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Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Titel: Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
Autoren: Volker Ferkau
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Seiten lang ein so schlechtes Gewissen hatte, begriff Oliver nicht. Die alte Frau war eine Laus gewesen, und Läuse zerquetschte man mit dem Daumennagel oder etwa nicht?
    Daniela , die nie gerne gelesen hatte, war befremdet. Stefan war begeistert.
    » Aus ihm wird mal was werden«, sagte er und seine Augen glühten stolz.
    » Er sollte mit Freunden spielen. Er ist so anders«, gab Daniela zurück.
    » Ganz unser Sohn«, antwortete Stefan, als hielte er sich und seine Frau für etwas besonderes, für anders . Doch das waren sie nicht. Sie lebten bürgerlich, sparsam und verantwortungsvoll und fuhren einmal im Jahr für zwei Wochen nach Gran Canaria. Sie liebten die Insel, das gleichbleibende gesunde Klima und die vielfältige Vegetation. Außerdem überlegten sie, die weitläufige Eigentumswohnung zu verkaufen, um in ein Haus umzuziehen.
    Sechs Monate später war es soweit und Stefan stand in seinem eigenen Garten. Ein helles, freundliches Haus in Berlin Grunewald. Sie hatten den größten Teil ihrer Ersparnisse geopfert, um hier leben zu dürfen, nicht weit entfernt von der Villenkolonie. Das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen, aber die Immobilienpreise waren im Keller, Berlin röchelte aus dem letzten Loch und war pleite.
    Stefan reckte sich und sagte: »Das gehört uns. Bezahlt von unserem Geld, Liebste. In der Nähe ist der Königssee, bis zur City sind es nur ein paar Minuten. Gebraucht, aber unseres.« Er legte Daniela einen Arm um die Schultern und zog die schlanke Frau an sich. Sie schmiegte sich in seinen Arm und Tränen des Glücks liefen über ihre Wangen.
    Oliver kam zu ihnen und blickte seine Mutter an. Er legte den Kopf schräg und musterte sie interessiert.
    »Warum weinst du, Mama?«, fragte er sachlich.
    » Weil ich glücklich bin.«
    » Und dann weint man? Solltest du dann nicht lachen?«
    Stefan, der nicht einmal in den letzten zehn Jahren seinen Sohn von oben herab angesprochen hatte, kniete sich auf Augenhöhe und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Freust du dich über dein neues Zimmer und das schöne Haus?«
    » Ja, Papa. Es ist super.« Olivers Gesicht war regungslos.
    » Ich spüre das nicht bei dir«, sagte Stefan. »Manche Kinder weinen mit, wenn andere weinen. Oder wenn du das nicht willst, könntest du vor Freude lachen. Oder singen. Oder albern sein.«
    » Albern sein ist Unfug«, sagte Oliver, drehte sich aus dem sanften Griff seines Vaters und stolzierte davon.
    Stefan erhob sich und blickte Daniela an. »Er ist so ... kühl.«
    Sie nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Er liest andauernd dieses Zeug. Das verwirrt ihn. Er ist doch noch ein Kind ...«
    » Dieses Zeug macht ihn klüger.«
    » Aber um welchen Preis?« Daniela sah ihren Mann hilflos an. »Sollte er nicht Fußball spielen oder vor dem Computer hocken oder Trickfilme anschauen? Und was tut er stattdessen? Er liest diesen Kram, den sogar die meisten Erwachsenen nicht kapieren.«
    Stefan lächelte und in seinen Augen las sie: Den du nicht verstehst!
    » Wenn du öfter zuhause wärst, wüsstest du, worüber ich rede«, sagte Daniela energisch. »Du müsstest ihn mal beobachten, wenn er liest. Er ist in einer anderen Welt und wenn ich ihn anspreche, sieht er mich an, als nehme er mich gar nicht wahr. Er blickt regelrecht durch mich hindurch. So wie damals, als er die Ratte angeschleppt hat.«
    » Die Ratte?«
    Ach ja, Stefan erinnerte sich wieder.
    »Genau so. So ... kalt.«
    Stefan ging zum Grilltisch, ein Sonderangebot au s dem Baumarkt mit Stromanschluss, ein echt geiles Teil, wie manche sagen würden, für Stefan ein dienlicher Gebrauchsgegenstand. Auf dem unteren Fach standen drei Flaschen Bier, von denen er eine entkorkte, den Flaschenöffner wieder akkurat auf seinen Platz legte, trank, sich in den weißen Kunststoffsitz fallen ließ und sagte: »Was meinst du genau?« Er hörte seiner Frau stets sehr genau zu, denn auch wenn sie manchmal schrecklich unwissend war, hatten ihre Worte ein emotionales Gewicht, wie er es vor ihr nie erlebt hatte. Manchmal verdrehte er innerlich die Augen, dann erinnerte er sich an ihr großes Herz und liebte sie umso mehr.
    Sie setzte sich neben ihn.
    Unser Garten! Unser Refugium! Wir sind eine glückliche Familie, haben keine Sorgen und einen wunderbaren Sohn, den wir über alles lieben!
    » Wie warst du als Kind?«, wollte Daniela wissen.
    Stefan grinste. »Du willst wissen, ob ich so war wie Oliver? Nein, so war ich nicht. Ich bekam so manche Ohrfeige
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