ihm einzuprägen, während er sich Erde von der Jeans klopfte, den Tabak einsteckte und die Stufen runterschlenderte. Sie wollte später in ihrem Zimmer an ihn denken, wenn er weg war. Die geschmeidigen Bewegungen, den Hüftschwung liebte sie an ihm. Auf dem Rasen drehte er sich um. Seine Augen waren goldbraun. Er hatte lange Wimpern. Er biss die Zähne zusammen, wodurch sich sein Kiefermuskel anspannte. In seinen Augen glomm etwas Dunkles.
    Es war absurd. Wieso sollten zwei Leute, die sich so gern hatten, nicht Zusammensein dürfen? Warum? Warum ging es nicht? Wie er da auf dem Rasen stand, packte ihn plötzlich die Wut. Sie wandte sich von der einen guten Sache ab, die aus diesem Mist entstanden war.
    Er machte einen Schritt auf sie zu. »Komm, wir gehen spazieren.«
    Sie schüttelte den Kopf, wollte ihn nicht ansehen. »Ich kann nicht.«
    »Hör mal, ich weiß, dass du denkst, wir würden alle verletzen, wenn wir zusammen sind, aber wir haben doch auch was geschafft.«
    »Was soll das sein?«
    »Karyn hockt nicht mehr in der Wohnung rum.«
    »Da wär sie gar nicht erst drin geblieben, wenn ich eher den Mund aufgemacht hätte.«
    Genau das war's, was ihn so wütend machte. Als hätte sie sich in irgend so einen Selbstbestrafungskäfig gesperrt. Genau wie Karyn, als sie sich eingeschlossen hatte. Ellie hatte Karyn etwas von ihrer Last abgenommen, aber jetzt schleppte sie sich damit ab. Dabei gehörte sie keiner von beiden auf die Schultern geladen – sondern Tom Parker, diesem Arsch.
    Er streckte die Hand aus. »Komm mit. Ich bring dich zu Karyn.«
    »Was? Nein!«
    »Du hast was sehr Schwieriges gemacht, um ihr zu helfen, und das weiß sie. Woher willst du so genau wissen, dass sie dich hasst? Frag sie einfach.«
    Sie schaute entsetzt drein. »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht? Was hast du von ihr zu befürchten?«
    »Ich hab nichts zu befürchten, aber sie wird nichts von mir wissen wollen. Ich hab Wochen gebraucht, um mit der Wahrheit rauszurücken. Ich hab ihr bestes Beweismaterial vernichtet!«
    »Weil du dir über die Wahrheit nicht im Klaren warst und weil du die Fotos nicht im Internet haben wolltest.« Er wunderte sich selbst, wie vernünftig er sich anhörte, war sich seiner Sache aber sicher. »Karyn kriegt Hilfe – von den Bullen, Opferhilfe -, sie ist nicht auf sich allein gestellt. Du musst vor Gericht und deinen Bruder verpfeifen, und dir hilft niemand. Selbst jetzt könntest du es dir noch anders überlegen, machst du aber nicht. In meinen Augen ist das mutig.« Er ging einen Schritt auf sie zu. »Komm, wir gehen und fragen Karyn, wie sie das sieht.«
    Sie wich einen Schritt zurück. »Meine Mum ruft.«
    »Ich hab nichts gehört.«
    »Vielleicht war's mein Dad.«
    »Hör auf damit, Ellie. Du hast es mit mir zu tun, und ich seh genau, was du da machst. Dich selbst zu bestrafen bringt nichts.«
    »Ich mach's nicht mit Absicht!« Er sah, wie ihr die Röte wie Farbstoff die Wangen hochkroch. »Ich schäm mich so.«
    »Karyn sieht es nicht so.«
    »Wie denn?«
    »Ihr ist sicher klar, dass sie sich genau so wie du hätte verhalten können, wenn es andersrum gelaufen wäre.«
    Ellie seufzte. Tür und Backsteine des Hauses waren mit Sonnenlicht überzogen. Sie badete darin.
    »Ich hab ihr einen Brief geschrieben«, sagte sie, »aber nie abgeschickt. Tom bekennt sich immer noch nicht schuldig, das weißt du doch, oder? Karyn wird alles von sich preisgeben müssen, und es wird nichts weiter dabei rauskommen, als dass die ganze Welt ihr Privatleben kennt. Das wird fürchterlich, und rein gar nichts wird sich ändern.«
    »Das ist nicht deine Schuld. Karyn weiß Bescheid. Sie wirft mir andauernd Statistiken an den Kopf.« Er machte noch einen Schritt auf sie zu. »Ich weiß, dass du mich für einen schlechten Einfluss hältst, und vielleicht bin ich das ja auch, aber können wir nicht wenigstens ein bisschen Zeit miteinander verbringen?« Er beugte sich weiter vor, wollte ihr zu verstehen geben, dass es Karyn bei weitem nicht so viel ausmachte, wie sie befürchtete. Erst an diesem Morgen hatte sie erraten, dass er herkommen wollte, und ihn mit diesem spöttischen schiefen Grinsen angesehen, das sie so gut drauf hatte. Richt ihr aus, ich komm zur Hochzeit, hatte sie gesagt, aber nicht als Brautjungfer, das kann sie vergessen. Und wenn dieser Bruder von ihr da aufkreuzt, kann ich nicht für seine Sicherheit
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