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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse
Autoren: Josh Lieb
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selbstverständliche Begleiterscheinung ihrer Dummheit ist. Dumme Menschen sind immer engstirnig, weil sie es nicht besser wissen. Ich kann mich nur darüber amüsieren, wenn irgendein Gutmensch aus seinem bequemen Sessel heraus behauptet, Kinder hätten keine Vorurteile und würden erst von Er wachsenen lernen zu »hassen«. Toleranz ist eine er worbene Fähigkeit wie Fahrrad fahren oder Klavier spielen. Diejenigen von uns, die unter Kindern leben und sie in ihrer natürlichen Umgebung beobachten, kennen die Wahrheit: Sich selbst überlassen verbünden sie sich gegen Schwächere und tyrannisieren jeden, der auch nur ein klein bisschen von der Norm abweicht.
    Ich selbst weiche zufällig ein klein bisschen von der Norm ab.
    Was auch erklärt, warum mir Jordie Moscowitz genau in diesem Moment, um zwei Minuten nach zwei, im
Flur den Weg versperrt. »Oh, Entschuldigung«, piepse ich, kleinlaut wie eine Maus.
    Jordie legt mir lachend die Hand auf die Brust. 8 »Schon gut, Dicki, aber der Flur ist einfach zu schmal für uns beide.«
    Er sagt dies extra laut und dreht dabei seinen Kopf, damit ein paar Mädels, die vor den Schließfächern stehen, ihn auch ja verstehen. Seine öligen schwarzen Locken tanzen um sein speckiges Gesicht. Sein Mund verzieht sich zu einem schiefen Grinsen und entblößt dabei seine Zahnklammer, in deren Drähten immer noch das Rührei festhängt, das er zum Frühstück gegessen hat. Die Mädchen kichern. 9
    Das ermutigt Jordie zu einem weiteren Joke. Er öffnet den Mund, hält jedoch inne. Sein Gesicht erstarrt. Er sieht plötzlich müde, verwirrt aus. Und die Verwirrung verwandelt sich in Entsetzen, als ein fetter Furz aus seiner Jeans dringt und den ganzen Flur mit einem Gestank nach verschmorten Tennisschuhen erfüllt.
    Die Mädchen kreischen vor Lachen 10 und stürzen Hals über Kopf davon. Jordie sieht ihnen traurig nach. Dann reibt er sich seinen Nacken und geht.
    Jordie ist neu auf der Schule. Er kam zu Beginn des Schuljahrs. Sonst würde er gar nicht erst versuchen, mich lächerlich zu machen. Die anderen Jungs (und einige der größeren Mädchen) haben längst damit aufgehört, mich zu schikanieren, weil sie wissen, dass sie dann müde, schwach und durstig werden. Obwohl sie
den Grund nicht kennen, wissen sie es ganz genau. Die Erfahrung hat es sie gelehrt. Die kleinen Reptilienhirne in ihrem Kopf sagen es ihnen: Lass diesen Jungen lieber in Ruhe. Also tun sie es auch.
    Zwei Dinge machen dies möglich:
    1) Lazopril : ein Wirkstoff, den ich mithilfe meines ersten Chemiekastens 11 erfunden habe. Jeder, der ihm ausgesetzt ist, verliert die Fähigkeit zu feindseligen Handlungen und wird stattdessen von einer akuten Müdigkeit heimgesucht. Als Nebenwirkungen treten spontane, intensive Blähungen (von Wissenschaftlern als Flatulenz bezeichnet) sowie ein verzögertes Einsetzen der Pubertät auf. Genauer gesagt, verzögert jede Berührung mit diesem Stoff das Wachstum um zirka drei Monate. Früher habe ich ihn ohne Handschuhe zusammengemixt, was vermutlich erklärt, warum meine Geschlechtsteile noch so unbehaart sind wie ein frisch gerupftes Huhn.
    2) Pistol , Bardolph und Nym : meine Bodyguards. Das sind natürlich nicht ihre richtigen Namen. Es sind Tarnnamen, die ich mir aus einem Stück von Shakespeare geliehen habe, das mir früher mal gefallen hat.
    Es ist ihr Job, jedem, der mich belästigt, einen winzigen Pfeil in den Nacken zu schießen, der mit Lazopril behandelt wurde. Doch sie leisten mir auch andere Dienste, lassen die präparierte Zigarettenschachtel in Moorheads Brusttasche zurückgleiten oder drucken Fotos der über zweitausend versteckten Kameras aus,
die ich überall in der Schule 12 installiert habe, und legen sie in meinen Spind. Ich instruiere sie mit Hilfe des Senders, der in meinen Unterkiefer implantiert wurde. Ich brauche nur zu sagen , dass etwas passiert, und schon passiert es. Es ist wie Magie, aber viel teurer.
    Logischerweise gibt es mehr als drei von ihnen. Es gibt einen Pistol, einen Bardolph und einen Nym, die mich bewachen, wenn ich in der Schule bin. Es gibt einen Pistol, einen Bardolph und einen Nym, die mich nach der Schule bewachen. Und wenn ich nachts schlafe, ist ein anderes Trio für mich zuständig.
    Eines meiner Unternehmen ist für die Anwerbung neuer Mitarbeiter zuständig. Ich weiß nicht mal, wer von den Leuten in meiner Nähe meine Bodyguards sind; es ist sicherer so. Wenn ich angegriffen werde, will ich meinem Widersacher keinen Vorteil
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