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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich
Autoren: Jenny Downham
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mir bitte.«
    »Unzulässige Beeinflussung?«
    Ärger flackerte kurz in seinem Gesicht auf. »Hat er dich bedroht?«
    »Nein.«
    »Hat er dich erpresst? Hat er zum Beispiel Fotos von dir auf seinem Handy, oder hat er dir irgendetwas weggenommen, das du wiederhaben willst?«
    »Nein.«
    »Bist du dir sicher? Denn wenn dem so ist, können wir die ganze Sache herumreißen. Wir können sagen, dass er von dir verlangt hat, zur Polizei zu gehen, und dich instruiert hat, was du sagen sollst, um seine Schwester zu schützen. Wir können sagen, dass deine ursprüngliche Aussage wahr war und die neue falsch ist.«
    Diesen Ausdruck hatte sie so oft in den Augen ihres Vaters gesehen – als wüsste er alles, könnte Gedanken lesen, die Zukunft voraussagen und hätte in jeder Hinsicht immer absolut Recht. Sie schluckte kräftig und nahm all ihre Entschlusskraft zusammen.
    »Er hat mich nicht bedroht, Dad. Er erpresst mich nicht, und die neue Aussage ist wahr.«
    Kapitulierend nahm er die Hände hoch. »Also dann kann ich nichts für dich tun, oder? Es läuft auf deine Aussage gegen die deines Bruders hinaus, und ich sag dir nur soviel, ich werd nicht Däumchen drehen und zusehen, wie er im Gefängnis verrottet.«
    »Was geht hier vor?« Mum stand in der Tür.
    Dad warf ihr einen zutiefst frustrierten Blick zu. »Nichts. Ich hol jetzt das Auto aus der Garage.«
    Sie machte Platz, um ihn durchzulassen, wartete, dass die Haustür ins Schloss fiel, und ließ sich dann seufzend aufs Sofa fallen. »Bin ich eine fürchterliche Mutter?«
    »Nein, Mum.«
    »Vielleicht findet Tom das.«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Sie lächelte traurig. »Dann bin ich vielleicht nur eine fürchterliche Ehefrau.«
    Ihre Temperatur hatte sich verändert. Sie fühlte sich kälter an, als bevor sie nach oben gegangen war, und Ellie konnte den Unterschied zwischen ihren Händen spüren.
    »Dein Vater war sehr gründlich«, sagte Mum. »Selbst hier drin. Ich hab gar nicht gesehen, wie er diese CDs eingepackt hat, du vielleicht?«
    Sie nickte in Richtung der Leerstellen im Regal. Auch in der DVD-Sammlung fehlten einige, und im Bücherregal klafften Lücken, als wären dem Wohnzimmer überall Zähne gezogen worden.
    »Tom wird nicht lange wegbleiben«, flüsterte Ellie. »Sicher kommt er bald wieder.«
    »Na, hoffentlich hält Bens Mutter uns nicht für verrückt, dass wir ihn mit so vielen Sachen hinschicken. Sie wird ja vielleicht verstehen, dass dein Vater nur möchte, dass er sich geborgen fühlt.« Geistesabwesend streichelte Mum Ellies Hand. »Es gibt keine richtige Alternative, wenn wir ihn in der Nähe behalten wollen. Er könnte zwar bestimmt auch in ein Hotel ziehen, aber was für ein Leben wäre das? In einem Hotel wäre er einsam, oder?«
    Immer wieder strich sie mit dem Daumen über dieselbe Stelle. Es fühlte sich schon unangenehm an, als würde sie bis zum Knochen runterschaben.
    »Jedenfalls«, sagte Mum, »klaubt er da oben seine letzten Siebensachen zusammen, darum mach ich ihm gleich ein paar Brote, die er im Auto essen kann. Sie sollen nicht sagen, dass wir ihn mit leerem Magen aus dem Haus geschickt haben.«
    »Mum?«
    »Vielleicht geb ich ihm ein paar Snacks für später mit, ein paar Chips und so was. Dann wär es für ihn so, als ob er zu einer Übernachtung bei Freunden aufbricht.« Sie lächelte, als glaubte sie selbst nicht so ganz daran. »Ich hab mit Bens Mutter telefoniert, hab ich dir das erzählt? Sie hat mich sehr beruhigt. Sie ist wirklich nett, das hab ich mir auch gedacht, als ich sie auf der Party kennengelernt hab – wir haben fast den ganzen Abend geplaudert. Jedenfalls wird Dad ihnen Geld geben, damit es für alle Auslagen reicht. Bestimmt ist es von Vorteil, dass sie außerhalb wohnen, das macht es einfacher für sie. Dein Vater rechnet mit Medieninteresse, wenn der Prozess losgeht, und ich möchte auf keinen Fall, dass sie sich belagert fühlen.«
    »Mum, ist alles okay bei dir?«
    Sie atmete ein und hielt die Luft an, blinzelte ein paar Mal. »Weißt du, ich muss immerzu denken, wenn wir in London geblieben wären, wär das alles nicht passiert.«
    Ellie reichte ihr ein Papiertaschentuch und sah schweigend zu, wie sie sich das Gesicht abtupfte.
    »Tut mir leid, ich wollte mich nicht gehen lassen.« Sie beugte sich vor und hielt sich den Magen, als täte er ihr weh. »Er hat so verletzlich ausgesehen da oben, als er seine Sachen gepackt hat. Ich hab ihn angesehen und mir gedacht: Wie sollte er irgendjemandem ein Leid
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