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Ich bin Spartacus

Ich bin Spartacus

Titel: Ich bin Spartacus
Autoren: Kai Brodersen
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deinen
fundus
verlassen konnte, festgehalten hat, sei als
fugitivus
anzusehen, denn die innere Einstellung macht ihn zum
fugitivus.

    Noch andere Experten diskutieren die Frage, „ob ein
fugitivus
sei, wer sich in ein Asyl geflüchtet hat“, und kommen zu dem Schluss: „Wenn er geflohen ist und sich erst später ins Asyl
     begeben hat, bleibt er dessen ungeachtet ein
fugitivus
.“ 6
    Gelegentlich glückte
fugitivi
die Flucht in ein Asyl wie in das der Palikoi, am Ätna verehrter Zwillingsgottheiten, doch waren sie, sobald sie den Ort wieder
     verließen, erneut den Häschern ihrer
domini
ausgesetzt. Nicht anders sollte es Sklaven in Kleinasien ergehen, die Aufnahme in einer sich von Rom unabhängig gebenden Stadt
     gefunden hatten. Marcus Tullius Cicero war 51/50 v. Chr. Statthalter in der römischen Provinz Kilikien nahe den Angstgegnern
     der Römer im Osten, den Parthern. In einem Brief vom Januar 50 v. Chr. an einen Freund berichtet Cicero davon, wie er ein
     solches
fugitivi -
Versteck beseitigt habe: „Meine Armee führte ich nach Pindenissus, einer Stadt der Eleutherokilikier (,freien Kilikier‘).
     Sie liegt sehr hoch, eine starke natürliche Festung. Ihre Einwohner haben sich auch den Königen niemals gebeugt; da sie
fugitivi
Asyl boten und sehnsüchtig auf das Erscheinen der Parther warteten, hielt ich es im Interesse des Ansehens unserer Herrschaft
     für geboten, ihre Widerspenstigkeit zu brechen; umso leichter würden sich dann auch alle Übrigen beugen, die von unserer Herrschaft
     nichts wissen wollten.“ 7
    Ein Sklavenkönig
    Mehr Erfolg als den
fugitivi
, die sich zu den „freien Kilikiern“ geflüchtet hatten, war einer Gruppe von Sklaven beschieden gewesen, von der man sich
     erzählte, dass sie sich eine Zeit lang als unabhängiges Königtum etablieren konnte. Der griechische Autor Athenaios von Naukratis,
     der im 2. Jahrhundert n. Chr. einschlägige Auszüge aus älteren Werken – hier einer Schrift aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.
     – zusammengestellt hat, berichtet: „Die Sklaven der Leute auf der Insel Chios flüchteten sich vor ihren Herren, begaben sich
     in die Berge und verwüsteten die Ländereien, nachdem sie eine beträchtliche Anzahl zusammengebrachthatten; denn die Insel ist rau und dicht bewaldet. Die Chier selbst erzählen, dass kurz vor unserer Zeit ein Sklave weggelaufen
     war und seinen Aufenthalt in den Bergen genommen hatte. Er war tapfer und in Kriegen erprobt und führte die entlaufenen Sklaven
     an wie ein König sein Heer.
    Die Chier zogen mehrmals gegen ihn zu Feld, konnten aber nichts ausrichten, und da Drimakos – das war der Name des
fugitivus
(griechisch
drapetes
) – sah, dass sie vergebens ihr Blut vergossen, richtete er folgende Botschaft an sie: ,Für euch, Bewohner von Chios und unsere
domini
(griechisch
kyrioi
), soll die Sache, die ihren Ausgang von den Sklaven genommen hat, niemals aufhören! Wieso auch, wenn sie gemäß einem Spruch
     abläuft, den die Gottheit gegeben hat? Wenn ihr aber mit mir einen Vertrag schließt und uns in Ruhe leben lasst, dann will
     ich euch viel Gutes bringen.‘ So schlossen die Chier mit ihm einen Vertrag und handelten einen Waffenstillstand für eine gewisse
     Zeit aus. Er führte (als Symbole eines unabhängigen Staates) Maße, Gewichte und ein eigenes Siegel ein.
    Dies zeigte er den Chiern und sagte: ,Alles, was ich von einem von euch empfange, das werde ich unter Anwendung dieser Maße
     und Gewichte entgegennehmen, und wenn ich genügend Geld in die Staatskasse bekommen habe, werde ich eure Schatzkammern mit
     diesem Siegel kennzeichnen und unangetastet lassen. Über eure
fugitivi
werde ich je nach ihrer Schuld Urteile sprechen, und wenn ich den Eindruck bekomme, dass sie geflohen sind, weil sie etwas
     erlitten haben, was nicht wiedergutzumachen ist, und sich daraufhin entfernt haben, dann werde ich sie bei mir behalten. Wenn
     sie aber nichts zu ihrer Rechtfertigung sagen, werde ich sie zu ihren
domini
zurückschicken.‘ Als nun die übrigen Sklaven sahen, dass die Chier die Bedingung gern annahmen, dachten sie viel seltener
     an Flucht, da sie den Prozess durch jenen Mann fürchteten. Die
fugitivi
aber, die sich bei ihm befanden, hatten vor ihm noch viel mehr Angst als vor ihren eigenen
domini
und erfüllten ihm gegenüber alle ihre Pflichten gleichsam in militärischem Gehorsam: Er bestrafte nämlich die Pflichtvergessenen
     und gestattete keinem, ohne seine Billigung ein Feld zu verwüsten oder
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