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Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Titel: Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
Autoren: Volker Ferkau
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Frau.
    Sie suchten den Schlüssel für den Ausgang.
    Der andere Kellner, schweißgebadet und aufgelöst, zerrte die Frau am Ärmel. »Hinterausgang. Wir müssen zurück durch den Speisesaal. Da gibt es einen zweiten Ausgang. Hier vorne ist alles zu. Wir müssen hinten raus.«
    » Rear Exit, my friends!«
    » Sortie de derrière!«
    » Alles klar. Hinter ihm her!«
    Wie eine wilde Meute Tiere hetzten sie hinaus und Oliver war in der Küche alleine. Er sah sich um.
    Alles war blitzschnell geschehen. Und dann war nur noch Stille.
     
     
    Vincent Burgmester schwankte, aber er stand noch. Antje hing ganz ruhig, vermutlich war sie ohnmächtig.
    Wie es schien, hatten die Gäste und die Kellner den Hinterausgang gefunden, denn es war völlig still.
    Oliver ging auf Burgmester zu. Er blickte dem Mann mitten ins Gesicht, versuchte es zu lesen. »Ich habe Sie so bewundert.«
    Burgmester grunzte, tastete nach dem Messer, als wolle er es aus seinem Hals ziehen, während ein schmaler Blutstreifen aus seinem Mund sickerte. Seine schwarzen Haare waren noch immer exakt in der Mitte gescheitelt. Sein weißer Schnauzbart wirkte makellos. Lediglich auf der weißen Kochschürze breitete sich ein Blutfleck aus.
    » Was ... hast ... du ... getan?«, spuckte er aus.
    » Ich bin kein Mörder. Ich töte kein unschuldiges Kind.«
    Burgmester sah aus, als wolle er sich vor Lachen ausschütten, doch nur sein Oberkörper wackelte. »Was ... bist ... du ... dann?«
    » Ich bin ein kranker Junge. Und dieses Mädchen hat mir nichts getan. Ich glaube, ich habe heute gelernt, dass es noch viel Schlimmeres gibt als mich. Wie krank muss man sein, um einen Kochkurs wie diesen zu machen? Wie dämonisch können Menschen sein?«
    » Du bist ... nicht ... besser.« Burgmester grunzte und umklammerte das Messer. Der Blutfleck auf seiner Kleidung wurde immer größer. »Auch du bist ein Dämon, mein Junge.«
    » Mag sein. Vielleicht haben Sie recht, obwohl Sie das gar nicht wissen können. Sie wissen nur, was Franco Ihnen sagte.«
    »Du bist ein Mörder!«
    »Diese Menschen hier sind Dämonen, weil sie sich langweilen. Ich bin ein Dämon, weil ich so geschaffen wurde. Diese Menschen hier sind wahrhaftige Mörder, auch diejenigen, die nur zuschauen. Sie klatschten voller Freude, während meinem Freund der Kopf abgeschnitten wurde. Das ist bestialisch. Man sollte euch alle töten.«
    Burgmester fehlten die Worte, aber vielleicht war er auch nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen.
    Oliver nahm ein kleines Messer aus einer Halterung und ging zu Antje. Vorsichtig schnitt er das Mädchen los und ließ es in seine Arme fallen. Er öffnete auch die Bein- und Armfesseln. Mit geschlossenen Augen lag das Kind in seinem Arm.
    Oliver wog die Kleine und blickte sie aufmerksam an. Er drehte Burgmester den Rücken zu. Er wollte nicht sehen, wie der grausame Mann starb.
    Was haben sie dir angetan? Wirst du nun so wie ich? Armes Kind!
    Bevor er sich auf die Suche nach einem Handy machte, um die Polizei zu rufen, würde er sie noch eine Weile wiegen, ihr Trost spenden.
    Armes Kind!
    Hinter ihm rutschte Burgmester zu Boden. Er spuckte Blut und seufzte so laut, dass es die ganze Küche erfüllte. Oliver kümmerte sich nicht darum. Er fühlte nur den kleinen weichen Körper in seinem Arm.
    So hilflos!
    Wie ein Küken!
    So unsagbar hilflos!
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Eine Hand, in der ein Messer lag. Burgmester war zu Oliver gerutscht und hatte sich das Messer aus dem Hals gezogen. Mit schier übermenschlicher Kraft legte er es Oliver von hinten an die Kehle. Der Junge erstarrte, Antje hatte noch immer die Augen geschlossen und sah in seinem Arm aus wie ein nacktes Neugeborenes.
    Nun sterbe ich!
    Oliver hatte diesen Gedanken ganz sachlich formuliert. Und es war ihm egal. Vielleicht musste es so sein. Papa hatte mal gesagt, dass jeder Mensch einen Weg zu gehen habe. Man träfe auf manche Abzweigungen und musste sich entscheiden, welche man nahm. Er war seinen Weg gegangen, und der führte in die Dunkelheit. Obwohl er selbst getötet hatte, war die Begrifflichkeit von Leben und Tod für einen Jungen seines Alters zu abstrakt. Es geschah, wie es geschah! Es gab kein Entkommen.
    »Ich werde dich braten!«, stieß Burgmester hinter Oliver aus. Sein schwerer Körper drückte sich gegen Olivers Rücken.
    Um sich zu wehren, würde er Antje loslassen müssen. Schon der Kontakt mit den Küchenfliesen würde sie beschmutzen, würde den Kontakt von Hölle zu Seele herstellen.
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