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Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Titel: Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
Autoren: Volker Ferkau
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für Töne, für Musik, für Geschmäcker, für alles, was wir mit Sinnen wahrnehmen.«
    » Also ist Oliver mit seiner Wahrheit nur einer von vielen?«
    » Seine Wahrheit weicht extrem von der Norm ab, vom kleinsten Nenner. Das ist der einzige Unterschied.«
    » Wenn du das sagst, klingt es so ... einfach, so ... harmlos.«
    » Ich wollte, das wäre so banal. Ist es aber nicht, denn ihm fehlt etwas Grundlegendes. Auf seine Weise ist er ärmer dran als ein Psychopath, der zumindest seine Empathie bewusst nutzen kann. In dieser Hinsicht ist unser Sohn blind.«
    » Dann ist er eine Maschine.«
    Daniela s Worte klangen so schlüssig, dass Stefan meinte, in den Magen getreten worden zu sein. Sie hatten den Unterton von Verlust, als sei Oliver gestorben. Als sei er nur noch eine Erinnerung.
    » Das ist er nicht«, sagte Stefan, der sich nicht sicher war.
    » Du belügst mich«, sagte Daniela. »Er ist kein menschliches Wesen. Ein menschliches Wesen kann weinen.«
    Einfache Worte, eine erschreckend schlüssige Aussage.
    »Daniela!« Stefan schnellte hoch. Er stützte sich auf die Hände, die Matratze gab nach, als würde er seine Frau lieben. »Du redest über deinen Sohn. Über unseren geliebten Sohn.«
    » Ja, wir wollten ein Kind. Wir wollten ein Kind, das wir liebhaben können. Und wir haben Oliver geliebt. Wir haben ihn mit Liebe regelrecht überschüttet. Und was haben wir davon? Nichts haben wir davon.«
    Stefan schnappte nach Luft. »Aber darum geht es doch gar nicht. Eltern lieben doch nicht, um etwas davon zu haben. Wenn man so liebt, ist das purer Egoismus. Wahre Liebe fordert keine Gegenleistung.«
    » Papperlapapp, du Klugscheißer!«, schnappte Daniela und setzte sich auf. Er rollte zur Seite. »Ich will kein Kind, dass kein Mitgefühl hat.«
    » Hör auf, bitte hör damit auf«, forderte Stefan sie auf. »Aus dir sprechen Frust und Wut und das verstehe ich.«
    » Jetzt weiß ich auch, warum er mich kaum jemals in den Arm nahm. Immer dachte ich, ich hätte was falsch gemacht. Warum er nie geweint hat. Warum er so brav war. Warum er nie sagte: Mama, ich liebe dich! Und stets dachte ich, ich sei eine schlechte Mutter. Verdammt, Stefan. Er hat mich benutzt. Er hat mich zu einem traurigen Menschen gemacht. Er hat mich zerstört!«
    Und nun weinte sie erneut, vornüber auf das Kissen und Stefan war hilflos und traurig.
    » Ja«, murmelte er. »Vielleicht sind wir nur gut in der Liebe. Du magst Recht haben. Aber ich werde das nicht zulassen. Ich werde um Oliver kämpfen. Mit dir oder ohne dich.« Seine Stimme wurde intensiver. »Mein Vater hat mich im Stich gelassen, meine Mutter ebenfalls. Und wie war es bei dir? Deine Schwester bekam alles, was sie sich wünschte und dich behandelte man wie Aschenputtel. Wenn es Eltern gibt, die wissen, wie es ist, zurückgesetzt zu werden, sind wir das.«
    Er schwieg und wartete, ob Daniela etwas sagte, doch sie schwieg. Sie kannte Stefans Geschichte und sie hatten oft genug deswegen getrauert. Er sagte: »Jeder Mensch hat seinen Platz auf der Welt, Liebste. Niemand wird versehentlich geboren. Und jeder Platz sollte ausgefüllt werden. Ich will wissen und erleben, wo der Platz unseres Sohnes ist. Dafür will ich alles tun, auch wenn ich daran zerbreche.«

8
     
    Es hatte vor vier Wochen begonnen.
    Jens Martin, ein Schüler aus der sechsten Klasse, wartete nach dem Schulunterricht auf jüngere Schüler. Er hatte seine Freunde dabei, zwei klotzköpfige Russenjungen aus der Hauptschule, genauso alt wie Jens. Sie schienen Jens’ Gymnasialintellekt zu schätzen, er ihre Muskeln und Rohheit.
    Sie stellten sich vor die Kleinen und forderten sie auf, das Taschengel d rauszurücken. Und wehe, der Bestohlene machte den Mund auf und verriet Jens. Guck dir meine beiden Freunde an. Die kommen dann und brechen dir jeden verdammten Knochen, ist das klar?
    Die Kleinen waren froh, nur ihr Geld abgeben zu müssen und ansonsten ungeschoren zu bleiben. Blaue Flecken schmerzten und diese Russen sahen nicht aus, als würden sie es dabei belassen. Na gut, wenn der Schreibarm gebrochen wurde, brauchte man zumindest die nächsten Klassenarbeiten nicht mitzuschreiben, aber es würde schrecklich weh tun.
    Nach einiger Zeit zückten die Kleinen schon automatisch ihre Geldbörsen, wenn Jens und seine Gospodins hinter einem Busch oder einer Garage her auftauchten wie böse Geister.
    Auch Oliver hatte auf diese Weise sein Taschengeld verloren.
    Und heute versuchten es die Mistkerle erneut.
    » He, Blonder.
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