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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse
Autoren: Josh Lieb
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Doch es macht das Leben leichter, sich an die Gesetze zu halten. Verbrechen sind was für arme Leute, und wer raubt schon seine eigene Bank aus?
    Doch mein zartes Alter ist natürlich ein Problem. Streng genommen darf ich gar nichts besitzen und auch keine Geschäfte tätigen. Ein zwölfjähriger Junge kann weder einen Vertrag unterzeichnen noch irgendeinen Deal mit einem Diktator der dritten Welt aushandeln. Ich muss mein Alter und meine Identität hinter Mantelfirmen, Kommandit- und Holdinggesellschaften verbergen. Außerdem brauche ich einen Strohmann als vermeintlichen Leiter meines Finanzimperiums.
    Aus diesem Grund zittert Lionel Sheldrake zu meinen Füßen.
    »Steh auf, Sheldrake!«, befehle ich sanft. »Und komm mit.«
    Sheldrake ist der Eckpfeiler meiner Tarnung. Eine Tarnung, die auf Täuschung beruht. Ich täusche meine Umwelt, indem ich mich dumm stelle. Darum sind die Assistentinnen der Zauberer auch immer so hübsch - damit sie dich ablenken, während der Zauberer dir in die Karten schaut. Täuschung ist Sicherheit.
    Einer meiner Untergebenen legt mir einen seidenen Umhang über die Schultern - so tief unter der Erde ist es doch ziemlich kalt. Der Umhang ist purpurrot, um der Farbe der Wände zu entsprechen - der Farbe eines Königreichs. Sheldrake und ich durchqueren die riesige Höhle. Über unseren Köpfen, in einem Gewirr von
Eisengerüsten, sind Techniker in weißen Kitteln damit beschäftigt, Prototypen meiner jüngsten Erfindungen zu bauen und zu testen. Einfache »Arbeiter« in roten Overalls befahren mit ihren Transportwagen die Tunnel, die zu einigen meiner Wolkenkratzer, Lagerhallen, Hubschrauberlandeplätzen und Flugzeugpisten führen. 19 Das ist die Schaltzentrale meines Imperiums. Ich habe vor zwei Jahren mit dem Bau begonnen und ihn letzten Sommer während eines zweiwöchigen Urlaubs auf Hawaii vollendet. Daddy dachte, er hätte die Reise in einer Lotterie gewonnen; in Wahrheit musste ich meine Eltern aus dem Haus haben, damit die Arbeiter den Schacht unter dem Gebäude ausheben konnten.
    Sheldrake stammelt eine Entschuldigung. Wegen eines verzögerten Meetings war seine Autokolonne verspätet, was meinen Bus aufhielt, weshalb meine Mom das Sandwich ruiniert hat. Doch ich habe jetzt keine Lust auf sein Gejammer: »Dann hättest du das Meeting eben zur vorgesehenen Zeit verlassen müssen«, murmele ich finster.
    »Aber ich habe mit dem Präsidenten gesprochen. Er ist durch das halbe Land gereist, um mich zu treffen. Da konnte ich doch nicht einfach aus dem Zimmer gehen«, stottert er.
    »Du bist Lionel Sheldrake. Du kannst tun, was immer du willst.«
    Manchmal begreift Sheldrake nicht, wie wichtig ihn mein Geld gemacht hat. In privater Hinsicht mag
er mein hündischer Lakai sein, doch für den Rest der Welt ist er ein Gott.
    Vor fünf Jahren habe ich meiner Mutter zwanzig Dollar aus dem Portemonnaie gestohlen. Das ist das große Verbrechen, das meinen Reichtum begründet hat. Ich habe das Geld benutzt, um zusammen mit meiner Großmutter im Untergeschoss einer Kirche Bingo zu spielen. Bei früheren Bingotrips mit Granny war mir aufgefallen, dass bestimmte Nummern und Buchstaben öfter gezogen wurden als andere. Ich nehme an, dass hat mit der Größe der Kugeln zu tun, auf die sie geschrieben sind. Ausgestattet mit diesem Wissen habe ich Teilnahmecoupons ausgewählt, die wahrscheinlich gewinnen würden - und kehrte um 500 Dollar reicher nach Hause zurück. 20
    Ich habe das Geld in einen bestätigten Scheck umgewandelt, mit dem ich im Internet einen Wertpapierhandel eröffnet habe. Der Rest ist Geschichte. Leider wurden ein paar Leute - vor allem beim Finanzamt - neugierig, nachdem ich meine erste Million gemacht hatte, und ich wusste, dass ich mich irgendwie schützen musste.
    Also schaute ich mich nach Schutz um.
    Ms. Guerra, die mich in der zweiten Klasse unterrichtete, scherzte immer, ich sei so dumm, dass ich mich auf dem Rückweg von der Toilette verlaufen würde. 21 Der wahre Grund, warum ich mich so oft vom
Schulgelände entfernte, bestand darin, dass ich nach einem geeigneten Strohmann suchte. Seltsamerweise entdeckte ich ihn vor derselben Kirche, in der ich mein Bingogeld gewonnen hatte. Ein Treffen der Anonymen Alkoholiker war gerade zu Ende gegangen, und die verlorenen Seelen versammelten sich draußen auf dem Bürgersteig. Einer von ihnen erregte sofort meine Aufmerksamkeit.
    Die AA sind eine großartige Ressource, um Geheimagenten zu finden. Viele dieser Kreaturen können auf
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