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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika
Autoren: Mark Seal
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schönsten Flecken der Erde verbracht zu haben.
    Sie riefen Hilfe, die sofort in Scharen kam. Alle trotzten den 38 Grad Hitze, dem Gestank der sterbenden Vögel und dem ätzenden Soda. Am Ende befreiten sie 27.000 Jungvögel und hinderten weitere 200.000 daran, in die flachen Stellen zu gelangen, wo sie von dem hoch konzentrierten Soda eingeschlossen worden wären.
    Während die Roots die primitiven Karamojong-Stämme in Uganda filmten, wiesen die Stammesangehörigen Alan sogar in eine Männlichkeitszeremonie ein, die darin bestand, schrieb Joan, »dass ihm der Mageninhalt eines Ochsen über Gesicht und Brust geschmiert wurde, und dann schlugen ihn die Ältesten ganz leicht mit Stöcken … Sie sangen gute Wünsche für uns, das ging eine Ewigkeit. Einer davon lautete, wenn wir sie das nächste Mal besuchten, sollte ich ein Kind haben!«
    Alles, was Joan nicht war – kontaktfreudig, extrovertiert, albern, absolut unvorsichtig –, das war Alan im Übermaß. Später sollte sie behaupten, sie habe Alan von dem Moment an geliebt, in dem sie ihn kennengelernt hatte, und als sie ihn dann besser kannte, umso mehr. Sie liebte seine Extravaganz, die Art und Weise, wie er stets Aufmerksamkeit erregte und im Mittelpunkt stand – was gleichzeitig bedeutete, dass sie genau das nicht musste.
    »Seine Geschichte repräsentiert DIE Erfolgsstory im Busch«, schrieb der Autor John Heminway über Alan Root. »Zur großen Freude und auch zum Leidwesen seiner Freunde ist er stets der absolute Exzentriker, der Clown, der Draufgänger, der Darsteller, der Misanthrop, der Partymittelpunkt, der unbezähmbare Idealist und Naturfreund … Er gibt alles für eine Filmszene, einen Witz, ein Tennismatch. Kurz gesagt, Alan wird vom Leben so aufgezehrt, dass er jeden Tag aufs Neue dem Tod ein Schnippchen schlagen muss.« (Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Jean Hartley)
    Ständiger Kontakt zur Mutter ist lebenswichtig für ein Elefantenbaby, daher wurde Joan zur Ersatzmutter für das Junge, das sie Bundu nannte, das Bantu-Wort für »Wildnis«.
    Der Weg war nicht nur steil – er stieg rasch von fünfzehnhundert auf über viertausend Meter an –, sondern auch rutschig, überall lag umgestürzter nasser Bambus. Die Temperatur schwankte ständig. Je höher sie kamen, desto rauer und verregneter wurde es.
    Zeitungen in Afrika, England, Holland und in anderen Ländern brachten Artikel mit einem Bild von Joan – zum ersten Mal alleine von ihr statt neben oder hinter Alan –, und das internationale Publikum warf einen ersten Blick auf diese große attraktive Blondine in der weißen ärmellosen Bluse, dem roten Hut und den kurzen Shorts.
    Joans Vater Edmund Thorpe behauptete Freunden gegenüber gerne, er habe einen Schutzengel, nachdem er zahllose Male einem gewaltsamen Tod entronnen war.
    »Viele in der Branche betrachteten die beiden als das beste Tierfilmerteam, wobei Joan häufig den gefährlicheren Part innehatte«, schrieb Anthony Smith später. »Wer saß auf einer Schirmakazie, um eine herangaloppierende Gnuherde anzukündigen? Wem wurde beim Angriff eines Flusspferds die Taucherbrille durchgebissen? Wem schmolzen die Schuhe auf der heißen Lava?« Alan sagte dazu später: »Ich weiß nicht, was ich ohne Joan tun würde. Ich müsste wahrscheinlich drei Frauen gleichzeitig heiraten.«
    Das Publikum war fasziniert von den Unterwasserszenen, in denen Joan mit Seelöwen schwamm, der Paarungszeremonie von Vierhundert-Pfund-Schildkröten, Meerechsen, die am Meeresboden Futter suchten, und anderen Naturszenen, die noch nie zu sehen waren.
    »Ich habe schon zwei Bruchlandungen hinter mir«, sagte er, als ich neben ihm in einem Hubschrauber saß. Wir hoben ab, und er flog schräg auf die Ngong-Berge zu, die blau und schattig in der Ferne lagen. Mit hoher Geschwindigkeit überquerten wir die von Wildtieren bevölkerten Ebenen. Ich entdeckte Zebras, Kaffernbüffel und Gazellen in dem Nationalpark unter uns, als Alan Gas gab und wir wie eine Kugel durch den klaren afrikanischen Himmel schossen.
    Unter dem Esstisch der Roots trieb sich häufig Joans Karakal herum, eine große Wildkatze mit rasiermesserscharfen Zähnen und Klauen. Wenn sich Gäste hinunterbeugten, um die Katze zu streicheln, rollte sie sich neun von zehn Malen zur Seite und ließ es zu. Aber es konnte gut sein, dass sie sich beim zehnten Mal wie ein lebender Stacheldrahtballen kreischend auf die Hand stürzte, die sie streicheln wollte. (Foto: Mary Ellen Mark)
    Sie bestaunte die Natur
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