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Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)

Titel: Ich durchschau dich!: Menschen lesen - Die besten Tricks des Ex-Agenten (German Edition)
Autoren: Leo Martin
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Sache?«
    »Das ist immerhin der dritte Hinweis in diese Richtung. Ich meine, dass wir uns das ruhig noch mal genauer anschauen sollten.«
    »Das kann kein Zufall sein«, nickte ich.
    Sabine pinnte ein Foto von Bülent an die Wand neben ihrem Schreibtisch. Das machte sie mit jeder ihrer Zielpersonen. Es bedeutete, der Typ war fällig. Wer erst einmal an Sabines Wand hing,
hatte eigentlich schon verloren, vorausgesetzt, er hatte etwas zu verbergen. Sie behauptete, die Gepinnten würden sie inspirieren. Mich erinnerte das Ganze eher an eine persönliche Kampfansage oder an Klischee-Krimis im Fernsehen. Aber ich ließ sie natürlich machen. Jeder tickt anders und schätzt andere Rituale. Bei dem einen ist es der Kaffee, der ihm beim Denken hilft, bei Sabine eben das Foto an der Wand. Solche Gewohnheiten sollte man nicht stören, es bringt Menschen aus dem Takt, wenn sie die vertrauten Pfade verlassen. Und dann ticken sie womöglich nicht mehr so reibungslos, wie man es gerne hätte!
     
    Sabine und ich waren ein eingespieltes Team, sie als Auswerterin, ich als Werber und V-Mann-Führer. Wir hatten zusammen so manche Erfolge gefeiert, aber auch Niederlagen weggesteckt. Zu unserer Einheit gehörten eine Reihe weiterer Auswerter und V-Mann-Führer. Unseren Chef nannten wir bei seiner Funktion: SGL, Sachgebietsleiter. Über ihm thronten der AL, Abteilungsleiter, darüber VP, der Vizepräsident und der Präsident, P.
    »Meinst du, wir sollen den Fall gleich in der großen Runde besprechen?« , wollte Sabine von mir wissen und gab sich die Antwort selbst. »Nein. Den SGL informieren wir, wenn wir mehr haben, wenn wir wissen, ob was an der Sache dran ist.«
    So fand ich es auch am besten. Sabine würde nun die üblichen Maßnahmen einleiten und alle V-Mann-Führer mit Beschaffungsaufträgen versehen. Jeder, der in diesem Bereich Quellen hatte, sollte sie zu Erkenntnissen über das Busunternehmen und dessen Inhaber Bülent abschöpfen. Das Wort Schleusungen würde in diesem Zusammenhang nicht fallen, um die Quellenmeldungen nicht zu beeinflussen und für alle Richtungen offen zu bleiben.
     
    In diesem frühen Stadium war kein schneller Erfolg zu erwarten. Im ersten Schritt war mit Rückmeldungen ohne wirklich heiße
Spuren zu rechnen. Hätte es sichere Hinweise gegeben, die auf den ersten Blick auffallen, hätten wir sie schon längst bekommen. Aber wir konnten mit Meldungen rechnen, die unser Bild abrunden würden. Das war notwendig, um einen Überblick und ein Gefühl für die Sache zu erhalten. Zu Bülent, zu seinem Unternehmen und den Personen im Umfeld. Wie viele Busse es gab, wer die Fahrer waren, welche Routen mit welchen Stopps gefahren wurden, wo länger gehalten wurde und andere kleine Besonderheiten oder Auffälligkeiten.
    Achtzig Prozent solcher Meldungen geben auf den ersten Blick nichts her. Aber eben nur auf den ersten. Was wir heute als Detail am Rande bewerten, kann sich morgen als Schlüssel zum Erfolg herausstellen. Im Milieu der Mafia und Menschenhändler wird ganz bewusst getarnt, getäuscht und gelogen. Gut verschleiert ist halb gewonnen, heißt es in diesen Kreisen. Und in Agentenkreisen heißt es: Du kannst kein Verbrechen begehen, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Deshalb: sammeln, sammeln, sammeln! Jede winzige Kleinigkeit. Alles.

Die erste Quellenmeldung: die Route der Kriminellen
    Als drei Tage später eine Meldung der Quelle Desira auf Sabines Schreibtisch landete, sah es aus, als könnte dieser Fall sich in raschem Tempo entwickeln. Desira gehörte zu unseren erprobten und bewährten V-Leuten. Er wurde von Philipp, einem Urgestein der Beschaffung, geführt. Desira betrieb einen kleinen Schrottplatz und lieferte auf Bestellung jedes gewünschte Autoteil zu sensationellen Preisen … nach kurzer Wartezeit … neu oder gebraucht. Er schien eine magnetische Wirkung auf die Unterwelt und ihre Schattengewächse auszuüben. Auf seinem Schrottplatz traf sich alles, was in der Szene Rang und Namen hatte. So war er auch in unser Fadenkreuz geraten. Mittlerweile arbeitete er schon fast zwei Jahre für uns. Wir kriegen nicht jeden. Aber wen wir wirklich wollen, der sieht früher oder später ein, dass es angenehmer ist, mit uns zu arbeiten, als gegen uns zu sein.
     
    »Was sagt er denn, der Desira?«, wollte ich von Sabine wissen. Mündlich war es mir lieber. Und grob zusammengefasst. Ich brauchte jetzt nicht jedes kleinste Detail, sondern einen schnellen Überblick. Zudem las ich täglich genug
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