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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika
Autoren: Mark Seal
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    Die unberührte Schönheit hatte ihren Preis: Die Galápagos lagen völlig ungeschützt da, geradezu eine Einladung
für Plünderer und Wilderer. 157 Diese einzigartige Inselgruppe wurde ausschließlich von Vögeln, Reptilien und Meerestieren bewohnt. Neben den Fledermäusen und Seelöwen waren Mäuse die einzigen Säugetiere, die es geschafft hatten, durch das tückische Meer zu den Galápagos-Inseln zu gelangen, die beinahe tausend Kilometer von der nächsten Landmasse entfernt lagen – bis auf den Menschen. Piraten und Jäger hatten in neuerer Zeit auch Haustiere mit auf die Inseln gebracht: Esel, Ziegen, Schweine, Hunde, Katzen. Eine drohende Katastrophe für das Ökosystem und die heimischen Tiere und Pflanzen.
    Wir müssen diese Inseln retten, dachte Buxton.
    Auf seiner Rückreise von den Galápagos-Inseln entwarf Buxton ein Konzept für einen Dokumentarfilm. Das tat er häufig, wenn er von einem Abenteuer wiederkehrte. Buxton stellte sich einen Kameramann vor, der »genügend Zeit zur Verfügung hat, um über Wochen oder Monate zu verschwinden und schließlich mit mehreren Tausend Metern hochklassigen Filmmaterials zurückzukommen«. 158 Er brauchte einen Top-Kameramann. Zwei Jahre nach seiner ersten Reise zu den Galápagos-Inseln schickte er seinen Star aus, Alan Root. Buxton war klar, dass allein die Fahrt dorthin ein Akt werden würde, denn damals gab es keine eingeführten See- oder Luftwege zu den Inseln. »Filmen Sie alles, was Ihnen vor die Linse kommt!«, beschwor er die Roots in seinem Telegramm. »Filmen Sie alles, was mit Charles Darwin zu tun hat!« 159 Joan und Alan waren eben von einer anstrengenden Thru-the-Lens-Safari zurückgekehrt, als sie
diesen Auftrag von Buxton erhielten. Er wollte anderthalb Wochen nach Erhalt des Telegramms mit ihnen in London darüber sprechen.
    Joan packte, für eine Safari zu Land und zu Wasser. Sie starteten von Nairobi aus, um sich mit Buxton zu treffen. Vier Tage später flogen sie weiter ins peruanische Lima, und die knapp tausend Kilometer zu den Inseln legten sie mit der Beagle II zurück, einem lecken Kutter, der nach Darwins ursprünglichem Schiff benannt war; diese Beagle gehörte dem Darwin Research Institute, die Crew bestand aus Wissenschaftlern und Naturforschern.
    Zwei Monate lang filmten sie sämtliche Lebewesen dort, nicht nur die allseits bekannten Seelöwen und Meerechsen, sondern alle Tiere: von Blaufußtölpeln, die in Formation tauchten, über Albatrosse, die bei der Balz mit ihren Schnäbeln fochten, bis hin zu einer mittlerweile klassischen Szene von dem Spechtfink, der Dornen aus einem Kaktus pickt, um mit diesem Werkzeug in Baumstämmen nach Insekten zu bohren. »Es war ziemlich aufregend, die einzigen Menschen auf der Insel zu sein«, schrieb Joan. Sie filmten große Herden wilder Esel, die von importierten Lasttieren abstammten. Sie kamen gleich auf Joan und Alan zu, wahrscheinlich in der Erwartung, die beiden seien ebenfalls Esel. »Verblüfft mussten sie feststellen, dass wir keine Esel waren – sie standen einfach nur da und starrten uns an.«
    Zu Joans Erstaunen verhielten sich selbst die Seelöwen, die dafür bekannt sind, Eindringlinge mit ihren gewaltigen Schneidezähnen zu bedrohen, ganz ruhig,
als sie direkt vor ihnen mit den Jungtieren spielten. »Es ist wirklich seltsam. Sie ignorieren uns, wenn wir bloß drei Meter vom Ufer entfernt unter Wasser mit den Jungen spielen, nur gelegentlich kommen sie zu uns hergeschwommen. « 160
     
    Am Ende hatten sie über 7500 Meter Film gedreht. 161 Normalerweise wären für eine solche Sendung maximal 2000 Meter erforderlich gewesen. Joan schickte alles nach London, zusammen mit den umfangreichen Produktionsnotizen. Als die hohen Tiere bei Survival das Material sichteten, wussten sie, dass sie etwas Außergewöhnliches in Händen hielten. Die Geschichte, die hier erzählt wurde, traf im Kern genau das Anliegen von Survival: Wildtiere und -pflanzen nicht nur zu betrachten, sondern das Publikum dazu aufzurufen, sie zu schützen.
    Es war ein sehr wichtiger Beitrag, und Alan fand, dass derjenige, der das Material gedreht hatte, auch am besten dafür geeignet sei, es in die endgültige Form zu bringen. Er trug diesen Gedanken schon geraume Zeit mit sich herum, aber als er deswegen bei Survival vorsprach und um die kreative Kontrolle über das Projekt bat, lehnten die Verantwortlichen ab. »Sie sind ein hervorragender Kameramann, Alan«, bekam er zu hören. »Halten Sie sich an das, was Sie
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