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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika
Autoren: Mark Seal
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unschuldig erklärt worden und auf freiem Fuß. Gleich nach meiner Ankunft begann ich mit der Suche nach ihm, jedoch vergebens. Er ging nicht an sein Handy, er war nie an den Stellen in Karagita, wo er sich sonst aufhielt. Er befinde sich im Untergrund, erzählte man mir. Manche behaupteten sogar, er sei tot.
    Ich gewann ein paar Insider aus Karagita dafür, mir
bei der Suche nach ihm zu helfen. Trotz der boomenden Blumenindustrie ist Naivasha immer noch ein sehr kleiner Ort. Wir verbreiteten im Slum und in den Wellblechbars, dass ein mzungu -Schriftsteller aus Amerika gerne mit David Chege sprechen würde. Dann fuhren wir durch die unbefestigten Straßen von Karagita zu den Lehmhütten seiner Mutter und seiner ersten Frau. Wieder vergeblich. Zwei Wochen später klingelte mein kenianisches Handy. »Chege hier«, meldete sich die Stimme am anderen Ende. Er wolle sich nicht nach Naivasha wagen, sagte er. Es sei zu gefährlich für ihn geworden, sich in der Öffentlichkeit sehen zu lassen; er habe Drohanrufe bekommen. Aber er würde mich gerne in Nairobi treffen. Ich schlug die Bar des Nairobi Safari Club vor, die städtische Niederlassung des berühmten Clubs in der Nähe des Mount Kenya, den der amerikanische Schauspieler William Holden gegründet hatte.
    David Chege erwartete mich bereits in der Bar. 438 Ein kräftiger, junger, gut aussehender Kikuyu wie aus dem Bilderbuch. Er trug eine blaue Hose, die nicht zu seinem abgetragenen karierten zweireihigen Sakko passte, ein Poloshirt und eine Baseballkappe mit dem Namensschriftzug »David Beckham«. Cheges Gesicht war glatt, seine Haut hatte die Farbe dunkler Schokolade. Er lehnte in seinem Sessel und beäugte mich skeptisch und wachsam, ohne zu lächeln.
    Begleitet wurde er von einer schönen jungen Afrikanerin in Jeansrock und -jacke. Sie war die Schwester von Cheges Zweitfrau Esther, die für Joan gearbeitet hatte. Sie trat auf, als wäre sie seine Pressesprecherin. Beide
wollten mich natürlich unter die Lupe nehmen, bevor er etwas sagte.
    Chege sprach Swahili. Ich hatte einen Übersetzer mitgebracht. Seine erste Frage lautete: Ob ich das Drehbuch zu dem Film über das Leben und den Tod von Joan Root schriebe, von dem er und ganz Kenia gehört hatten?
    »Nein«, sagte ich. »Das Drehbuch für den Film schreibt ein professioneller Drehbuchautor in Hollywood. «
    Er wandte sich an die Frau an seiner Seite. Sie nickte. Dann nickte auch er. Ich hatte irgendeine Art Test bestanden. Als das Bier kam, schenkte er sich seines vorsichtig in sein Glas ein, starrte die Bläschen an und begann, ein völlig anderes Bild von sich zu zeichnen, das absolute Gegenteil der Geschichte, die mir alle über ihn erzählt hatten.
    »Es gab Leute, die meinen guten Ruf schädigen wollten«, sagte er. Allein die Tatsache, dass er hier war, dass er an diesem Tag Bier in der Bar trank, statt im Gefängnis zu sitzen, wo er die letzten zwei Jahre verbracht hatte, bewies eines: David Chege war ein Überlebenskünstler.
    Er hatte eine Mappe mit Papieren, Polizeiberichten und Fotos dabei, die ihn im Fall Joan Root entlasteten, sagte er, so wie ihn auch der Richter freigesprochen hatte. Er liebte Joan Root sehr, erzählte er und nannte sie »Mama«: »Sie war eine wunderbare Frau, eine barmherzige Frau.« Er fügte hinzu, wie viel sie für ihn und für Naivasha getan hatte und dass er sofort getrauert habe, als er von dem Mord an ihr gehört hatte. »Zwei Tage
lang habe ich nichts gegessen.« Auf jede einzelne der Anschuldigungen gegen ihn, die ich ihm allesamt aufzählte, sagte er entweder »Nein«, »Niemals« oder »Nicht einen einzigen Tag!«.
    Wie Joan wollte ich ihm gerne glauben. Als ich ihn geradeheraus fragte: »Sind Sie ein Gauner?«, antwortete er, ohne zu zögern: »Nicht einen einzigen Tag war ich in kriminelle Machenschaften verwickelt.« Er habe eine weiße Weste. Auf die Frage, wer sie getötet haben könnte, sagte er: »Ich wollte das selbst herausfinden, aber ich habe es nicht geschafft.« Sagte er die Wahrheit, oder war das nur eine äußerst überzeugende Vorstellung?
    »Er steht unter Beobachtung«, sagte die Polizei über David Chege.
    Ein paar Tage später ließ ich mir das alles durch den Kopf gehen, während ich auf dem weiten Rasen eines Restaurants saß. Es war eine Idylle mit Affen und Vögeln darin. Die einzelnen Vogelarten wurden auf einem Baumstamm am Eingang aufgezählt, unter der Überschrift: HEUTE BEOBACHTETE VÖGEL! Am Tag meines Besuchs waren dies: Riesenfischer,
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