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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich
Autoren: Jenny Downham
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gebacken.«
    »Im Kamin? Meine Güte, Mädchen, du hättest das ganze Haus abfackeln können!«
    »Hat sie aber nicht«, sagte Mum und beugte sich vor, »und darauf kommt es doch wohl an. Und ich glaube kaum, dass ihr Freund das Haus plündern wird.«
    »Ihr Freund? Was ist in dich gefahren?«
    Traurig schüttelte sie den Kopf über ihn. »Dieselbe Frage könnte ich dir stellen.«
    »Was soll das heißen?«
    Sie antwortete nicht, und er nahm sein Glas wieder in die Hand und ging zum Barschrank. »Du wirst vor Gericht auseinandergenommen werden, ist dir das klar, Eleanor? Darauf läuft das Ganze hier hinaus.«
    »Bist du sicher, dass du trinken solltest?«, fragte Mum. »Du musst gleich autofahren.«
    Das tat er mit einem Handwedeln ab. »Gott und der Welt wird dein kleines Techtelmechtel vor Gericht in all seinen schmutzigen Einzelheiten vor Augen geführt werden. Hoffentlich bist du darauf gut vorbereitet. Ich kann nur hoffen, dass du es dir sehr genau überlegt hast.«
    »Es war nicht schmutzig.«
    Er unterbrach sein Auf- und Abgehen. »Was hast du gesagt?«
    »Ich hab gesagt, es war nicht so, wie du denkst.«
    »Ach ja? Was war es dann, eine Märchenromanze? Wie im Groschenroman? Mein Gott, Mädchen, dein Bruder packt da oben seine Taschen, und du sitzt hier rum und lässt nichts auf deinen Schulmädchenschwarm kommen!«
    »Du sollst nicht so mit ihr reden!« Mit geballten Fäusten stand Mum auf.
    Er gaffte sie an, und die Kinnlade fiel ihm runter.
    »Sie ist deine Tochter«, sagte sie. »Hast du das vergessen? Ist dir auch nur mal kurz der Gedanke gekommen, dass es für sie auch nicht leicht ist?«
    Der Gedanke kam ihm. Ellie sah, wie er über sein Gesicht huschte – etwas Trauriges, wie ein Schatten. Doch gleich darauf verwarf er ihn, und der leere Blick gewann wieder die Oberhand. »Ich versuch zu helfen«, sagte er. »Ich versuch beiden zu helfen, ist das nicht klar?«
    Mum seufzte. »Komm mit. Komm und hilf mir, Toms Koffer zu holen. Der ist auf dem Dachboden, und du musst ihn mir runterreichen.«
    Ellie lehnte sich auf dem Sofa zurück und hörte zu, wie sie nach oben gingen. Sie zählte ihre Atemzüge. Jeder Atemzug, jeder Herzschlag war einer weniger, bis die Dinge vielleicht aufhörten, so wehzutun. Sie knibbelte an ihren Nägeln herum, inspizierte ihre Finger. Selbst ihre Hände kamen ihr unbekannt vor. Sie gehörte nicht dazu. Sie war die furchtbare Fremde, die alles, was warm und herzlich war, ausgelöscht hatte.
    Einen Augenblick dachte sie an die Welt draußen vor dem Haus. Was Mikey wohl machte? Dachte er überhaupt an sie? Vielleicht sollte sie ihm schreiben, nur um ihn wissen zu lassen, dass sie am Leben war.
    Ihr Handy war im Schreibpult. Das hatte er gestern dort abgelegt, als er es konfisziert hatte. Es war ziemlich weit vorn, nicht mal versteckt. Sie setzte sich wieder aufs Sofa damit. Sie hatte siebzehn Anrufe in Abwesenheit von Mikey, jede Menge Mailbox-Nachrichten, eine SMS nach der anderen. Es tat weh, die Verzweiflung in seiner Stimme zu hören. Es tat weh, dass alle Nachrichten von dem Abend und der Nacht und vom Morgen davor waren. Es war nichts Neues drauf.
    Sie schrieb: Du fehlst mir, löschte es wieder, steckte das Handy in ihre Tasche und schloss die Augen.
    Als sie sie wieder aufmachte, stand Dad in der Tür. Er sagte: »Deine Mutter findet, dass ich zu grob bin.«
    Er kam rüber und setzte sich neben sie. Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und versuchte, ihn nicht anzusehen, doch er wandte ihr Gesicht in seine Richtung.
    »Ich will dich davor bewahren, dass du vor Gericht fertiggemacht wirst, deshalb bin ich hart zu dir.«
    Er ist mein Vater. Ich bin sein Kind. Er liebt mich.
    »Toms einzige Hoffnung ist, deine Aussage anzufechten, und da du keine Beweise hast, läuft es auf Aussage gegen Aussage hinaus. Verstehst du?«
    Sie nickte. Bei der Polizei hatten sie dasselbe gesagt. Obwohl sie auch gesagt hatten: Du bist sehr tapfer, und Karyn McKenzie kann dir unwahrscheinlich dankbar sein.
    Dad sagte: »Um das Bestmögliche für Tom herauszuholen, muss ich ihm einen 1a-Anwalt besorgen. Und wenn ich ihm einen Spitzenanwalt besorge, wirst du in die Mangel genommen werden. Es gibt noch einen letzten Ausweg, Ellie, und deshalb spring ich so schonungslos mit dir um. Ich möchte, dass du dir alles haarklein durch den Kopf gehen lässt, was dieser Mikey gesagt und getan hat, und wenn auch nur irgendetwas davon als unzulässige Beeinflussung gedeutet werden könnte, dann sag es
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