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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich
Autoren: Jenny Downham
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Garten sein, von dieser seltsamen Wärme durchströmt.
    »Willste irgendwo hingehen?«, fragte er.
    Sie wollte laufen, nicht gehen – zum Fluss runter und unter die Bäume. Seit Tagen dachte sie an ihn, und jetzt war er hier, so nah und schön, dass es wehtat.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
    »Das ist kein Grund. Sag mir, warum.«
    Was konnte sie sagen? Weil sie sich sonst womöglich wieder küssen würden? Und wenn, dann würde sie womöglich nicht aufhören können und nicht mal wissen, ob sie das wollte? Weil Karyn schon genug durchgemacht hatte? Weil Mikey es verdiente, mit seinem Leben weiterzukommen, und ihr bester Beitrag dazu darin bestand, ihn loszulassen?
    »Was haben sie mit dir gemacht, Ellie?«
    Warum konnte sie nicht genug davon kriegen, ihn ihren Namen sagen zu hören? Als hätte das noch niemand je zuvor gemacht.
    »Nichts.« Sie setzte sich auf die Schwelle und umschlang ihre Knie mit den Armen. »Ich darf nicht lang bleiben.«
    Er setzte sich neben sie. Sie sah ihn nicht an. Wenn sie es täte, würde sie fallen, und sie hatte sich selbst versprochen, das nicht zu tun.
    Er sagte: »Macht dein Dad dir immer noch das Leben schwer?«
    »Jetzt setzt er hauptsächlich auf die Schweigebehandlung.«
    »Und wie geht's deinem Bruder?«
    »Du willst über ihn reden?«
    »Warum nicht?«
    Wenn sie über Tom redete, könnte sie eigene Schwachstellen offenbaren. Und sie durfte nicht schwach sein. Sie zuckte die Schultern, tat so, als wäre es ihr egal. »Er hat vor allem Angst. Ich darf ihn nicht mehr treffen, aber das ist auch schon alles, was sie mir sagen.«
    »Und wie ist es mit deiner Mum – ist sie nett zu dir?«
    »Ja, die ist cool. Sie sagt aufbauende Sachen zu mir und ich zu ihr. Wie ist es mit dir? Wie sieht dein Leben aus? Hast du schon einen neuen Job gefunden?«
    »Noch nicht. Aber Mum hat im College angerufen, und die haben wirklich eine berufspraktische Zusatzqualifikation in Catering. Weißt du noch, wie ich das mal erwähnt hab?«
    Sie nickte. Es war der allererste Abend gewesen, am Fluss.
    »Jedenfalls«, sagte er, »vielleicht wird ja nichts draus, aber ich hab die Formulare ausgefüllt, also wer weiß.« Er schubste sie an. »Vielleicht treffen wir uns dort im September.«
    Aber das kam nicht in Frage, denn wenn er aufs College kam, musste sie woanders hingehen. Vielleicht gab es eine Großtante, von der ihr keiner was gesagt hatte, bei der sie wohnen konnte? Oder sie konnte im Häuschen ihrer Oma wohnen und ein Fernstudium machen. Sie würde Blumen pflanzen, schwimmen. Mikey loslassen.
    Sein Fuß trat von der Treppenstufe auf das Gras neben ihren Fuß, und auf einmal waren ihre beiden Füße vereint. Klopf, klopf sein Fuß berührte ihren, und es fühlte sich an, als stünde ihrer in Flammen, als erwachte ihr ganzes Ich durch seine Berührung zum Leben.
    Sie zog ihren Fuß zurück und rutschte von ihm ab. »Was wolltest du mir denn nun sagen?«
    Sie hielt sehr still, während er seinen Tabak rauszog und sich eine Zigarette drehte. »Es ist wegen Karyn«, sagte er.
    »Was ist mit ihr?«
    »Ich wollte nicht, dass du es per SMS erfährst.«
    »Sag's mir einfach.«
    Er zündete die Kippe hinter seiner gewölbten Hand an und nahm einen langen Zug, den er kräftig ausblies, ehe er sie direkt ansah. »Sie geht am Donnerstag wieder in die Schule, um ihre neusprachliche Prüfung zu machen.«
    Eine Sekunde lang sahen sie sich an. Es war ein Gefühl, als hätte eine Nadel sie mitten in ihren Schmerz getroffen. »Die gleiche Prüfung wie ich.«
    »Ich weiß.«
    Sie beide den ganzen Tag im selben Raum, von boshaften Mitschülern umgeben, die das Ganze als Unterhaltung ansehen würden.
    »Sie haben ihr einen eigenen Raum angeboten«, sagte er, »aber sie wollte nicht. Sie will wie alle anderen sein. Ich hab mir gedacht, du solltest es wissen, aber vielleicht hat die Schule es dir auch schon gesagt.«
    »Nein.«
    Er rutschte etwas näher. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Sie schaute über den Rasen zum Törchen. »Ich könnte den separaten Raum kriegen. Sie könnten ihn stattdessen mir geben.«
    »Karyn hat gesagt, dass du das sagen würdest.«
    »Ach ja? Will sie es so haben? Geht in Ordnung, ich werd darum bitten. Oder ich mach die Prüfung ein andermal. Nächstes Jahr oder so.«
    »Ellie, hör auf damit.«
    »Mit was?«
    »Dich selber zu bestrafen.« Er lehnte sich so an den Türrahmen, dass er ihr zugewandt war. »Dein Bruder hat Karyn das angetan, nicht du.«
    Sie sprang auf. »Ich muss
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