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Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)

Titel: Ich bin kein Mörder: Thriller (Band 3 von 3 der "Mörder"-Trilogie)
Autoren: Volker Ferkau
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der Schulter. Er drückte und versuchte, eine Träne aus seinem Auge zu quetschen, aber das gelang nicht. Dennoch legte er ein hörbares Zittern in seine Stimme. Als David aufblickte, kreideweiß im Gesicht, sah er nicht aus, wie David, sondern wie ein anderer David, wie ein panischer David, eher so, als sei ihm eine spitze Schnauze gewachsen wie einer Ratte, und er sagte flach und drängend: »Ist nicht schlimm. Ist alles gut, Olli.«
    (Olli, liebe Güte!)
    »Du zeigst, was du gelernt hast. Das machst du sehr gut.«
    Vielleicht sollte er ihm das Messer auch noch in den Hals rammen. Vielleicht wäre David dann von Olli ganz besonders begeistert, nicht wahr?
    Die Stunde war vorbei.
    David schickte Oliver zum Bus, mit dem er nach Hause fuhr.
    Als er ankam, hatte Mama den Anruf schon erhalten.
     
     
    » Herr Normann sagt, er hat eine Prellung, sonst nichts. Er tut so, als sei das alles nicht weiter schlimm, sagt, es sei sein Fehler gewesen. Und warum ruft er mich dann an und bringt mich in Verlegenheit? Warum klingt seine Stimme, als würde er Oliver am liebsten den Hals umdrehen?« Daniela hatte sich wieder beruhigt und lag jetzt auf dem Rücken. Sie starrte an die Decke.
    Nebenan schlief Oliver, es war kurz vor Mitternacht.
    »Wir müssen einen ganz neuen Weg gehen«, sagte Stefan.
    Sie sah ihn an.
    »Er wird sich nicht ändern. Die Therapiestunden können wir uns sparen. Wir sollten endlich begreifen, wer unser Sohn ist. Er kann nichts dafür. Er ist so, weil er so sein muss. Und wir sind seine Eltern. Wir lieben ihn und haben bei seiner Geburt geschworen, ihn stets zu beschützen. Also gewinnen wir sein Vertrauen, nehmen ihn ernst. Behandeln ihn so, wie er es braucht und schließlich werden wir entdecken, was in seiner Seele, in seinem Verstand los ist. Vielleicht können wir nur auf diesem Weg Schlimmeres verhindern.«
    » Schlimmeres verhindern? Glaubst du ...«
    » Machen wir uns nichts vor, Liebste. Er wird älter. Und er wird nie Mitgefühl empfinden. In dieser Hinsicht ist er tot, kalt wie Eis. Er wird so handeln, wie sein mageres Gefühlsleben es ihm befiehlt. Und wir müssen dafür sorgen, dass wir diese Befehle früh genug erkennen, um ihn zu beschützen.«
    » Er wird niemals glücklich sein, sagte Herr Normann. Er lebt in einer öden Welt.«
    » Vielleicht haben wir noch nicht das für ihn gefunden, was ihm Freude macht. Möglicherweise sind wir zu ungeduldig. Wir müssen abwarten, hinhören, unsere gesunde Empathie auf ihn wirken lassen. Nur, wenn wir ahnen, vielleicht früher wissen was er will, können wir ihm seine Wünsche erfüllen. Und wenn sich irgendwann etwas herauskristallisiert, das ihn endlich glücklich macht, ein Ziel, das wir jetzt noch nicht kennen, wenn es soweit ist, dann werden wir für ihn da sein und ihn anleiten.« 
    » Wie willst du einen Menschen glücklich machen, der nicht glücklich sein kann? Einen Sohn, der dich zwar erkennt, aber dich vielleicht so sieht wie einen Hund oder wie eine Katze. Grau in Grau? Oder verzerrt? Oder als Märchengestalt?«
    » Er hat völlig klare Wahrnehmungen. Er weiß, was er sieht, zumindest kann er es einordnen. Aber er sieht es mit seiner eigenen Wahrheit.«
    » Wahrheit?«
    Da war es wieder. Sie begriff es nicht. Geduldig wie eh und je, denn er liebte sie so, liebte sie so sehr, erklärte er: »Jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit. Jeder sieht nur mit seinen eigenen Augen, seinen eigenen Sinnen, die so unterschiedlich sind wie die Menschen. Es gibt sieben Milliarden Wahrheiten. Für viele mag ein Bild schön sein, für andere ist es hässlich. Wie erkennen, dass ein Tisch eckig ist, aber wenn dir die Maserung gefällt, mag ein anderer Mensch sie abstoßend finden. Alles, was wir um uns herum wahrnehmen, geschieht mit unserer eigenen Wahrheit. Es gibt Wissenschaftler, die der Meinung sind, ein Baum sehe nicht aus wie ein Baum und eine Blüte nicht wie eine Blüte. Alles nur pure Energie in einem wahllosen Zusammenhalt. Sie sind lediglich das Abbild unserer Wahrnehmung, eben so wie ein Hund in schwarzweiß und eine Katze bei Nacht sieht oder wie Fliegen einen Rundumblick haben. Alles von dem, was uns umgibt ist variabel, sogar die Zeit, die von der Geschwindigkeit unseres Herzschlags abhängt. Wir Menschen haben uns lediglich auf den geringsten Nenner geeinigt, sodass Filmemacher wissen, was die meisten Menschen sehen werden, wenn sie im Kino sitzen. Und doch gibt es stets jene, die diese Bilder völlig anders in sich aufnehmen. Das gilt auch
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