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Ich bin Nummer Vier

Ich bin Nummer Vier

Titel: Ich bin Nummer Vier
Autoren: Lore Pittacus
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Luft und trifft sie am linken Arm unter dem Ellbogen. Sie hebt den Kopf und brüllt vor Schmerz.
    Es tut mir so leid
, versuche ich ihr zu sagen,
dass du zu einem solchen Leben gezwungen worden bist. Man hat dir Unrecht getan, kein Lebewesen verdient eine solche Behandlung. Du wurdest gezwungen, die Hölle zu ertragen, von deinem Planeten entführt, um in einem Krieg zu kämpfen, der dich nicht betrifft. Du wurdest geschlagen, gefoltert und ausgehungert, und an all dem Schmerz und Leid sind sie schuld. Das erleiden wir beide, uns verbindet das Gleiche, diese Monster tun uns Unrecht.
    Angestrengt versuche ich weiterzugeben, was
ich
gesehen und gefühlt habe. Die Bestie wendet sich nicht ab. Meine Gedanken erreichen sie auf irgendeiner mir nicht verständlichen Ebene. Ich zeige ihr Lorien, den weiten Ozean, die dichten Wälder und grünen Hügel, die Lebewesen, die Lebendigkeit. Tiere trinken aus blauem kaltem Wasser, stolze Menschen verbringen ihre Tage im harmonischen Miteinander. Und dann die Hölle, das Massaker an Männern, Frauen, Kindern. Die Mogadori, kaltblütige Mörder, die alles auf ihrem Weg zerstören, sogar den eigenen Planeten vernichten. Wo soll das enden?! Und dann zeige ich dem Biest Sarah, gebe jede Emotion, die ich mit ihr erlebt habe, weiter, Glück und Seligkeit. Auch den Schmerz, weil ich sie der Mogadori wegen verlassen muss.
Hilf mir!
, bitte ich.
Lass uns dieses Töten und Schlachten beenden. Lass uns gemeinsam
kämpfen. Ich habe nur noch wenig Kraft, aber wenn du mir beistehst, stehe ich dir bei!
    Die Bestie hebt den Kopf zum Himmel und brüllt, ein langes, tiefes Brüllen. Die Mogadori können ahnen, was geschieht, gesehen haben sie genug. Dann beginnen sie zu feuern. Ich schaue hinüber, eine Kanone ist direkt auf mich gerichtet. Der Schuss löst sich und der weiße Tod braust los, doch die Bestie senkt rechtzeitig den mächtigen Kopf und schirmt den Schuss ab. Sie verzerrt das Gesicht vor Schmerz, drückt die Augen fest zu, reißt sie aber fast sofort wieder auf. Diesmal sehe ich den Zorn.
    Ich falle mit dem Gesicht voran ins Gras. Etwas hat mich gestreift, aber ich weiß nicht, was es ist. Hinter mir schreit Henri auf vor Schmerz, er wird zehn Meter weit geschleudert, dann liegt er auf dem Rücken, scheint zu qualmen. Was war das, was ihn getroffen hat? Etwas Großes, Tödliches. Furcht und Panik packen mich.
Nicht Henri! Bitte nicht Henri!
    Das Monster schlägt mit aller Kraft um sich, es wirft mehrere Soldaten zu Boden, viele ihrer Schusswaffen bringt es damit zum Schweigen. Wieder brüllt es. Ich schaue auf, die Augen der Bestie sind jetzt rot, sie leuchten vor Wut. Vergeltung! Meuterei! Einmal nur schaut das Biest zu mir, dann läuft es den Soldaten nach. Gewehre feuern wieder los, verstummen aber ebenso schnell.
Bring sie alle um! ,
beschwöre ich die Bestie in Gedanken.
Kämpfe nobel und ehrenhaft – und mögest du sie alle umbringen!
    Bernie Kosar liegt reglos im Gras. Henri, zehn Meter entfernt, bewegt sich ebenfalls nicht. Ich krieche sehr langsam, unglaublich mühselig voran zu Henri. Seine Augen sind leicht geöffnet, jeder Atemzug ist ein Kampf. Blut rinnt ihm aus Mund und Nase. Ich nehme ihn in die Arme und ziehe ihn in meinen Schoß. Sein Körper wirkt zerbrechlich und schwach, ich spüre,dass er stirbt. Er öffnet die Augen, blickt mich an, hebt die Hand und legt sie an mein Gesicht. Ich fange an zu weinen.
    »Ich bin da«, sage ich.
    Er versucht zu lächeln.
    »Es tut mir so leid, Henri«, sage ich mit erstickter Stimme. »Es tut mir so leid! Wir hätten abreisen sollen, so wie du es vorgeschlagen hast.«
    »Pst. Es ist nicht dein Fehler.«
    »Es tut mir so leid.« Ich schluchze.
    »Du warst großartig«, flüstert er. »Du warst so großartig. Ich habe immer gewusst, dass du es bist.«
    »Wir müssen zur Schule«, murmele ich. »Sam könnte dort sein.«
    »Hör mir zu, John. Alles …« Er spricht stockend, mit größter Anstrengung. »… alles, was du wissen musst, ist in dem Kasten. Der Brief.«
    »Es ist nicht vorbei. Wir können immer noch gewinnen.«
    Ich spüre, wie er sich entfernt. Ich schüttle ihn. Mühsam öffnet er die Augen. Wieder läuft Blut aus seinem Mund. »Hierher zu kommen, nach Paradise, war kein Zufall.« Ich weiß nicht, was er meint. »Lies den Brief.«
    »Henri!« Ich wische ihm das Blut vom Kinn.
    Er blickt mir tief in die Augen. »Du bist Loriens Vermächtnis, John. Du und die anderen. Die einzige Hoffnung, die der Planet noch hat. Die
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