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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein
Autoren: Tanja Steinlechner
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Wein und Gläser und bittet schließlich Cynthia ins Bad. Er hilft ihr beim Ausziehen, geleitet sie in die Wanne. Die Wärme bringt Entspannung in ihren Körper. Simon füllt Wein in beide Gläser, reicht ihr eines, trinkt einen Schluck, setzt sich dann neben die Wanne: „Nun, erzähl, wer sind sie und was haben sie mit meiner Cynthia gemacht?“
    Ein gequältes Lächeln huscht über Cynthias Mundwinkel, sie sieht ihn an:
    „Hast du den Stapel mit Anwaltsbriefen auf dem Küchentisch gesehen? Die ganzen Gebäude in Berlin, Leipzig, Dresden – keiner will da einziehen. Und die Läden machen schlapp.“
    „Ja, und? Da gibt es doch Mietgarantien, hast du mir gesagt. Und außerdem haben doch alle nur Steuergelder reingesteckt, die sie sonst gar nicht hätten.“
    „Die Mietgarantien halten grade solange wie die Garantiegeber. Und danach – Zinsen, Tilgung, Instandhaltung ... alles ist weiterzuzahlen. Da dürfen die Investoren Geld nachschießen, nochmal ihre Investitionssumme, aber diesmal aus versteuertem Geld. Das kann wehtun, und einige versuchen nun, mir mit Klagen und Gerichten wehzutun, schreiben Worte wie Betrug und Schadenersatz.“
    „Wie sollten sie das können? Du hast doch nichts Unrechtes getan, hast du mir immer wieder gesagt. Buchstäblich wurden Gesetze für die Investitionen gemacht, waren deine Worte. Wo soll da denn Betrug sein? Ich kann nicht glauben, dass du mir das alles nur vorgespielt hast!“
    „Ich habe niemanden betrogen, glaub ich“, antwortet Cynthia unsicher.
    Simon spürt die Schauder auf ihrer Haut, lässt warmes Wasser über sie laufen, trocknet sie, hüllt sie in weißes Frottee, führt sie umarmt zum Bett, legt sich zu ihr, hält sie fest, wischt ihre Tränen fort. Cynthia genießt seine Liebe, fängt ihren Atem wieder, bäumt sich auf, ihre Pupillen funkeln.
    „Ich habe dir doch erzählt, dass jeder ein wenig von den Gewinnen als Lohn für seine Arbeit nimmt? Ein paar haben angeblich mehr genommen, als ihnen zustand. Behaupten die einen. Ich hätte das wissen sollen, sagen meine Kunden. Anwälte schreiben mir, ich selbst hätte zu viel genommen.“
    Sie sitzt nun aufrecht, Rücken gerade, streift den Bademantel von den Schultern, streicht ihre Locken nach hinten, betont ihre Brust.
    „Auch ich habe viel Geld verloren“, spricht sie weiter, öffnet Simons Hemd, streichelt seine Brust, küsst ihn. Ihre Hand gleitet tiefer, ergreift sein Glied.
    Er fasst unter ihr Kinn, sucht ihren Blick, hält sie fest: „Haben wir beide verloren?“
    „Du vielleicht zwei Jahreseinkommen. Ich möglicherweise all mein Vermögen und meinen Beruf, ja, wir haben beide verloren.“
    Weich bleibt der Schwanz in ihrer Hand.

Die Waffe
Holger Nielsson
    Die Waffe ist eine Smith & Wesson Model 29, Kaliber .44 Magnum, Lauflänge 6½“.
    Die Oberfläche der Waffe ist brüniert. Das schwarze Metall ist kalt. Die Waffe ist schwer.
    Sie ruht in seinem Schoß. Der geriffelte Holzgriff liegt in seiner Hand. Allein der Griff hat die Wärme seines Körpers angenommen, die Wärme seiner Hand. Der Griff und der Abzug, auf dem sein Finger ruht. Er spürt die Kälte durch den Stoff seiner Hose. Er spürt die Schwere, als er sie hochhebt. Als er den Arm ausstreckt. Er zielt. Ein leichtes Zittern seiner Hand.
    Der Andere hat ein Profil bei
Gay Romeo
. Er begegnete dem Anderen, nach längerem Chat-Verkehr. Er begegnete dem Anderen im La Strada. Der lichte Raum, das glänzende Chrom, die Geometrie der Tische. Er, ganz in schwarz, unbewegt von dem Rhythmus der House-Musik, die dezent im Hintergrund spielte. Der Andere in seiner bunten Kleidung, seinem eng anliegenden D&G-Shirt, der blauen Hüftjeans, plapperte und lachte die ganze Zeit. Der Mund des Anderen mit seinen fleischigen Lippen, die platinblonden Haare mit ihrem Gel-Glanz, die zarten, gestikulierenden Hände mit dem Modeschmuckring. Später gingen sie zusammen fort, gingen in die Wohnung des Anderen. Dort nähme er Platz, in einem Sessel, in einem Sofa, schlüge die Beine übereinander. Er, schwarz in dem Sessel, in dem Sofa. Er reichte dem anderen das Tape. Der Andere ginge zu seiner Anlage und legte es ein:
Huggotron – Superkiller
. Danach verschwände der Andere kurz aus dem Wohnzimmer. Um den Wein zu holen. In dieser Zeit nähme er die Waffe aus seiner Tasche. Er legte sich die Waffe in den Schoß. So wartete er.
    Bis der Andere zurückkäme. In der einen Hand die Flasche Wein, entkorkt, in der andern zwei Chiantigläser, am Stil gekreuzt, zwischen den
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