Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin Spartacus

Ich bin Spartacus

Titel: Ich bin Spartacus
Autoren: Kai Brodersen
Vom Netzwerk:
einer Wandkritzelei in Pompeii
    Zwischen Zuschauern (links) und Musikern (rechts) ist der Zweikampf der Gladiatoren Hilarus und Creunus dargestellt. Die Inschriftentexte 6 besagen:
    „Hilarus, Gladiator aus dem
ludus
des Nero, 14 Kämpfe, 12 Siegeskränze. Sieger.“
    „Creunus, 7 Kämpfe, 5 Siegeskränze, (nach dem Kampf) zurückgeschickt.“
    „Gladiatorendarbietung (
munus
) in Nola über 4 Tage von Marcus Cominius Heres.“

    Für ihre Auftritte ausgebildet wurden die Sklaven in
ludus
(„Spiel“) genannten Gladiatorenschulen, in denen sie auch kaserniert waren. Wie die als Hirten eingesetzten Sklaven verfügten
     auch die Gladiatoren über Waffen und verstanden sich auf deren Einsatz. Es überrascht deshalb nicht, dass Gladiatoren durchweg
     als gefährlich galten, gerade in Krisenjahren. Als etwa im Jahr 63 v. Chr. die römische
res publica
sich von der Verschwörung des Lucius Sergius Catilina bedroht sah, wurden verfügt, dass „die Gladiatoren-
familiae
nach Capua und in die anderen Landstädte verteilt“ würden, 7 um Zusammenrottungen zu verhindern. Nach dem Ende dieser Krise kehrtendie Gladiatoren in ihre
ludi
zurück; als ein
ludus -
Besitzer in Capua erscheint dann Gaius Iulius Caesar. Als dieser 49 v. Chr. den Rubicon überschritten und mit dem Marsch auf
     Rom den blutigen Bürgerkrieg eröffnet hatte, überlegten Caesars Gegner angesichts des Mangels an einsatzfähigen Soldaten,
     Caesars Gladiatoren, die „angeblich gerade dabei waren, einen Ausbruch zu unternehmen“, 8 auf ihre Seite zu bringen und gegen Caesar einzusetzen. 9 Fünf Jahre später wurde Caesar an den Iden des März, am 15. März 44 v. Chr., ermordet – und auch die Verschwörer gegen Caesar
     hatten bewaffnete Gladiatoren-Sklaven als schlagkräftige Unterstützung eingeplant. 10
    Wenn es also gelang, bewaffnete Gladiatoren außerhalb der Schaukämpfe, für die sie ausgebildet wurden, für eigene Zwecke einzusetzen,
     verfügte man über eine schlagkräftige Truppe; glückte den Gladiatoren hingegen ein Ausbruch aus dem
ludus
, drohte der
res publica
Gefahr. Dass man sich dabei an den Spartacus-Aufstand erinnert gefühlt haben wird, kann man einer Nachricht bei dem römischen
     Historiker Publius Cornelius Tacitus über einen Aufstand in Praeneste (Palestrina) im Jahr 61 n. Chr. entnehmen: „Damals versuchten
     die Gladiatoren in der Stadt Praeneste einen Ausbruch, wurden aber von der Truppe, die als Wache dort lag, gebändigt, während
     das Volk in Gerüchten bereits von Spartacus und den schlimmen Ereignissen der alten Zeit sprach.“ 11

[ Menü ]
    Der saubersten Sklaverei vorzuziehen ist der schmutzigste Tod
    Neulich im
ludus
… ging einer von den Germanen
    auf den Abort … Dort stieß er sich das Holz,
    das zum Reinigen des Afters mit einem Schwamm
    versehen ist, tief in die Kehle und tötete sich,
    indem er die Atemwege versperrte … Man urteile
    über die Tat des entschlossenen Mannes,
    wie es einem jeden richtig scheint, solange feststeht:
    Vorzuziehen ist der schmutzigste Tod der
    saubersten Sklaverei!
     
    SENECA 1
     
    Aus dem
ludus
auszubrechen war für die dort kasernierten Gladiatoren-Sklaven kaum je möglich. Als Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage blieb
     manchen nur der Selbstmord, wie hier mit schaudernder Bewunderung für diese Art von Tapferkeit der römische Philosoph Lucius
     Annaeus Seneca im 1. Jahrhundert n. Chr. berichtet. Er erzählt auch von einem anderen solchen Selbstmord: „Als neulich jemand
     unter Bewachung – zum Schaukampf am Morgen geschickt – herbeigebracht wurde, ließ er, als ob er schläfrig einnicke, den Kopf
     so weit sinken, bis er in die Radspeichen geriet, und so lange hielt er sich auf seinem Sitz, bis das Genick durch die Umdrehung
     des Radesbrach … Siehst du, wie auch die niedrigsten
mancipia,
wenn ihnen der Schmerz Stachel eintreibt, sich aufbäumen und die aufmerksamsten Wachen täuschen? Der ist ein großer Mann,
     der sich den Tod nicht nur befiehlt, sondern erfindet!“ 2
    Und noch am Ende der Antike wird von einem Massenselbstmord von Gladiatoren-Sklaven berichtet: Quintus Aurelius Symmachus
     beklagt sich in einem Brief an seinen Bruder Flavianus darüber, dass sächsische Sklaven, die er 393 n. Chr. als Gladiatoren
     hatte auftreten lassen wollen, gemeinsam Selbstmord begangen hätten – und dabei an Spartacus erinnert: „Eine Anzahl von Sachsen
     aus der Gesamtzahl derer, die ich als Volksbelustigung vorgesehen hatte, ist vom Tod abgezogen worden; damit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher