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Ich bin Spartacus

Ich bin Spartacus

Titel: Ich bin Spartacus
Autoren: Kai Brodersen
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Sklaven auf dem Gut.
    Der Begriff
familia
legt uns heute dabei ganz andere Assoziationen nahe als in der Antike: Die
familia
der Sklaven bestand aus Menschen, die oft als Kriegsgefangene oder Opfer von Menschenräubern aus ganz unterschiedlichen Weltgegenden
     stammten, sich kaum untereinander verständigen konnten und als Unfreie unter vielfach unmenschlichen Bedingungen Tag für Tag
     auf dem Gut schuften mussten, während sie nachts in einer verschleiernd als
ergastulum
(„Arbeitshäuschen“) bezeichneten Sklavenkaserne unter Bewachung oder gar in Ketten gehalten wurden.
    Für die neue Betriebsform des großen, von Sklaven bewirtschafteten Gutes entstand bald Fachliteratur, die uns erhalten ist
     und der wir Details über die Aufgaben des
vilicus
entnehmen können. Bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. etwa äußert sich Marcus Porcius Cato (zur Unterscheidung von seinem ebenfalls
     in der Politik aktiven gleichnamigen Urenkel auch „Cato der Ältere“ genannt) in seinem Werk
Über die Landwirtschaft
wie folgt: „Die Pflichten des
vilicus
sind folgende: Er halte auf gute Disziplin. Feiertage sollen eingehalten werden. Von Fremdem halte er seine Hand fern, auf
     das Seine achte er gewissenhaft. Über Streitigkeiten der
familia
soll er entscheiden; wenn jemand etwas begangen hat, ahnde er es nach der Schweredes Vergehens auf vernünftige Weise. Der
familia
soll es nicht schlecht gehen, sie soll nicht frieren, sie soll nicht hungern. Mit Arbeit beschäftige er sie gehörig; leichter
     wird er sie so von bösem Tun und fremdem Gut fernhalten. Wenn der
vilicus
nicht will, dass sie Unrecht tut, wird sie das auch nicht tun; wenn er es aber geduldet hat, soll sein
dominus
das nicht ungestraft lassen. Für Wohlverhalten zeige er sich dankbar, um anderen einen Anreiz zu geben, sich gut zu führen.
     Der
vilicus
sei kein Herumtreiber, sei stets nüchtern, gehe zum Essen nirgendwohin aus. Die
familia
halte er beschäftigt und überwache, ob geschieht, was sein
dominus
angeordnet hat. Er bilde sich nicht ein, mehr Verstand zu besitzen als sein
dominus
… Einen Eingeweidebeschauer, einen Vogelflugdeuter, einen Wahrsager oder einen Astrologen soll er nicht befragen … Als Erster
     stehe er vom Bett auf, als Letzter gehe er zu Bett. Vorher vergewissere er sich, dass die
villa
verriegelt ist, dass jeder an seinem Platz schläft und dass die Zugtiere Futter haben.“ 3

    Süditalien und Sizilien mit den wichtigsten in diesem Buch genannten Regionen und Orten.
    Dass der
vilicus
am besten aus dem Kreis der in der Landwirtschaft eingesetzten Sklaven stammen soll, legt im 1. Jahrhundert n. Chr. der römische
     Autor Lucius Iunius Moderatus Columella dar: „Die nächste Überlegung ist, welche
servi
man mit der Leitung dieser oder jener Arbeit betrauen und welche man für die einen, welche für die anderen Arbeiten bestimmen
     soll; ich warne vor allem davor, einen
vilicus
aus dem Kreise solcher
servi
einzusetzen, die sich mit ihrem Körper gefällig erwiesen haben, auch nicht einen von denen, die feinere Tätigkeiten, wie sie
     für die Stadt passen, ausgeübt haben. Fahrlässig und schläfrig ist diese Art von
mancipia,
gewöhnt an Nichtstun und Herumspazieren, an Zirkus und Theater, an Würfelspiel und Garküche und Bordelle; auf derlei Nichtsnutzigkeiten
     sinnen sie ständig. Wenn sie die auf den Acker mitbringen, so hat der
dominus
den Schaden, und zwar nicht so sehr an dem
servus
selbst wie an seinem gesamten Vermögen. Als
vilicus
ausgewählt werden muss also ein Sklave, der von Kind an durch Landarbeit abgehärtet und in der Praxis erprobt ist; ist ein
     solcher nicht vorhanden, so sollte man einen von denen dazu anstellen, die ein mühevolles Sklavenleben ausgehalten haben.
     Über die erste Jugend sollte er schon hinaus sein, aber noch nicht das Greisenalter erreicht haben; die Jugend würde nämlich
     beim Befehlen seine Autorität mindern, da Ältere ja einem zu jungen Menschen nur widerwillig gehorchen, ein Greis aber wäre
     der sehr anstrengenden Aufgabe kaum gewachsen. Der
vilicus
sei also mittleren Alters und gut bei Kräften, in der Landwirtschaft erfahren oder sonst, um desto schneller zuzulernen, besonders
     strebsam … Auch ein Analphabet kann seine Sache recht ordentlich machen, er muss nur ein sehr gutes Gedächtnis haben. Ein
     solcher
vilicus
, sagt (der Experte) Cornelius Celsus, bringt dem
dominus
öfter das bare Geld als das Abrechnungsbuch, weil er als Analphabet selbst die Rechnungen nicht zustande
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