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Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen

Titel: Ich denke, also spinn ich - warum wir uns oft anders verhalten, als wir wollen
Autoren: dtv
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Popularitätsvorteilen.
    MATTHÄUS-EFFEKT
    Glück und Erfolg stecken an. Einmal da, vermehren sie sich nahezu automatisch und exponentiell.
    GEWÖHNUNGS-EFFEKT
    Haben wir uns erst einmal an eine Sache gewöhnt, wird sie uns immer weniger wert und wichtig.
    GEBURTSREIHENFOLGE-EFFEKT
    Erstgeborene erweisen sich angeblich als konservativer und autoritätshöriger, Zweitgeborene als kooperativer und ehrgeiziger.
    DUNNING-KRUGER-EFFEKT
    Inkompetente Menschen überschätzen regelmäßig ihr Können und unterschätzen die Fähigkeiten anderer.
    KOBRA-EFFEKT
    Egal, wie gut es mancher mit einer Idee meint: Am Ende kommt es doch viel schlimmer als zuvor.
    MURPHY’S LAW
    Wenn mehrere Dinge schieflaufen können, dann passiert das in der Regel in jenem Bereich, wo der größte Schaden entsteht.
    VORFÜHR-EFFEKT
    Tausend Mal probiert, tausend Mal hat’s funktioniert. Doch kaum will man das auch anderen zeigen, geht es schief.

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    SCHLOSS UND GITTER
    – Wie uns Medien beeinflussen   –

    Kennen Sie jemanden, der an der Schweinegrippe gestorben ist? Vermutlich nicht. Bislang starben erst etwa 260   Deutsche an dem H1N 1-Virus . Weltweit forderte es rund 18   000   Tote   – an einer gewöhnlichen Grippe sterben allein in Deutschland durchschnittlich 20   000   Menschen. Jedes Jahr.

    Verglichen damit war die mediale Alertheit in Sachen Schweinegrippe ungefähr so begründet wie die Hoffnung auf sinkende T V-Gebühren . Wochenlang warnte die Boulevardpresse vor einer Pandemie, berichtete reißerisch von immer neuen Todesfällen und trieb die Menschen massenweise in die Impfstuben. Jeder Huster, jedes Niesen wurde argwöhnisch beäugt: Auch noch Fieber dazu? Seuchenalarm! Und das ist nur ein Beispiel dafür, welche Macht die Medien über unseren Alltag haben: Kampagnen-Journalismus ist nur die moderne Fassung der mittelalterlichen Hexenjagd, das Sommerloch der Beweis dafür, dass sich nicht nur Weißraum, sondern auch Volkes Seele mit Trivialitäten aus dem Tierreich befüllen lassen (Krake Paul, Eisbär Knut, Kaiman Sammy), und wenn die Fernsehsender ihr Programm für
Breaking News
unterbrechen und die Live-Ticker millionenfach an die iPhones und Laptops in der Republik branden, dann ist die Welle zwar groß, aber nach ein, zwei Tagen nur noch Gischt übrig. Zudem beweisen uns die zahlreichen Fälle von Frauen prügelnden Altschauspielern, Jungsternchen auf Alkoholentzug und Topmodels mit verschneiten Nasennebenhöhlen, dass die vermeintlichen Hochglanz-Zelebritäten auch nicht glücklicher, geschweige denn besser sind als Krethi und Plethi. Aber werden wir davon klüger? Nein. Wie die folgenden Seiten beweisen.

D AS H OSTILE-MEDIA-PHÄNOMEN
    Warum wir Medien verurteilen
    Diese verdammten Journalisten! Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstellte seinerzeit dem ›Spiegel‹, ihn gezielt aus dem Amt geschrieben zu haben. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ging 2010 noch weiter und bezichtigte vorsichtshalber gleich alle deutschen Medien, eine Kampagne gegen die katholische Kirche zu reiten, weil die über die zahlreichen Missbrauchsfälle durch Geistliche berichtet hatten, Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Auch wenn das eher ein hoffnungsloses, wenn nicht gar unwürdiges Ablenkungsmanöver für einen Hochhirten war.
    Ganz oft interpretieren wir in Berichte das, was wir glauben wollen. Das wusste schon der britische Philosoph Francis Bacon. In seinem Werk ›Novum Organum‹ schrieb er: »Der menschliche Verstand gleicht einem Spiegel mit unebener Fläche für die Strahlen der Gegenstände, welcher seine Natur mit der der Letzteren vermengt,sie entstellt und verunreinigt.« Die U S-Psycholo gen um Robert Vallone von der Universität Stanford formulierten das 1985 etwas griffiger und tauften dieselbe Beobachtung Hostile-Media-Phänomen: Was nicht zu unserer Meinung passt, lehnen wir ab   – besonders, wenn wir emotional involviert sind. Als hauptberufliche Journalisten räumen wir freilich ein, dass vollkommene Objektivität selbst in nüchternen Berichten eine Illusion ist   – schon die Auswahl der erwähnten Fakten oder Gesprächspartner ist ein höchst subjektiver Prozess. Und selbst wenn es so etwas wie durchweg objektive Berichterstattung gäbe, wäre das für die Einschätzung der Leser, Zuhörer oder Zuschauer verhältnismäßig egal. Wie die Studie von Vallone nahelegt, spielen deren Emotionen bei der Lektüre eine gewichtige Rolle.
    Man muss wissen, dass zur Zeit
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